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Gottsched, Johann Christoph [Hrsg.]; Gesellschaft der Freyen Künste <Leipzig> [Hrsg.]
Sammlung einiger ausgesuchten Stücke der Gesellschaft der Freyen Künste zu Leipzig — 1.1754

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https://doi.org/10.11588/diglit.25957#0491
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466 XXXI. Vorlesung vsn dem wahren

lich zu vereinigen. Jch selbst bin zu Vollbringung dieser so noth-
wendigen als angenehmen Psticht ernannt wor'oen. So
hoch ich auch die Ehre schätze, an einem so wichtigen Tage,
vor einer so ansehnlichen Versammlung, öjfentlich zu erschei-
nen: so viele Schwierigkeiten hat mir dennoch das deurliche
Bewußtseyn meiner schwachen Kräfte hierbey verursachet.
Denn wie werde ich eS anfangen, daß ich mich Ihrer un-
schätzbaren Ausmerksamkeit vollkommen würdig inache?
Und waS werde ich Ihnen vorlesen, damit eö Jhnen nicht
vieleicht gereuen möchte, mich auf eine kurze Zeit gencigt
angehört zu haben? Sollte ich Sie denn etwa nur mir blo-
ßen Wünschen und erbaulichen Betrachtungen unterhalren?
Nein! denn so rühmlich auch dieseö an ßch sslbst wäre, so
wenig würde ich dennoch dadurch Jhrer Erwartung eine
hinlängliche Gnüge leisten. Jch will mich also nach der
eigentlichen Absicht unserer Gesellschast richten, welche da-
hin geht: daß wir uns insgesammt die freyen Künste und
Wistenfchaften zu erlernen, und durch diefe unfere Bemü-
hung, daö Reich derselben zu erweitern vorgesetzet haben.

Keiner von uns allen aber wird sich überreden, als ob wir
die ersten waren, welche sich dergleichen rühmliche Absich-
ten vorgesetzet hätten. Schon in den vergangenen Jahr-
hunderten hat man sich, obgleich nicht allezeit mit dem be-
sten Erfolge, angelegen seyn lasten, die freyen Künste und
schönen Wissenschasten zu erlernen, und ihren eigentlichcn
Urfprung sorgfältig aufzusuchen. Es ist alfo, wie ich glau-
be, ein nicht geringer Theil unserer Pstichten, daß wir
uns auch um die Bemühungen unserer Vorfahren, welche
sie in diesem Theile der Gelehrsamkeit, in den vergangenen
Zeiten auf sich genommen haben, bekümmern. Jedoch
wo finden wir ihre Gedanken und Begriffe bester abgebil-
det, alö wenn wir ihre in dieser Art hinterlastene Schrif-
ten aus dem Staube der Vergessenheit aufsuchen, und sol-
che genau und unparteyisch prüfen? E§ fehlet uns auch an
dergleichen alten Büchern nicht, welche einer genauern Un-

tersu-
 
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