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Gespräche im Reiche der Todten: als wahre unpartheyische Beschreibung von d. Ursachen, d. Anfange, u. d. merkwürdigsten Begebenheiten d. Krieges — 1.1756(1757) (Nr. 1-10)

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https://doi.org/10.11588/diglit.22636#0010
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Vorfahren haben, ohngeachtet ihres Wunsches, zu keiner nähert
Einsicht der Gewißheit in so mancherstp Dingen gelangen können.
Und noch ist dieser Schatz ein Haufen kostbarer Steine, und ungemein
seltener einzelner Stücke, ohne, daß ein jedes derselben an feine
Stelle eingerücket, und mit einem andern Verbund s wäre, daß man
diese Säule Deutschlands mit ihrem Grund, Verkleidungen und
Verzierungen lm Ganzen erblicken könnte- Daran ist noch stark
zu zweifeln, ob wir den Scribenten m unfern Tagen noch erleben
werden, der uns von dem gegenwärtigen Kriege eine hinlängliche Ge-
schichte lieferte. Keiner der Kriegführenden Theile wird einen Mann
dazu ansetzen, der solche aus den Archiven und Cabineten hera^ssuch-
te. Denn, wenn es Friede wird, so muß eine Amnestie zum voraus
declariret werden, und der Scribente würde nur Wunden aufdecken,
bey deren Erblickung die Interessenten eine schmerzliche Empfindung
hätten, und die noch frische Narbe allezeit das Anzeichen wäre, daß
sie noch nicht vollkommen ausgeheilet worden.
§. 2.
Und wie sind denn auch die Quellen beschaffen, aus denen man
dermalen nur das, was in diesem Kriege vorgegangen, betrachten kau?
Dbeils erklärt ein Theil, dem man zur Last leget, daß er dies und
jenes ausgeübt habe, solches für nichtig, falsch, und als gehäßrge
Vorstellungen von seinem Verfahren, wenn auch vor Kaiser und
Ruch solches in öffentlichcnSchrstten vorgsteget worden wäre. Theils
behauptet der Andere solche nach einer moralischen Gewißheit, und
stehet Kaiser und Reich um Hülfe und Rettung darüber an. Beede
Theile treiben die Kunst des Wahrscheinlichen aufs Höchste. Aus
dem Lande selbsten, wo dergleichen geschehen styn sollen, kan man die
Nachrichten nicht erhalten. Denn der, so die Last empfindet, sichet
vor Schmerzen nicht, wie sein Nachbar leidetz, und em Jeder hat
nach stimm Stande seine Plage, daß er sich nicht bekümmert, in wel-
cher Art der andere leide. Der Briefwechsel ist verbotten; und die-
ses Verbot hat wieder seinen Grund, weil der Umerchan mehr ge-
schrieben als er nach der Wahrheit verantworten können, und sein
Unglück größer gemacht, als es würklich gewesen, weil der Haß ge-
gen die fremde Macht, die in seinem Lande steht, die meisten Erzäh-
lungen übertrieben, und sich einen Retter da gesucht, wo eigentlich
der Feind sich noch nicht als einen Feind erkläret. Die öffeml-chen
Sraaes-
 
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