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Gespräche im Reiche der Todten: als wahre unpartheyische Beschreibung von d. Ursachen, d. Anfange, u. d. merkwürdigsten Begebenheiten d. Krieges — 1.1756(1757) (Nr. 1-10)

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Das achte Stück
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https://doi.org/10.11588/diglit.22636#0538
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pfet ist, in der Historie eine grosse Anmerkung mache»/ wie es möglich gewesen, daH
in Zeit von einem Monath ein Prinz mit zSoos. Mann einen Sieg gegen 64-70000«,
erfochten/ sein souveraines Herzogtum darauf fast schon ganz in den Händen sei-
nes Feinds / durch eine Belagerung und ein Treffen/ auf eine besondere Art sehen
müssen/ und dieses Herzogtum wieder erobert; so/ wie es unbegreiflich zu seya
scheinen wird/ daß eine Prinzcßm den Schlüssel zu dem L-md, worüber sie streitet,
gefunden/ eine Festung erobert/ in welcher sie eine Mannschafft bezwungen/ die sich
aufs äusserste gewehret, und eine Bsuthe,gefunden, die öffters bey den siegreichsten
Bataillen dem Ueberwinder nichtin dre Hände fället; daß sic eine Armee geschlagen,
deren Retranchements ihre Völker vorhero ganzer 6. Wochen sich nicht getrauet am
jugreifen, daß sie die Hauptstadt des Landes bezwungen/ und eine Königl. Beuthe
darinn angetwffen, und daß sie in iz. Tagen diese Conquete verlohren, ihre Armee
weit bis über dre Helfte eingebüstet, sich aus dem Lande, darinnen sie festen Fuß ge-
fastet, zurücke gezogen, und auf der Gefahr stehet, .daß sie hie erstere Festung eben
auch bald in der Gewalt ihres Feindes sehen müsse.
R von Pohl. O ! soll ich mich dann abermal dazu bereiten, daß ich eine Reihr
unglücklicher Falle vor meinen Augen sehe, welche meinen geliebten Landen die Hof»
nung noch weiter entfernen, als sie schon ohnehin von ihnen gewichen.
R von Pr. Hier wird der Ausruff eines leidetragenden Geistes nicht viel gel-
ten. Die Welt hat mit dergleichen zu thun. Und wir beede.waren zu solchen Ver-
änderungen gebohren,daß wir uns allezeit in solche schicken sollten. Die Vorsehung
die sie bestimmet, daß sie kommen sollten, macht durch sie die Begierde nach dem
Frieden aufrichtig, sie gründet die Säulen, aufdenen er unbeweglicher errichtet wer-
de, und läst ihre Verherrlichung merken, wie die Grossen der Welt von ihr allein
die Gesetze und Granzen ihrer Unternehmungen annehmen müssen; sie stärket den
Arm der.Helden und verkürzet ihn, daß ihre Mach? allein erkennt werde, und läs-
set Blut vergiessen, wessen aufsteigendrr Rauch endlich den Thau des Friedens wie-
der auf die Erde bringe, der die matten Völker erquicke.
R, von Pohl. Diese Moral, Madame ! war uns in unfern Cabinetten das Mit-
tel für unfern Kummer. Die grosse Welt glaubet, daß die Vorsehung alle Anschlä-
ge bestimmet, und ha sie bestimmt sind, hinausführen werbe: I.der Theil behau-
ptet, daß seine Unternehmungen das Beste der Welt zum Endzweck haben. O Frie-
de! wie lange wirst du noch ausbleiben müssen, bis dich erst, die Grossen der Welt
als das Mittel ansehen, daß ihre Absicht erreichet werde.
K. von pr. Sagende vielmehr, Madame! daß die Helden nun bald des Schla-
gens müde sind, und dies das Anzeichen seye,daß endlich balde der Friede in unsere
Gränzen komme. Ich werde das Vergnügen haben, Sie in Dero ferner» Erzch-
lung und bey unserer nächsten Zusammenkunft daran zu erinnern.
R- von Pohl. Und ich werde Oenenseiben bald genug erscheinen, daß mir die-
ses angenehme Anrrbrerhen in die Erfüllung gehe. Zwischen uns können ohnehin
diejenigen Widersprüche sich nicht finden, die ein verwandtes Herz in noch grosse-
re Kränkung setzen. Die Empfindungen, so uns Thranen erwecket, rührten
von dem Ancheil her, den wir an dem Schicksal der ttnsrigen hatten.
Hier erklären wir sie einander, wie unser Herz in der
Welt dachte.
 
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