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Gespräche im Reiche der Todten: als wahre unpartheyische Beschreibung von d. Ursachen, d. Anfange, u. d. merkwürdigsten Begebenheiten d. Krieges — 1.1756(1757) (Nr. 1-10)

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Das neunte Stück
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https://doi.org/10.11588/diglit.22636#0595
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Gemahl erhielt durch meine Besserung die Hofnung, daß sich auch meine Nieder«
kunft glücklich anlassen mögte- Das Beylager der Prinzessin konnte auch den
May vollzogen werden, und den 4ten Tag darauf brachte ich zur Freude meines
Gemahls ihme den nun am Leben ftyenden Vierten Prinzen, August Ferdinand/
zur Welt. Es schiene aber auch, als wenn dieser MonathMPmir besonder» Fal»
len abwechseln, und daß eine Freude bald wieder Lurch schmerzen und,Sorge» ab-
gelöset werden sollte. Denn, den 29. May hatte Abends ein Donnerschlag die Kir-
che St. Peter und den daran neuerdauten prächtigen Thurn entzündet, und die
ganze Stadt Berlin in grosse Gefahr gesetzet, da das nahgelegene Pulver-Magazin
zu NeU'Eölln leichtlich durch die fliegenden Flammen hätte können angeflecketwer-
den. Indessen war die Reise meines Gemahls nach dem grossen.Lampement zu
Radewiz in der Gegend Mühlberg, welches der König von Pohlen angeordnet, und
unfern Hof hiezu eingeladenhatte, festgesetzt, wohin er den zten Iunii nebst dem
Cron - Prinzen, und einer Suite von mehr als 200 Offrcicrs abgicng.
R von Pohl. Es sind besondere Falle, die LuerMastssätm so wenigen Mona-
then erfahren müssen, und man siehet daraus, daß auch Königinnen die betrübtesten
Schicksale sehr empfindlich erleben müssen, damit sie dadurch Gelegenheit finden der
Welt Beyipiele des Muths und einer grossen Seele zu zeigen. Ich kan mich hiebey
nicht enthalten, mein eigenes Schicksal zu beklagen, und eben der Besuch, den Euer
Majestät Gemahl in diesem Jahre 1770. unserm Hofe gegeben, erinnert mich an
den Wechsel aller Glückseligkeit. Damals müsse die ganze sächsische Armee zur
Pracht eines Königs zusammen ziehen, und nun iss sie durch eben den Prinzen, dem
sie damals die Manoevres zur Ehre undHust machte, ruiniret, und von ihme, als ih-
rem Ueberwmder gefangen,zerstreuet/undzum ganzlichenVerfall gebracht worden-Ich
weiß gar wo!, wie noch damals beede Könige im engsten Verträum ihr Vergnügen ge,
theiiet, und der Nachfolger des einen ist nun durch denNachfslger des andern bedruckt,
ftine Hcrrlichkeit geschwächt und verdunkelt, und seincchande in den äussersten Rum
gesetzer worden.
R- v. pr. Euer Majestät dürfen den Grund dieser Klagen nur in DeroEigenem auf-
suchen, und die Umstände der dermaligen Zeiten nicht mit dencn^.i/zo. Vereinbahren,
so werden Sie das ganzeSchicksal,foSie seit einiger Zeit betroffen, mdeme Sie solches
erkennen, auch als eine natürliche Folge betrachten können^die sich «Dachsen selbst zuge-
zogen.Dero Aufmerksamkeit scheint durch dieKiagen, die in dtesenGegenden nicht mehr
statt finden, gestört zu werden, da ich nun,woferne ich nicht meine Lebensgeschrchte nur
halb und halb erzehien soll, noch vieles werde melden müssen, welches Ihnen meine
Unterredung verdrüßlich machen könnte, so dürfte es am besten seyn, daß wir dasselbe
bis zu einer ferneren Zusammenkunft versparen.
R v. Pohl Ich habe mich schon wieder gesammlet,daß ich DerofernereErzehlung
mit gleicher Begierde vernehmen könnte. Doch eine nochmalige Unterredung zwischen
uns wird mir das Vergnügen geben,die Geschichte Euer Majestät vollends anhörm
zu können.
R-v-Pr- Wir wollen alsdenn soviel Raum zwischen unfern Erzehlungen lassen,
baß wir der Schlacht bey Lissa nicht vergessen.
K. von Pohl. Meine Wunde ritzet wieder auf, wenn ich an diese gedenke.
 
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