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Geymüller, Heinrich von; Geymüller, Heinrich von [Contr.]
Die Baukunst der Renaissance in Frankreich (Heft 2): Struktive und ästhetische Stilrichtungen, Kirchliche Baukunst — Stuttgart: Bergsträsser, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.67518#0274
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592

8 io.
Beispiele.

811.
Beispiele.

An der Südkreuzfront von St.-Eußache zu Paris sind in den beiden Rosen der senkrechte und der
horizontale Durchmesser zu einem kräftigen griechischen Kreuz gestaltet. Dem halben Radius entspricht
ein innerer Kreisslab, auf welchem die Pfosten der sechzehn radianten Arcaden ruhen, die den äusseren
Kreis theilen. In der unteren grossen Rose wird der innere Kreis nur noch von Diagonalsläben getheilt.
In der oberen ist das Kreuz die einzige Theilung des inneren Kreises.

2) Fenster des Stils Marguerite de Valois.
Aus dieser reizenden Phase sind zum Glück einige Beispiele vorhanden, die
man mit einiger Berechtigung zu derselben zählen darf.
Die Zwillingsfenster des Kapitelsaales des Kloslers zu Fontevrault von 1541 haben eine jonische
Mittelsäule mit einer vorspringenden gebälkartigen Platte, welche die Rundbogenarchivolten und auch die
fünf Rippen des Gewölbes des Kreuzganges aufnimmt.
Im Kreuzschiff von St.-Pierre zu Tonnerre ist ein gutes dreitheiliges Fenstermasswerk, dessen Mittel-
feld mit Segmentgiebel zwischen durchbrochenen Seitenconsolen abschliesst.
Wir sahen Troyes und seine Umgebung reich an Portalen aus dieser Zeit;
ebenso findet man daselbst einige schöne Fenster.
Gute Fenstereintheilungen findet man in St.-Nizier zu Troyes, dreitheilig, unten mit drei gleich
hohen Bogen , darüber in Kämpferhöhe je seitwärts ein Rundbogen und in der Mitte ein dritter , höher
unter dem Scheitel des Spitzbogens. Eine andere Eintheilung zeigt St.-Jean Baptiße in Troyes. Der
obere, höhere Mittelbogen schliesst mittels eines Spitzgiebels an den Spitzbogen an und statt der unteren
drei gleichen Bogen ist eine horizontale Verbindung der Stäbe hergestellt. Im breiten Rundbogenfensier
über der Thür der Kirche zu Pont-St.-Marie bei Troyes (um 1550) ist in Kämpferhöhe ein kleines Gebälk
über zwei Zwillingsfenster durchgeführt; ein Mittelpfeiler mit Blendnische für eine Statue ist darunter an-
gebracht, während der Baldachin allein als Mittelpfosten das Halbrund über dem Kämpfer theilt.
3) Fenster der Hoch-Renaissance und des XVII. Jahrhunderts.
Auch während der Hoch-Renaissance wird öfters Masswerk in den Fenstern
beibehalten und zwar als eine leichte Theilung im Gegensatz zur kräftig behan-
delten Fensterumrahmung.
Eine der glücklichsten Dispositionen von Masswerk als Theilung von Fenstern der Hoch-Renaissance
zeigen drei Fenster einer Capelle an St.-Laurent zu Nogent-sur-Seine. Die Fenster sind als kräftige Rund-
bogenarcaden gebildet. Zwei schlanke schmale Pfosten, als feine Pilaster gegliedert in die Laibung gesetzt,
tragen die obere Hälfte des Kämpfergesimses, welches durch das Fenster geführt ist. Ueber demselben
setzen die Pfosten fort und sind im Mittelfeld durch einen Rundbogen verbunden, von dessen Kämpfer
kleinere Bogen in die Krümmung des Intrados des Fensters übergehen. Das Ganze wirkt ruhig, klar,
verständlich, ohne ssaue, kraftlose Curven , die in solchen Fällen so häufig hier vorkommen. Sie fallen
vermuthlich in die Zeit von 15 5°—60.
Aehnlich wirkt das einfache Masswerk von St.-Euf'ebe in Auxerre, weil innerhalb einer breiten
Archivolte zwei schmale Stäbe das Fenster in ein breites und zwei schmälere Seitenfelder theilen. In
Kämpferhöhe geht aber ein horizontaler Stab durch, über welchem drei Rundbogen im Anschluss an die
Archivolte und die Stäbe den Raum theilen.
In derselben Kirche findet man eine schöne Fensterumrahmung. Eine gekuppelte jonische Ordnung
begleitet das Fenster bis zur Kämpferhöhe und dann eine cannelirte korinthische den Bogen, den sie über-
ragt. Der Zwischenraum über demselben ist mit umrahmten Füllungen geschickt ausgefüllt.
In anderen Fällen wird das Masswerk kräftiger gebildet wie ein Aufbau mittels
einer kleineren Säulen- oder Pilasterordnung.
Am Seitenschiff von Ste.-Clotilde im Grand-Andely sind die Fenster der Capellen fünftheilig.
Die Pfosten sind als kräftige jonische Pilaster gebildet, deren Gebälk die zwei äusseren Joche überdeckt,
während es als Kämpfergesims der Rundbogen über den drei mittleren Jochen dient. Dies Gebälk springt
nur nach aussen und innen vor; seitwärts ist der Architrav allein profilirt, das Gesims dagegen glatt ab-
geschnitten. Ein Theil dieses Fensters ist in Fig. 163 sichtbar.
Im Nordkreuz derselben Kirche (um 1550) zeigt das Fenster, welches rechts an dasjenige von
Fig. 181 anstösst, eine glücklichere Masswerkeintheilung. Ueber den vier Säulchen der triforiumartigen
 
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