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Geymüller, Heinrich von; Geymüller, Heinrich von [Mitarb.]
Die Baukunst der Renaissance in Frankreich (Heft 2): Struktive und ästhetische Stilrichtungen, Kirchliche Baukunst — Stuttgart: Bergsträsser, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.67518#0275
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Bildung erheben sich vier schlanke Rundbogen bis zum Kämpfer, dessen oberste Glieder über denselben
durchgeführt sind. Ueber ihm beginnt das Masswerk des Bogenraumes durch vier als Eselsrücken
gebildete Bogen, den unteren entsprechend. Ueber deren Scheitel beginnt eine zweite Reihe ähn-
licher Bogen; dann eine dritte bis zum Anschluss an die Archivolte. Diese Eselsrückenform bildet ein
Gessecht, das weniger unangenehm und kraftlos wirkt, als wenn es aus Kreisen oder Ovalen bestünde, wie
man es an manchen Fenslern von St.-Eußache zu Paris sseht.

4) Das Stichbogenfenster im Monumentalbau.
Geradezu beleidigend wirken Stichbogenfenster an einem Kirchenbau von irgend 8l2-
, r- • 111 1 r 1 1* Stichbogen-
welchem monumentalen Anspruche. Sie verkünden laut, dals man weder die Fenster.
Mittel hatte, gute Stürze zu haben, noch hinreichenden Raum entfalten wollte, um
Rundbogen zu wölben. Namentlich wirken sie verletzend in Verbindung mit den
antiken Ordnungen wie am Invalidendome zu Paris (Fig. 205).
Jacques Lemercier wendet sie an der h'agade der Sorbonne-Kirche (um 1629) vielleicht zuerst an
(Fig. 257). Derselbe nach 1652 oder Methezeazi am Oratoire zu Paris seit 1621. Die Fenster an J. Le-
rner cierz Oratoire 1621—30 haben die Fensterstichbogen und ein Gesims von gleicher Form, welches auf
den Ohren des Fensterrahmens ruht. Unter dem Rahmen ein Draperiegehänge mit ssatternden Bändern. Das
ziemlich glückliche Gleichgewicht in der Vertheilung dieser Formen darf man anerkennen, der Seele aber
sagen sie gar nichts.

f) Arcaturen, Bekrönungen und Balustraden.

Ueber dem Hauptportal der Kirche zu Caudebec-en-Caux bilden karyatiden- äs-
artige Figuren eine Art durchbrochene Arcatur, welche die Thürmchen über den
Strebepfeilern verbinden. Sie scheint aus der Zeit vorgeschrittener Früh-Renaissance
zu slammen.
Als Arcatur oder Statuenreihe vor Nischen ist diejenige der Fa<;ade der
Kathedrale zu Angers, etwa 1540, mit acht Traveen und die über dem Portal der
Kirche zu Montresor (siehe Fig. 153) zu nennen.
An der sehr reichen spätgothischen Fagade der Kirche zu Caudebec-en-Caux 814.
gehen einige der oberen Theile in sehr durchbrochene Früh-Renaissance Bekrönungen Bekron"nsen
o ö ö und
des Stils Franz I. über, so an den drei thurmartigen Strebepfeilern zu beiden Seiten Balustraden
des Mittelschiffs. de’'
Früh-
An der nördlichen Seite der Kirche zu Gisors, unter dem Fenster rechts vom Renaissance.
Kreuzschiff, ist, scheinbar bloss als Decoration, ein sehr hübsches Balustradenmotiv
angebracht. Der untere Theil besiehl aus Medaillons mit Köpfen, der obere aus
kleinen Candelabern, die Korbbogen tragen.
In den Balustraden der Kirche Notre-Dame des-Marais in La Ferte-Bernard kommen Figuren vor,
die nach Palußre die sieben Tage der Woche, den König von Frankreich, seine Pairs, sowie die »tem-
peraments de la Medecine« darstellen.
An der Hoch-Renaissance-Capelle an St.-Laurent zu Nogent-sur-Seine ist die krönende Balustrade aus 815.
Platten gebildet, die mit gitterartigen Mustern durchbrochen sind. Jede Travee hat drei Felder. Ueber Beispiele der
dem mittleren ist je ein reicher Aufsatz, und kräftige Piedestale mit Obelisken trennen die Traveen. Hoch-
All der Kirche Ste.-Clotilde im Grand-Andely sind die Wasserspeier, um 1550,
als reiche Vasen behandelt. Am unteren Gesims werden sie von zwei aus der
Mauer hervortretenden, Fig. 163 nicht dargestellten, Händen, am oberen durch eine
Console getragen.
An der Kirche von Le Mesnil-Aubry ist aussen, als Abschluss des Mittelschiffs,
ein dorisches Gesims mit Metopenfries durchgeführt.
 
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