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Geymüller, Heinrich von; Geymüller, Heinrich von [Mitarb.]
Die Baukunst der Renaissance in Frankreich (Heft 2): Struktive und ästhetische Stilrichtungen, Kirchliche Baukunst — Stuttgart: Bergsträsser, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.67518#0234
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552

738-
Einleitendes.

16. Kapitel.

Der Kuppelbau.

Die grössten Leistungen der Kirchenbaukunst in Italien sind mit dem Kuppel-
bau verbunden. Ebenso nimmt man gewöhnlich an, dass die Einführung dieser
Form in Frankreich die bedeutendste Erscheinung der kirchlichen Architektur dieses
Landes nach dem Aufhören der Gothik bilde1143). Es scheint uns daher angezeigt,
die Kuppelbauten in einem besonderen Abschnitt und im Zusammenhange zu be-
sprechen.
Man hat vollkommen Recht, wenn man sagt, dass der Bau eigentlicher Kuppel-

Chapelle de la Touffaint in der Kathedrale zu Toul1146).


kirchen in Frankreich erst unter Ludwig XIII. beginnt. In Paris sind sie sämmtlich
zwischen 1613 und 1680 begonnen worden. Wir finden jedoch schon im XVI. Jahr-
hundert eine Anzahl Kuppelbauten — allerdings mehr als Capellen von mittlerer
Grösse — die in Bezug auf Originalität, und durch die erfinderischen Eigenschaften,
welche die Architekten an ihnen entfaltet haben, vielleicht ein grösseres Interesse
U43) Leon Vaudoyer, einer der bedeutendsten französischen Architekten des XIX. Jahrhunderts, Erbauer der neuen
Kathedrale von Marseille, schreibt hierüber in seiner vortrefflichen Studie über die französische Architektur Folgendes: Ce fut
uns conquete dont les ardiitectes du ije si'ecle enrichirent l'' architecture frangaise et dont il faut leur faire honneur, car
la forme d'une coupole esi certainement la plus propre d caracteriser dignement la puijfance et la grandeur de la religion
catholique ; aus/l ne craignons-nous pas de le dire, les eglifes du iqe fi'ecle, quoique compofees sozis l' inssuence d'un goüt
deja corrompu et d'apres des principes qui ne pouvaient engendrer qu'une architecture batarde, ne lais/ent pas cependant
que de prejenter dans leur ensemble un aspect noble et grandiofe tout aufsi sufceptible d' exalter les fentiments religieux que-
les plus helles eglises gothiques des siecles anterieurs. Siehe: Patria, La France ancienne et moderne a. a. O., Bd. II, S. 2178.
 
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