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Geymüller, Heinrich von; Geymüller, Heinrich von [Mitarb.]
Die Baukunst der Renaissance in Frankreich (Heft 2): Struktive und ästhetische Stilrichtungen, Kirchliche Baukunst — Stuttgart: Bergsträsser, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.67518#0040
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358

488.
Ursprung
dieses
Stilprincips.

Primaticcid s 7912 Livres für mehrere Blöcke und Stücke Marmor für den König
bezahlt an Etienne Troisrieux und Maiftre Dominique Berthin, architecte du Roy,
cappitaine de Luc hon 791 792)«.
1597 sollte Pierre Biard zu einem Grabmal bei Bordeaux weissen Marmor für die Figuren nehmen
und für das Uebrige farbigen (tout le reße de marbre de couleur, le tout tel et plus beau quy J~e pourra
trouver au mont Pyrene
Im Hötel-de-Ville zu Lyon ist in der Marmor-Galerie aus der Zeit Ludwig XIV. »Rouge de Langue-
doc« verwendet; ebenso im Palais zu Versailles. Man findet ihn sogar als Roffo di Francia in den
Säulen mehrerer Altäre der Certofa bei Pavia (um 1695).

7. Kapitel.
Einige Entwickelungsformen des Pfeilerbaues
und seiner Gliederungen.
a) Compoßtion mit vertical durchgehenden Pfeilern.
Wir hatten bereits Gelegenheit, hervorzuheben, wie, im Gegensatz zum
Uebergangsstil Carl VIII. und Ludwig XIL, bei der eigentlichen Früh-Renaissance
Franz I. von einem durchgeführten bestimmten äslhetischen Princip die Rede sein
könne (siehe Art. 113, S. 106). Dasselbe besleht in einer vollständigen und harmo-
nischen Uebersetzung einer ganz gothisch gedachten Composition in die italo-antiken
Einzelheiten Norditaliens (siehe Art. 114, S. 110).
Mit den Mitteln dieses ästhetisch - constructiven Stilprincips ausgerüstet, haben
nun die Architekten der Zeit Franz L, und zwar meistens seine eigenen könig-
lichen Meister, eine Anzahl Werke geschaffen, in welchen, obgleich der Gedanke
des structiven Kernes und der technischen Mittel ein gothischer bleibt, neue Anlagen
und Formen von Bautheilen entstanden, die durchaus originale Neuerungen der
französischen Früh-Renaissance bilden. Man darf vielleicht sogar von neuen Gedanken
und Errungenschaften auf dem Gebiete der architektonischen Gliederung sprechen,
die für untere Gegenwart und auch für die Zukunft lehrreich sein können.
Der Ausgangspunkt für diese Werke ist gothisch und beruht auf jener fundamentalen Wichtigkeit
des Pfeilers, der Stütze im gothischen Stil, die uns veranlasst hat, ihn als »Stützenstil«, im Gegensatz zur
Renaissance als «Raumstil» zu bezeichnen (siehe Art. 449, S. 335).
Im gothischen Bündelpfeiler sind vom Fussboden der Kirche bis zum Schlussstein der Kreuzgewölbe
sämmtliche tragende Functionen des Innenraumes individualisirt und in der Continuität der Dienste und
Rippen in »durchgehender« Weise ausgesprochen. Zwischen diesem durchgehenden Pfeilergerüst werden
die Mauern, was von ihnen übrig bleibt oder sie ersetzt, einsach wie eingesetzt und dazwischen gespannt.
Indem die Renaissance vielfach Formen wieder einführte, die, wie die Gebälke,
dem antiken Principe horizontaler Decken entnommen sind, konnte in solchen Fällen
nicht mehr wie bei einem gothischen Pfeilerorganismus ein allmähliches contrastloses
Herauswachsen der Rippen aus den Diensten erfolgen. Daher wird ein zweites
Stützensystem zwischen die durchgehenden Glieder eingeschoben und an sie seitlich
.angerückt, welches nicht mehr seinen Ursprung dem Princip des Aufwachsens,

791) Siehe: Les Comptes des Batiments du Roi, Bd. II, S. 55.
792) Siehe: Nouvelles Archiv es de V Art fran^ais, 3. Serie, Bd. II, S. 180.
 
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