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Geymüller, Heinrich von; Geymüller, Heinrich von [Mitarb.]
Die Baukunst der Renaissance in Frankreich (Heft 2): Struktive und ästhetische Stilrichtungen, Kirchliche Baukunst — Stuttgart: Bergsträsser, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.67518#0261
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579

if. Kapitel.
Einzelne Theile des Aeusseren der Kirchen.
Weil die Zahl der ganzen Kirchen oder grösserer zusammenhängender Theile
derselben eine allzu geringe ist und man aus diesen allein nicht nur eine unvoll-
ständige, sondern eine ganz falsche Vorstellung von dem Stil und seiner Leistungs-
fahigkeit gewinnt, sehen wir von einer systematischen Darstellung aller Entwickelungs-
formen ihrer Einzelheiten ab und beschränken uns auf das Nachfolgende:

a) Vorplätze, Vorhöfe und Vorhallen.
Vor der Faijade der Kirche zu St.-Calais (Fig. 152) dehnt sich in der Breite 777-
derselben ein mit Balustraden umgebener Vorplatz terrassenartig aus, zu dem in der °‘PUtze-
Mitte etwa neun Stufen hinaufführen. Vor derjenigen zu Pencran, in der Bre-
tagne1207), giebt es eine Freitreppe, in der Mitte und an beiden Seiten von
sculpirten Wangen begleitet, die mittels Consolenformen, welche mit senkrechten
Theilen abwechseln, die Stufen einfassen. Originell gebildete Pforten bekrönen sie.
Vor der CJiapelle Sie.-Catherine zu Maignelay bei Clermont in der Picardie
ist ein Vorplatz, mit Brüstungsmauer umgeben. Zu beiden Seiten des Eingangs
desselben erheben sich schlanke candelaberartige Pfeiler 1208).
Du Cerceau hatte in seinem Projecte einer FaQade für St.-Euftache zu Paris 778.
(Fig. 156) einen Vorhos mit Seitenhallen, etwa wie der von 5. Maria preß'0 S. Celfo Atrien,
in Mailand angenommen.
Einen Vorhof oder Atrium gab es vor der Kirche von Nogent-sur-Seine. Alexandre Lenoir hielt
ihn für ein Werk Ph. de 1‘Orme’s. Die Fragmente, einst im Mufee des Augußins, wurden im Bau des Mont-
Valerien verwendet 1209).
Die Fagade des Val-de-Grace liegt jetzt noch in der Mitte der Langseite eines
ziemlich grossen Vorhofs im Erdgeschoss, mit ernsten Pilastern und Nischen ge-
gliedert.
Vor der Schlosscapelle zu Anet war einst eine Vorhalle von drei Jochen mit 779-
Vorhallen,
gekuppelten Säulen angebracht, die eine Erweiterung der Loggia bildete, die in
diesem Flügel das Erdgeschoss nach dem Hofe zu einnahm. (Siehe: Fig. 192.)
Es muss auch an den sehr bedeutenden Portikus vor der Capelle De 1'Orme’s im Schlosspark zu
Villers-Cotterets (ssehe Fig. 195) erinnert werden. An einer Fig. 42 abgebildeten Capelle für den Louvre,
aus der Zeit Heinrich IV. war eine Vorhalle projectirt.
An der Kathedrale zu Auch ist unter beiden Thürmen und zwischen denselben, vor der ganzen
Fagade, eine wirkliche Vorhalle geschaffen (siehe Art. 672, S. 484).
Das Portal an der Seitenfront der Kirche zu Vetheuil, durch einen hohen Korb-
bogen gebildet, führt zuerst in eine offene, innen liegende, gewölbte Vorhalle,
welche etwa die Tiefe der Capellen haben mag und an deren hinterer Seite

1207) Abgebildet bei: Nodier u. Taylor, a. a. O. Bretagne, Bd. II, S. 1.
1208) Ebendas. Picardie, Bd. III, S. x.
1209) Herr Albert Lenoir zeigte mir eine Zeichnung dieses reizenden Werks. Ich glaube mich zu erinnern, dass er
mir tagte, ein Theil desselben sei noch an Ort und Stelle.
 
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