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Geymüller, Heinrich von; Geymüller, Heinrich von [Mitarb.]
Die Baukunst der Renaissance in Frankreich (Heft 2): Struktive und ästhetische Stilrichtungen, Kirchliche Baukunst — Stuttgart: Bergsträsser, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.67518#0134
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632.
Besonderes
Interesse
dieses
Abschnittes.

633-
Schwierig-
keiten
der
Behandlung.

C. Kirchliche Baukunst.
Kirchen, Grabmäler, Klöster und Spitäler.

Einleitendes.

Mit der »Kirchlichen Baukunst« der französischen Renaissance, welche nur
einen Theil derjenigen der Gesammt-Renaissance bildet, betreten wir sowohl in rein
architektonischer Beziehung als vom Standpunkt der Geschichte, von welcher sie
nicht getrennt werden kann, eines der für den Architekten anregendsten Gebiete. Es
ist zugleich eines der schwierigsten, sobald man sich nicht mit einer blossen Aufzählung
der Gebäude oder ihrer Fragmente begnügt, sondern in die Absichten der Architekten
einzudringen sucht und die Leistungen zu erkennen bemüht ist, die der Stil, seinem
Wesen und seinen Fähigkeiten gemäss, zu vollbringen im Stande gewesen wäre.
Gerade in Frankreich als der engeren Heimath der Gothik — dieses, wie viele
glauben, einzigen religiösen Stils — ist es von besonderem Interesse, das Schicksal
und die Geschichte der kirchlichen Architektur des neuen Stils zu verfolgen. Dieses
Land hatte das Privilegium empfangen, das Sehnen der nordischen Völker nach
einem durch die Gothik erreichten Nationalstil zu verwirklichen. Nichts scheint
daher lehrreicher, als das Wirken der künstlerischen schöpferischen Gaben und
des Geistes der Franzosen in diesem neuen historischen Zeitalter zu verfolgen und
zu beobachten.
Leider musste sich die Kirchenbaukunst der französischen Renaissance während
der ersten und interessantesten Periode derselben, 1495 — 1595, unter Schicksalen
entwickeln, die für sie höchst unvortheilhaft waren. Die Zahl der Gebäude,
die auch nur annähernd einem einheitlichen Entwürfe entsprungen sind und ein ein-
heitliches Gepräge tragen, ist eine äusserst geringe. Es ist leicht verständlich, dass
hieraus allein schon eine Schilderung der Stilentwickelung grosse Schwierigkeiten
bietet. Eine zweite, nicht minder grosse kommt von den zahlreichen Fragmenten
her, die, wenn auch oft nur klein, ein hohes künstlerisches und stilistisches Interesse
bieten und den Wunsch erwecken, ein grosses Ganzes oder eine Gesammt-Kirche im
Stil des gegebenen Fragmentes sich vorzustellen. Es war nicht leicht, eine Methode
der Behandlung für ein so zerstückeltes Material zu finden, die eine klare Uebersicht
gewährte und die geschichtliche Entwickelung der Stilformen zu verfolgen gestattete.
Die Schwierigkeit, diese zahllosen Fragmente zu sammeln, zu verwerthen und
so zu gruppiren, dass die architektonischen Ideale des Stils aus ihnen erkenntlich
 
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