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Geymüller, Heinrich von; Geymüller, Heinrich von [Mitarb.]
Die Baukunst der Renaissance in Frankreich (Heft 2): Struktive und ästhetische Stilrichtungen, Kirchliche Baukunst — Stuttgart: Bergsträsser, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.67518#0285
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603

St.-Pantaleon, an welcher eine Zeit lang beide Faulchot bauten. St.-Nizier, 1535- La Madeleine, Thurm
(1531—59). St.-Remy, Portal 1555. St.-Martin-es-Vignes, 1590—1600 umgebaut.
In der Umgegend von Troyes:
Die schöne untergegangene Abteikirche von Montier-la-Celle, 1517 durch Gerard Faulchot begonnen.
In St.-Andrd-lez-Troyes das schöne Doppelportal, von Francois Gentil (siehe: die berichtigende Note 1005,
S. 473) und Domenico del'Barbiere (Domenico Fiorentino) erbaut (1549). In Pont-Sainte-Marie, 1553 die drei
Westthüren. In Auxon (1535—40) das Portal. Verschiedenes in St.-Phal (1530), Ervy (1537—40), Villemaur
(1540 — 47), Creney (1557), Laubressei (1560).
Nach Palußre gäbe es keine Gegend Frankreichs, die auf so engem Raume eine solche Verschieden-
heit der Typen aufzuweisen hätte, als die Gegend von Troyes.
Im Departement der Yonne findet Palußre die Kirchenbauten weniger originell, weniger frei von
traditionellen Lösungen, als die von Troyes und dessen Umgebung. Dafür hatten sie einen durchgeführteren
ornamentalen Reichthum {luxe d’ornamentation plus foutemi).
Er führt folgende Ortschaften und Gebäude an:
In Fleurigny, die schöne Schlosscapelle (1532). Tonnerre, die Fagade von Notre-Dame (1533). Neuvy-
Sautour, Chorbau (1540). Villeneuve-sur-Yonne, Fagade von Jean Cheriau (1575). Joigny, Gewölbe der
Kirche St.-Jean vom selben Architekten (1596). Ferner Brienon-l’Archeveque, Chor und Capellen (1535).
Molesmes, die Kirche (1539). Cravant, Chor und Thurm (1550). Seignelay, die Kirche (1560). Tonnerre,
St.-Pierre (156211. 1590). St.-Florentin, Chor und Kreuzschifffronten (1611—22). Auxerre, St.-Pere, voll-
endet 1623, zum Theil erst 1653. Die leider unvollendete Fagade von Vouziers (1535—40). In Rheims, den
Chor von St.-Jacques (1548). In Epernay ein Portal (1540).
In Langres die grosse reiche Capelle »des Fonts« oder Ste.-Croix in der Kathedrale (1541—45)? an
welcher wir zweimal das Datum 1549 sahen und vielleicht einige Verwandtschaft mit den beiden Capellen
der Kathedrale von Toul zu erkennen glaubten.
In Lothringen führt Palußre nur die zwei letzteren Capellen an.
Burgund, das im XV. Jahrhundert so glänzende Jahre durchgemacht, nahm früh seinen Antheil an
allem Hervorragenden. Vor Allem die Cote-d’or mit St.-Michel in Dijon, ferner das schöne Portal von
St.-Jean-de-Losne, die reiche Capelle an der Südseite von Notre-Dame in Beaune angebaut (1529
bis 1532), die ebenso reiche Capelle inmitten der Ruinen des Schlosses von Pagny.
Der Norden von Burgund fleht unter dem Einssusse der Champagne.
In der Freigraffchaft nennt Palußre nur den für Ferry Carondelet erbauten Chor von Montbenoit
(1520—26).

838.
Burgund.

20. Kapitel.

Die Bauten der Hugenotten.

Wir hatten bereits öfters —- sozusagen als Gegenstück zur Einwirkung der
Jesuiten auf die Kunst —- Gelegenheit, auf diejenige, welche die Hugenotten aus-
übten oder doch hätten ausüben können, hinzuweisen 1235).

839.
Einleitendes
und der
Hugenottenstil.

Der Umstand, dass man in neuerer Zeit einer Stilrichtung, die in den prote-
stantischen Gegenden Deutschlands und in Holland gegen das Barocco Front
machte, den Namen »Hugenottenstil« gegeben hat, berechtigt nachzufragen, ob in
den Bauten der Hugenotten in ihrer Heimath selbst eine ähnliche Richtung vor-
handen war. Ihr bedeutender Einssuss in Holland und von hier aus in England und

J235) "Wir sahen die Hugenotten als eines der drei Elemente strenger Reaction im Zeitalter Heinrich IV. (Art. 233
S. 2x0), ferner einen Zusammenhang ihrer Geistesrichtung mit einem Wachsen der vlämisch-holländischen Einssüsse in derselben
Zeit (Art. 251, S. 216) , ebenso einen Zusammenhang mit der nüchternen Backsteinrichtung des grossen Hugenotten-Ministers
Sully (Art. 290, S. 233). Wir hoben den hugenottischen Ernst als eines der Elemente des grossen Stils Salomon - de Brof/e
hervor (Art. 230, 209) und sahen die Hugenotten unter den Repräsentanten des Geistes der Freiheit und der freien Individualität
zur Zeit Heinrich IV. (Art. 246—247, S. 214—215). Endlich glaubten wir, in den Schriften Bernard's de Palif/y auf etwas,
das als Element einer hugenottischen Aesthetik bezeichnet werden kann, hinweisen zu mussen. (Siehe: Art. 179, S. 171—172.)
 
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