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H.-Gilhofer-und-H.-Ranschburg-Aktiengesellschaft <Luzern> [Hrsg.]
Die Bibliothek des Malers Professor Wilhelm Trübner, 1851 - 1917: Inkunabeln, Holzschnittbücher des 16. Jahrhunderts, deutsche Volksbücher ; wertvolle Einbände des Pfalzgrafen Ottheinrich und anderer pfälzischer Fürstlichkeiten ... etc. ; Skizzenbücher von W. Trübner ; Ausstellung der Hauptstücke in Zürich, 2. - 6. November 1937 bei L'Art Ancien S. A., Ausstellung in Luzern, 11. - 15. November 1937, Versteigerung 17. November 1937 in den Räumen der Firma H. Gilhofer & H. Ranschburg, Luzern — Zürich, 1937

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https://doi.org/10.11588/diglit.5861#0027
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16

OTTHEINRICH-BÄNDE

48 LUDOLPHUS CARTHUS. In Psalterium expositio. Paris, Gering-Rembolt, 1506. 4. 32 ngz.,
232 gez., 3 ngez., 1 Blatt. Titel in rot u. schwarz in Bord. u. mit Druckermarke.
Brauner Kalblederbd. auf Holz mit doppelter Rollenstempelbordüre; in e. Raute ein vergoldeter
Plattenstempel (78 : 51 mm) mit d. Porträt des Pfalzgrafen Ottheinrich in reichem Renaissance-
rahmen (nach rechts) mit Unterschrift in 4 Zeilen: Otthainrich von G(ottes) G(naden) Pfaltz ||
grave bey Rein des heiligen \\ römischen R(eichs) Ertz und Chur \\ H(erzog) In Nldern und Ober
Beyern; darunter das Datum 1557. Auf der sonst gleichen Rückseite der vergoldete Wappen-
stempel, darin die Initialen H(enricus) P(rinceps) und M(it) D(er) Z(eit), seinem Motto.

Schöner Pariser Druck des bekannten Autors des „Leben Christi". Am Titel ein Name u. die Eintragung:
Sum Pauli ab Aldringen Suff. Argent. 1633.

Prachtvoller Ottheinrichband. Rücken etwas ausgebessert, ohne Schließen; von einigen unbedeutenden
Schäden abgesehen, von sehr guter Erhaltung.

Siehe Tafel V.

49 LUPOLDUS DE BEBENBERG, De iuribus et translatione Imperii. — Carolus IV. Imp., Bulla
aurea. — Landulfus de Columna, De translatione Imperii. — Fridericus II. Imp. Privilegium in
favorem principum ecclesiasticorum.

Papierhandschrift (aus Basel?) vom Jahre 1464, sorgfältig geschrieben, zweifarbig rubriziert.
Mit dem blattgroßen Wappen des Lupoid und drei weiteren Wappentafeln mit
12 Fürstenwappen (sämtlich fein koloriert). Am Anfang eine große Initiale mit vier-
seitiger Wappenbordüre, im Text einfachere Initialen in rot und blau. 180 Bll. Kl.-4. Brauner
Kalblederband auf Holz, auf d. Vorderdeckel das goldgepreßte Bildnis des Pfalzgrafen Ottheinrich
in Rollwerkkartusche, mit seinen Initialen OHPC (58 : 40 mm), Streichlinien u. einfache ornamen-
tale blindgepr. Bordüre; Rückendeckel: gleicher Schmuck, mit goldgepr. Wappen Ottheinrichs u.
den Initialen des Mottos; Rücken erneuert: 8 ziselierte Messingecken mit Buckeln, 2 Schließen.

Ehemals in der berühmten „Bibliotheca Palatina", mit einem schönen Wappeneinband ihres Begründers
und später bei Sir Phillipps (No. 5795).

Interessante Sammlung von staatstheoretischen Traktaten und politischen Dokumenten. Der Inhalt ist
folgender:

1) f. lr-104r Lupoid von Bebenberg, De iuribus Imperii. Ueber MSS, Drucke und Bedeutung s. S. Riezler,
Die literarischen Widersacher der Päpste, Leipzig 1874, 180 ff. Vor dem Text Bl. lr Exzerpte aus der Chronik
von St. Blasien über Lupoid und Erzb. Baldwin von Trier, dem sein Buch gewidmet ist; Bl. lv Lupolds Wappen.
Am Schluß die Subskription ,,Jo. Fro(ben?) 1464".

2) f. 104v-132v Caroli IV. Bulla aurea. Davor drei blattgroße Wappentafeln, f. 104v. Wappen des Reiches
und der drei geistlichen Kurfürsten; f. I05r Wappen von Böhmen und Pfalz, der Schenken von Limburg und
der Vicetruchseß von Nortenberg; Bl. 105v Wappen von Sachsen und Brandenburg, der Vicemarschälle von
Pappenheim und der Vicekämmerer von Weinsberg.

3) f. 132v-140r Sammlung von acht weiteren Konstitutionen Karls IV., die Kurfürsten und Kurfürsten-
tümer betreffend.

4) f. 140r-143v Eine Bulle Bonifaz' VIII.: Bonifacius episc . . . s. Stephani Maguntinensis et s. Florian
in Confluencia ac Nove civitatis Treverensis et Spirensis diocesium decanis ecclesiarum . . . Justis et honestis
supplicum votis libenter annuimus . . .; endet: . . . mencione. Datum Rome apud s. Petrutn II. Nonas marcij
pontificatus nostri anno sexto.

5) f. 143v-158v Die sog. Carolina des Konstanzer Konzils, gedr. Mansi, Coli. conc. XXVII 219—28; eine
Bestätigung der Privilegien Friedrichs II. und Karls IV. für die Kirche, in der 19. Sitzung des Konzils beschlossen.

6) f. 160r-175v Landulfus de Columna, De translatione Imperii. Ueber Drucke und Bedeutung s. Riezler
S. 171 ff. Am Schluß die Subskription „Jo. Fro. 1464".

7) f. 176r-78v Friderici II. Imp. Privilegium in favorem principum ecclesiasticorum. Hrsg. Mon. Genn.
Hist., Legum Sectio IV, Tom. II 86 ss. Hier mit der Aufschrift „Huius transsumpti originales bulla est apud
Ecclesiam Basiliensem".

Diese ganze Sammlung von Traktaten und Acten zur Verfassungsgeschichte des Deutschen Reiches ist
interessant; am wichtigsten ist der letzte Text. Das Original des Privilegs ist verschollen, von den (ehemals
offenbar zahlreichen) Ausfertigungen für die einzelnen geistlichen Reichsfürsten hat sich nur das Fragment
eines einzigen erhalten; auch Textabschriften sind selten. Von dem Basier Exemplar sind bisher 2 Abschriften
bekannt, die nicht unwesentlich von einander abweichen; hier taucht eine dritte, von ihnen unabhängige auf,
die bald mit dem einen, bald mit dem anderen der bekannten Texte übereinstimmt, bald auch von beiden
abweicht. Bei der großen Wichtigkeit des Privilegs für die Entwicklung der deutschen Ge-
schichte ist jede neue Abschrift des Textes beachtenswert.

Thls manuscrlpt 1s interestlng for the history of the Constitution of the German Empire, especlally the
last part. Wlth some flne coloured pen-drawings (coat-of-arms). In a precious Ottheinrich Dinding (rebacked).

Siehe Tafel I.
 
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