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https://doi.org/10.11588/diglit.5861#0026
EINBÄNDE
15
Einbände
Einbände des Pfalzgrafen Ottheinrich
und anderer pfälzischer Fürstlichkeiten
Pfalzgraf Ottheinrich (1502—1559) war einer der bedeutendsten Förderer der Wissen-
schaften und Künste unter den Fürsten der Renaissance. Er gestaltete die Universität Heidelberg
neu im protestantisch-humanistischen Geist und erbaute den schönsten Teil des Heidelberger Schlosses,
den nach ihm benannten Ottheinrichs-Bau". Seine besondere Berühmtheit erlangte Ottheinrich
durch die Begründung der Heidelberger Bibliothek, der Bibliotheca Palatino. Diese Bibliothek kam
1623 nach der Eroberung Heidelbergs durch Tilly in den Vatikan nach Rom und so finden sich
dort ca. 300 Bände, die durch ihr Porträt-Supralibros als Ottheinrich-Bände kenntlich sind. Der
Buchbinder des Pfalzgrafen war Jörg Bernhardt, aus Görlitz, Schlesien, dessen Ernennungs-
dekret vom Jahre 1550 sich erhalten hat und zu dessen Obliegenheiten auch die Falken und Pferde
sowie der fürstliche Keller gehörten. „Die Einbände Ottheinrichs zeigen in der Art eine Verschmel-
zung der beiden deutschen Renaissancetypen, daß für den Einband geradezu eine Norm geschaffen
wurde, bei der Blind- und Golddruck sich ideal zu eleganter Wirkung ergänzen" (J. Berenbach
in den Neuen Heidelberger Jahrbüchern, 1036, p. 15).
Wir verweisen auf folgende Beschreibungen respektive Abbildungen vonOttheinrich-Einbänden:
Goldschmidt, E. P. Gothic and Renaissance Bindings. 1928. No. 216 und Tjl. 84.
Husung. Bucheinbände in Berlin. 1925. Tfl. 54, Abb. 86.
Loubier. Bucheinband. 1926. S. 224—26 u. Abb. 184.
Montebaur, J. Einbände d. Pfalzgrafen Ottheinrich in der Vaticana. In Jahrbuch der Ein-
bandkunst, Jg. III/ IV, 1931. S. 97—101.
Westendorp, K. Die Kunst der alten Buchbinder. 1909. S. 31.
Haebler, K. Rollen- u. Plattenstempel d. 16. Jahrhdts. 1928. Bd. II. S. 72.
Schottenloher, K. Pfalzgraf Ottheinrich u. das Buch. 1927.
A most remarkable collection of beautiful German Renaissance Bindings, with gilt portraits
and arms of various Counts Palatines, beginning with some very fine examples of precious bindings
executed by Jörg Bernhardt of Görlitz (Silesia) for Ottheinrich Count Palatine of the Rhine, one of
the foremost patrons of Art and Learning among the German princes of the Renaissance, who built
the finest pari of Heidelberg Castle.
46 ALPHONSUS A SPINA. Fortalitium fidei contra haereticos, judaeos, muhammedanos. Nürn-
berg, Koberger, 1485. Gr.-Fol. Got. 2 Sp. 6 nn. Bll., erstes weiß, 153 (schlecht num.) Bll., 1 Bl.
Register. Mit 2 schönen goldgehöhten Initialen in Farben; rubriziert. Lederbd. auf
Holz, auf den Deckeln eine doppelte Einfassung mit Rollenstempeln; in einem rhomb. Rahmen
das goldgepr. Portr. des Pfalzgrafen Ottheinrich (nach links) mit 4 Zeilen Text;
darunter d. J. 1553; auf dem Rückdeckel an Stelle des Portr. sein goldgepr. Wappen samt
Initialen von Devise u. Namen (Mit der Zeit; Otto Heinrich Pfalzgraf); Schließen fehlen, 8
Beschläge.
G. K. W. 1576. Hain 873. Pr. 2044. B. M. C. II. 427. Pellechet 563.
Prachtvoller Koberger-Druck in e. schönen, breitrandigen Expl. mit Zierinitialen.
Der Autor, Alphonsus a Spina, General des Ordens der Franziskaner, war ein fanatischer Antisemit; auf
ihn ist die Einführung der Inquisition in Spanien zurückzuführen.
Expl. aus der Bibliothek des Pfalzgrafen Ottheinrich mit Porträt-Supralibros. Gut erhaltener Einband,
der nur geringfügig am Vorderdeckel abgeschabt ist. Die Goldprägung des Porträts hat etwas gelitten, es ist
jedoch noch deutlich zu erkennen.
First dated edition of a famous Antisemiticum. Only two copies in U.S.A., according to Gesamt-
katalog.
Precious tall copy in a German Renaissance bi nding with gilt portrait and arms of Ottheinrich.
Count Palatine, dated 1553 (somewhat rubbed).
47 CARRANZA, B. Summa Conciliorum et Pontificum. Venedig 1549. 8. Brauner Kalblederbd.
auf Holz m. Linien- u. Rollenstempel-Verzierung. Am Vorderdeckel der Goldplattenstempel mit
d. Porträt des Pfalzgrafen Ottheinrich (nach links, mit Buch) u. 4-zeiliger Beschriftung, dar.
Datum 1551; am Rückdeckel sein Wappen mit d. Initialen seines Namens u. Mottos.
Seltener Ottheinrich-Band in kleinem Format; am Rückdeckel leicht beschädigt, etwas bestoßen, Schließen
fehlen. Am Titelblatt einige alte Besitzvermerke, z. Tl. durchstrichen.
15
Einbände
Einbände des Pfalzgrafen Ottheinrich
und anderer pfälzischer Fürstlichkeiten
Pfalzgraf Ottheinrich (1502—1559) war einer der bedeutendsten Förderer der Wissen-
schaften und Künste unter den Fürsten der Renaissance. Er gestaltete die Universität Heidelberg
neu im protestantisch-humanistischen Geist und erbaute den schönsten Teil des Heidelberger Schlosses,
den nach ihm benannten Ottheinrichs-Bau". Seine besondere Berühmtheit erlangte Ottheinrich
durch die Begründung der Heidelberger Bibliothek, der Bibliotheca Palatino. Diese Bibliothek kam
1623 nach der Eroberung Heidelbergs durch Tilly in den Vatikan nach Rom und so finden sich
dort ca. 300 Bände, die durch ihr Porträt-Supralibros als Ottheinrich-Bände kenntlich sind. Der
Buchbinder des Pfalzgrafen war Jörg Bernhardt, aus Görlitz, Schlesien, dessen Ernennungs-
dekret vom Jahre 1550 sich erhalten hat und zu dessen Obliegenheiten auch die Falken und Pferde
sowie der fürstliche Keller gehörten. „Die Einbände Ottheinrichs zeigen in der Art eine Verschmel-
zung der beiden deutschen Renaissancetypen, daß für den Einband geradezu eine Norm geschaffen
wurde, bei der Blind- und Golddruck sich ideal zu eleganter Wirkung ergänzen" (J. Berenbach
in den Neuen Heidelberger Jahrbüchern, 1036, p. 15).
Wir verweisen auf folgende Beschreibungen respektive Abbildungen vonOttheinrich-Einbänden:
Goldschmidt, E. P. Gothic and Renaissance Bindings. 1928. No. 216 und Tjl. 84.
Husung. Bucheinbände in Berlin. 1925. Tfl. 54, Abb. 86.
Loubier. Bucheinband. 1926. S. 224—26 u. Abb. 184.
Montebaur, J. Einbände d. Pfalzgrafen Ottheinrich in der Vaticana. In Jahrbuch der Ein-
bandkunst, Jg. III/ IV, 1931. S. 97—101.
Westendorp, K. Die Kunst der alten Buchbinder. 1909. S. 31.
Haebler, K. Rollen- u. Plattenstempel d. 16. Jahrhdts. 1928. Bd. II. S. 72.
Schottenloher, K. Pfalzgraf Ottheinrich u. das Buch. 1927.
A most remarkable collection of beautiful German Renaissance Bindings, with gilt portraits
and arms of various Counts Palatines, beginning with some very fine examples of precious bindings
executed by Jörg Bernhardt of Görlitz (Silesia) for Ottheinrich Count Palatine of the Rhine, one of
the foremost patrons of Art and Learning among the German princes of the Renaissance, who built
the finest pari of Heidelberg Castle.
46 ALPHONSUS A SPINA. Fortalitium fidei contra haereticos, judaeos, muhammedanos. Nürn-
berg, Koberger, 1485. Gr.-Fol. Got. 2 Sp. 6 nn. Bll., erstes weiß, 153 (schlecht num.) Bll., 1 Bl.
Register. Mit 2 schönen goldgehöhten Initialen in Farben; rubriziert. Lederbd. auf
Holz, auf den Deckeln eine doppelte Einfassung mit Rollenstempeln; in einem rhomb. Rahmen
das goldgepr. Portr. des Pfalzgrafen Ottheinrich (nach links) mit 4 Zeilen Text;
darunter d. J. 1553; auf dem Rückdeckel an Stelle des Portr. sein goldgepr. Wappen samt
Initialen von Devise u. Namen (Mit der Zeit; Otto Heinrich Pfalzgraf); Schließen fehlen, 8
Beschläge.
G. K. W. 1576. Hain 873. Pr. 2044. B. M. C. II. 427. Pellechet 563.
Prachtvoller Koberger-Druck in e. schönen, breitrandigen Expl. mit Zierinitialen.
Der Autor, Alphonsus a Spina, General des Ordens der Franziskaner, war ein fanatischer Antisemit; auf
ihn ist die Einführung der Inquisition in Spanien zurückzuführen.
Expl. aus der Bibliothek des Pfalzgrafen Ottheinrich mit Porträt-Supralibros. Gut erhaltener Einband,
der nur geringfügig am Vorderdeckel abgeschabt ist. Die Goldprägung des Porträts hat etwas gelitten, es ist
jedoch noch deutlich zu erkennen.
First dated edition of a famous Antisemiticum. Only two copies in U.S.A., according to Gesamt-
katalog.
Precious tall copy in a German Renaissance bi nding with gilt portrait and arms of Ottheinrich.
Count Palatine, dated 1553 (somewhat rubbed).
47 CARRANZA, B. Summa Conciliorum et Pontificum. Venedig 1549. 8. Brauner Kalblederbd.
auf Holz m. Linien- u. Rollenstempel-Verzierung. Am Vorderdeckel der Goldplattenstempel mit
d. Porträt des Pfalzgrafen Ottheinrich (nach links, mit Buch) u. 4-zeiliger Beschriftung, dar.
Datum 1551; am Rückdeckel sein Wappen mit d. Initialen seines Namens u. Mottos.
Seltener Ottheinrich-Band in kleinem Format; am Rückdeckel leicht beschädigt, etwas bestoßen, Schließen
fehlen. Am Titelblatt einige alte Besitzvermerke, z. Tl. durchstrichen.