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Gilhofer & Ranschburg <Wien> [Hrsg.]
Sammlung Franz Trau: Münzen der römischen Kaiser ; Versteigerung: 22. Mai 1935 ... Firma Gilhofer & Ranschburg, Wien — Wien [u.a.], [1935]

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https://doi.org/10.11588/diglit.5620#0026
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silbernen Verdienstkreuz ausgezeichnet wurde, in das Geschäft des Vaters ein-
getreten und seit dessen Tod, also mit 23 Jahren, Prokurist. In diese Zeit
fallen nun zwei große Ereignisse: die Übersiedlung der Firma, die seit 1850
in der Wollzeile war, in das heute noch bestehende Geschäft auf dem
Stefansplatz (1907) und der Ankauf der Sammlung Bourbon.

In seiner oben erwähnten Festrede sagt Franz Trau jun.: „Es handelt
sich um den Ankauf des über 18.000 Objekte des äußersten Orients um-
fassenden Museums des Prinzen Heinrich von Bourbon, das die Firma
C. Trau im Jahre 1907 von der Witwe des Prinzen käuflich erwarb. Die
Sammlung befand sich in Venedig im Palazzo Vendramin in 13 Sälen aus-
gestellt und wurde auch nach dem Ankauf dort belassen. Mehr als ein
Jahr erforderten die Arbeiten der wissenschaftlichen Katalogisierung unter
Beiziehung des ersten damaligen Fachexperten Prof. Dr. Justus Brinkmann,
Direktor des hamburgischen Museums für Kunst und Industrie, und seines
japanischen Beirates Shikinshi Harra. Die Sammlung wurde nach dem
Kriege sequestriert und ist heute italienisches Staatsmuseum,"

Am 17. Dezember 1908 vermählte sich Franz Trau jun. mit Berta
Pribil. Verschiedene Umstände, nicht zuletzt der Krieg, zwangen ihn haupt-
sächlich zur konservierenden Tätigkeit in den Sammlungen, wenn auch so
manche Neuerwerbung von ihm stammt. Namentlich waren es die Ordnungs-
arbeiten, denen er ganze Nächte opferte. Seine Vorliebe galt — ein Erbstück
— den römischen Münzen, bei deren Ordnung er in Voetter einen aus-
gezeichneten Lehrer und Helfer fand. Es entbehrt nicht des Reizes zu
hören, daß seine erste selbslerworbene Münze ebenso ein Gordianus III. war,
wie die Ersterwerbung seines Vaters. Daß er auch selbst es verstand, andere
anzuregen, hat in einer von Dankbarkeit erfüllten Zuschrift der bekannte
Numismatiker Dr. Günther Probszt ausgesprochen.

Franz Trau jun. meldete sich zu Kriegsbeginn freiwillig zur Dienst-
leistung beim Roten Kreuz, weil er krankheitshalber superarbitriert war.
Er betätigte sich in hervorragender Weise an der Organisierung des Bahn-
hofslabedienstes und wurde hiefür mehrfach ausgezeichnet. Erst bei der
dritten Musterung wurde er zum k. k. Schützenregiment Wien Nr. 1 ein-
berufen und leistete als Oberleutnant in der Adjutantur Dienste.

Drei Generationen haben am Museum Trau gewirkt, gründend, auf-
bauend, erhaltend. Wenn nun diese einzigartige Münzsammlung aufgelöst
wird, so sei neben dem Bedauern auch auf die Möglichkeiten hingewiesen,
die sich jüngeren und kleineren Sammlungen damit bieten. Es wird dieser
schöne Bestand wieder in jenen Kreislauf einbezogen, durch den neue
Sammlungen entstehen. Die Provenienz Trau wird aber immer als ein
Charakteristikum für besondere Qualität und Seltenheit gelten und so wird
der Name Trau in der numismatischen Welt stets in Ehren gehalten werden.
 
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