Rates" gesellte. Der Abt des anfänglich so weltabgewandten und strengen Zister--
zienserordens war ein großer Lerr nmd Fürst geworden, der meist vierspännig, bei
besseren Anlässen sogar sechsspännig ausfuhr und dabei Vor-- wie Nachreiter hatte.
Den Glanz des Sonnenkönigtums suchten im 18. Jahrhundert nicht nur bescheidene
weltliche, sondern auch die kleinsten geistlichen Residenzen.
Drotzdeni läßt sich für den „Fall Salem" nicht konstatieren, daß diese Pracht--
liebe und das fürstliche Gehaben einzelner seiner Äbte zersetzend auf die geistige
Laltung des Stiftes gewirkt hätten. Auch ein Llnselni II. mit allen Allüren eines
Duodezfürsten war nach der monastischen Seite hin seinen Antergebenen ein durchaus
makelloses Vorbild. Salem hat überhaupt durch alle Iahrhunderte seines Bestehens
hindurch eine durchweg gute Führung gehabt und kaum einmal derartige Kata-
strophenpericden gesehen, wie sie auf das surchtbarste über das Kloster Reichenau
hereinbrachen und auch St. Gallen nicht verschonten. Jm innersten Kern stets ge-
sund, hat es auch schliiilmste Leimsuchungen — wie etwa jene des Dreißigjährigen
Krieges — verhältnismäßig rasch wieder überwunden. Wir bewundern heute einmal
die Anerschöpflichkeit dieses reich und frisch strömenden Quells, der in allen Jahr-
hunderten solch kraftvolles Leben zeitigss daneben auch die Fülle von gutqualisizierten
Führerpersönlichkeiten, den der kleine Mönchsstaat immer wieder aus seinenr Schoße
gebiert und an den rechten Platz zu stellen weiß. Das gute religiöse Niveau, auf
dem sich die Geschichte Salems in allen Jahrhunderten zu halten wußte, war die
tiefste Quelle des Segens und der Fruchtbarkeit.
So ist es meist ein erfreuliches Bild, das der Ablauf unserer Klostergeschichte
darbietet: mit großer, heiliger Begeisterung werden die Fundamente gelegt, von
allen Seiten werden willig und gerne die Bausteine hinzugetragen, inl Kloster selbst
wird eifrig und tüchtig gewerkt, so daß der Bau schon sehr fest und stattlich steht,
wo religiöse, politische und wirtschaftliche Krisenzeiten anheben. Sie rütteln wohl
drohend an seinen Toren, sie schlagen wohl blutende Wunden, aber vernichten
können sie nicht, weil die Fundamente intakt sind.
Dieses Merken und Bauen durch die Iahrhunderte zu verkolgen, ist ungemein
reizvoll. Ein wahrhaft fesselndes Gesicht zeigt das hohe Mittelalter — es hat uns
ja den Prachtbau des Münsters geschenkt —, reich und tatenvoll ist die Kloster-
geschichte des späten Mittelalters, und wahrhaftig nicht zu den mindesten Lebens-
perioden Salems gehört sein lehtes Säkulum, zu dem wir die Erstellung des um-
fangreichen Klosterbaues, der prachtvollen Rokokokirche von Birnau und die selten
reiche Ausstattung des Münsters rechnen.
Am das Gesicht Salems zeichnen zu können, liegt einmal das nötige archivalische
Material in großer Vollständigkeit vor. Dann hat dasselbe für Einzelpartien bereits
auch eine treffliche Bearbeitung gefunden, wobei auf die wichtigen Veröffent-
lichungen von F.I.Mone, J.Bader, ^'.Staiger, L.Baier und vor allem K.Obser
hingewiesen sei. Geheimrat Obser hatte dazu noch die Güte, eigenes unveröffent-
lichtes Material zur Verwertung zu überlassen, wofür an dieser Stelle herzlichster
Dank ausgesprochen sei!
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zienserordens war ein großer Lerr nmd Fürst geworden, der meist vierspännig, bei
besseren Anlässen sogar sechsspännig ausfuhr und dabei Vor-- wie Nachreiter hatte.
Den Glanz des Sonnenkönigtums suchten im 18. Jahrhundert nicht nur bescheidene
weltliche, sondern auch die kleinsten geistlichen Residenzen.
Drotzdeni läßt sich für den „Fall Salem" nicht konstatieren, daß diese Pracht--
liebe und das fürstliche Gehaben einzelner seiner Äbte zersetzend auf die geistige
Laltung des Stiftes gewirkt hätten. Auch ein Llnselni II. mit allen Allüren eines
Duodezfürsten war nach der monastischen Seite hin seinen Antergebenen ein durchaus
makelloses Vorbild. Salem hat überhaupt durch alle Iahrhunderte seines Bestehens
hindurch eine durchweg gute Führung gehabt und kaum einmal derartige Kata-
strophenpericden gesehen, wie sie auf das surchtbarste über das Kloster Reichenau
hereinbrachen und auch St. Gallen nicht verschonten. Jm innersten Kern stets ge-
sund, hat es auch schliiilmste Leimsuchungen — wie etwa jene des Dreißigjährigen
Krieges — verhältnismäßig rasch wieder überwunden. Wir bewundern heute einmal
die Anerschöpflichkeit dieses reich und frisch strömenden Quells, der in allen Jahr-
hunderten solch kraftvolles Leben zeitigss daneben auch die Fülle von gutqualisizierten
Führerpersönlichkeiten, den der kleine Mönchsstaat immer wieder aus seinenr Schoße
gebiert und an den rechten Platz zu stellen weiß. Das gute religiöse Niveau, auf
dem sich die Geschichte Salems in allen Jahrhunderten zu halten wußte, war die
tiefste Quelle des Segens und der Fruchtbarkeit.
So ist es meist ein erfreuliches Bild, das der Ablauf unserer Klostergeschichte
darbietet: mit großer, heiliger Begeisterung werden die Fundamente gelegt, von
allen Seiten werden willig und gerne die Bausteine hinzugetragen, inl Kloster selbst
wird eifrig und tüchtig gewerkt, so daß der Bau schon sehr fest und stattlich steht,
wo religiöse, politische und wirtschaftliche Krisenzeiten anheben. Sie rütteln wohl
drohend an seinen Toren, sie schlagen wohl blutende Wunden, aber vernichten
können sie nicht, weil die Fundamente intakt sind.
Dieses Merken und Bauen durch die Iahrhunderte zu verkolgen, ist ungemein
reizvoll. Ein wahrhaft fesselndes Gesicht zeigt das hohe Mittelalter — es hat uns
ja den Prachtbau des Münsters geschenkt —, reich und tatenvoll ist die Kloster-
geschichte des späten Mittelalters, und wahrhaftig nicht zu den mindesten Lebens-
perioden Salems gehört sein lehtes Säkulum, zu dem wir die Erstellung des um-
fangreichen Klosterbaues, der prachtvollen Rokokokirche von Birnau und die selten
reiche Ausstattung des Münsters rechnen.
Am das Gesicht Salems zeichnen zu können, liegt einmal das nötige archivalische
Material in großer Vollständigkeit vor. Dann hat dasselbe für Einzelpartien bereits
auch eine treffliche Bearbeitung gefunden, wobei auf die wichtigen Veröffent-
lichungen von F.I.Mone, J.Bader, ^'.Staiger, L.Baier und vor allem K.Obser
hingewiesen sei. Geheimrat Obser hatte dazu noch die Güte, eigenes unveröffent-
lichtes Material zur Verwertung zu überlassen, wofür an dieser Stelle herzlichster
Dank ausgesprochen sei!
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