kommen. Denn, wenn Stantenatt nur so schwer an sein neues Amt gegangen wäre,
hätte er kaum so viel für Salem durchgeführt, als er das tatsächlich getan hat.
Gerade seine sechzehnjährige Regierungszeit gehört zu den unternehmungslustigsten
Perioden unserer Stiftsgeschichte. Zunächst ritt der Neugewählte nach Lützel, wo
er fünf Jahre lang Abt gewesen war, und machte sich nach seiner Rückkehr zu Salem
mit unermüdlichem Eifer an seine Aufgaben. Besonders baulich war die Tätigkeit
des Prälaten eine selten fruchtbare. Innerhalb und außerhalb des Klosters muß
es allerdings auch übel ausgesehen haben. Nun begann eifrigstes Werken und
Schaffen allüberall auf klösterlichem Besitz. Neue Weintorkel entstanden in Nuß--
dorff Konstanz, Neufra und Bermatingen. Okonomiegebäude zu Schwandorf,
Owingen, Beurew Weildorff Bernratingen und Egg. In Maurach wurde die
Abtswohnung und die Kapelle hergerichtet, in Alm der Klosterhof und die Kapelle,
in Biberach und Ehingen desgleichen, zu Villingen auch ein fast völliger Neubau
ausgeführt. Sehr viel geschah auch zu Salem selbst. Ein neues Viehhaus entstand
wie ein ebensolches „Suwhuß", ein Knechts- und ein Krankenhaus. Letzteres wieder
mit einer Kapelle. Auch die Kapelle am oberen Tor wie jene der Abtei sahen eine
Erneuerung. Im Kloster selbst erstand 1476 ein neues Sommer- und 1484 ein neues
Winter-Refektorium, ein Turm beim Dormitorium, dazu wurden die Kreuzgänge
hergerichtet. Jm Münster besserte man die sehr schadhaft gewordenen Pfeiler mit
Rorschacher Stein aus und erneuerte die Verglasung des Lochwerkes. Die große
Orgel erfuhr eine umfaffende Renovation für 130 Gulden.
In dieser langen Reihe von Arbeiten sind sicherlich nicht wenige von bemerkens-
werten künstlerischen Werten. Vor allem gilt das für die bedeutenderen Räunre
wie Refektorien, Kreuzgänge und dergleichen. Jn den einzelnen Kapellen wird
manches schöne Kunstwerk zu sehen gewesen sein. Aus dem Jahre 1490 wird z. B.
die Fertigung einer „rnaZna tabula curn pulcllris imaZinldus" überliefert, in der
wir gewiß ein schönes Altarwerk zu suchen haben. Als sehr schön rühmt die Kloster-
chronik das zweiteilige Missale sür den Lochaltar des Münsters und das ebenfalls
aus zwei Teilen bestehende ,MmutinaIe", das für den Gebrauch des Abtes selbst
bestimmt war. Enerher gehören ferner zwei kostbare, kunstvoll gemalte Breviere,
die sich zu Leidelberg befinden und von Äans Rott als vermutliches Werk des
Konstanzer Meisters Konrad Maler bezeichnet werden. Ganz prächtig ist darin
die feine Miniaturmalerei einer Maienfahrt des Abtes auf denr Bodensee, in
welcher dessen Wappen zu sehen ist und der Prälat selbst in guter Porträt-Treue.
Ein Kopf voll starker Energien.
Noch ein bedeutsames Kunstwerk möchten wir unter den Namen des unge-
wöhnlich eifrigen Abtes Iohannes I. Stantenatt stellen: es ist das heute noch zu
Salem erhaltene Sakramentshaus. Die von Baier herausgegebene Chronik
(Zeitschr. f. Gesch. d. Oberrheins N. F. 28, S. 96) vermeldet: „H.nno ckonrini 1494
conslrui kecir (nämlich unser Prälat) pulcllrunr va^ellurn pro sacrarnenti^ incke
ponenckis, 8ub puo etiarn 8idi sepulturarn eleZit, ubi et jacet". Anter einem
„vasellurn" zur Aufbewahrung der hl. Sakramente kann man nun hier kauni ein
kleines Gefäß verstehen, wie das wörtlich nahegelegt wird; denn unter einem solchen
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hätte er kaum so viel für Salem durchgeführt, als er das tatsächlich getan hat.
Gerade seine sechzehnjährige Regierungszeit gehört zu den unternehmungslustigsten
Perioden unserer Stiftsgeschichte. Zunächst ritt der Neugewählte nach Lützel, wo
er fünf Jahre lang Abt gewesen war, und machte sich nach seiner Rückkehr zu Salem
mit unermüdlichem Eifer an seine Aufgaben. Besonders baulich war die Tätigkeit
des Prälaten eine selten fruchtbare. Innerhalb und außerhalb des Klosters muß
es allerdings auch übel ausgesehen haben. Nun begann eifrigstes Werken und
Schaffen allüberall auf klösterlichem Besitz. Neue Weintorkel entstanden in Nuß--
dorff Konstanz, Neufra und Bermatingen. Okonomiegebäude zu Schwandorf,
Owingen, Beurew Weildorff Bernratingen und Egg. In Maurach wurde die
Abtswohnung und die Kapelle hergerichtet, in Alm der Klosterhof und die Kapelle,
in Biberach und Ehingen desgleichen, zu Villingen auch ein fast völliger Neubau
ausgeführt. Sehr viel geschah auch zu Salem selbst. Ein neues Viehhaus entstand
wie ein ebensolches „Suwhuß", ein Knechts- und ein Krankenhaus. Letzteres wieder
mit einer Kapelle. Auch die Kapelle am oberen Tor wie jene der Abtei sahen eine
Erneuerung. Im Kloster selbst erstand 1476 ein neues Sommer- und 1484 ein neues
Winter-Refektorium, ein Turm beim Dormitorium, dazu wurden die Kreuzgänge
hergerichtet. Jm Münster besserte man die sehr schadhaft gewordenen Pfeiler mit
Rorschacher Stein aus und erneuerte die Verglasung des Lochwerkes. Die große
Orgel erfuhr eine umfaffende Renovation für 130 Gulden.
In dieser langen Reihe von Arbeiten sind sicherlich nicht wenige von bemerkens-
werten künstlerischen Werten. Vor allem gilt das für die bedeutenderen Räunre
wie Refektorien, Kreuzgänge und dergleichen. Jn den einzelnen Kapellen wird
manches schöne Kunstwerk zu sehen gewesen sein. Aus dem Jahre 1490 wird z. B.
die Fertigung einer „rnaZna tabula curn pulcllris imaZinldus" überliefert, in der
wir gewiß ein schönes Altarwerk zu suchen haben. Als sehr schön rühmt die Kloster-
chronik das zweiteilige Missale sür den Lochaltar des Münsters und das ebenfalls
aus zwei Teilen bestehende ,MmutinaIe", das für den Gebrauch des Abtes selbst
bestimmt war. Enerher gehören ferner zwei kostbare, kunstvoll gemalte Breviere,
die sich zu Leidelberg befinden und von Äans Rott als vermutliches Werk des
Konstanzer Meisters Konrad Maler bezeichnet werden. Ganz prächtig ist darin
die feine Miniaturmalerei einer Maienfahrt des Abtes auf denr Bodensee, in
welcher dessen Wappen zu sehen ist und der Prälat selbst in guter Porträt-Treue.
Ein Kopf voll starker Energien.
Noch ein bedeutsames Kunstwerk möchten wir unter den Namen des unge-
wöhnlich eifrigen Abtes Iohannes I. Stantenatt stellen: es ist das heute noch zu
Salem erhaltene Sakramentshaus. Die von Baier herausgegebene Chronik
(Zeitschr. f. Gesch. d. Oberrheins N. F. 28, S. 96) vermeldet: „H.nno ckonrini 1494
conslrui kecir (nämlich unser Prälat) pulcllrunr va^ellurn pro sacrarnenti^ incke
ponenckis, 8ub puo etiarn 8idi sepulturarn eleZit, ubi et jacet". Anter einem
„vasellurn" zur Aufbewahrung der hl. Sakramente kann man nun hier kauni ein
kleines Gefäß verstehen, wie das wörtlich nahegelegt wird; denn unter einem solchen
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