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bewältigender Technik durchgeführt. Eine ganz besondere Virtuosität aber hat Mandel in seinen bereits
erwähnten Porträtstichen nach Tizian und van Dijck entfaltet, wo der stoffliche Reiz des reichen
Costüms ihm Gelegenheit bot, brillante Effecte farbig herauszuarbeiten. Übrigens bedarf der Künstler
nicht dieser äusseren Zuthaten, um auf dem Gebiete des Porträtstiches Hervorragendes zu leisten, wie
sein Bildniss des Kunstschriftstellers Franz Kugler nach einer Zeichnung von A. Menzel darthut. In der
Reihe seiner vortrefflichen Porträtstiche fesseln uns insbesondere die Frauenbildnisse; die elegante und
virtuose Mache des Porträts der Königin Elifabeth von Preufsenn&cb. Stieler und der geistreich aufgefasste,
die Ähnlichkeit mit Felix Mendelsfohn-Bartholdy unverkennbar zum Ausdruck bringende Kopf von
Fanny Henfel, der Schwester des Componisten, sind wahrhaft glänzende Zeugnisse für die Bedeutung
des Künstlers als Porträtstecher.
Mandel, welcher seit 1856 der akademischen Kupferstecherschule zu Berlin vorsteht, hat die
Genugthuung, mehrere allgemein anerkannte Stecher zu seinen Schülern zählen zu können; unter
ihnen befinden sich Jacoby, Trosfin, C. Becker, H. Sachs, Hans Meyer u. A. An äusseren Erfolgen
und Ehren war die Laufbahn des Meisters reicher, als je zuvor die eines deutschen Kupferstechers.
Er ist Mitglied der Kunstakademien von Berlin, Wien, Paris, Rom, Florenz, Brüssel und Antwerpen,
erhielt anlässlich seiner häufigen Ausstellungen in Paris seit 1841 mehrmals Medaillen und bei der
Weltausstellung 1867 das Kreuz der Ehrenlegion, wurde 1860 von seinem König durch Verleihung des
Ordens pour le merite ausgezeichnet, und besitzt hohe Orden von Oesterreich, Belgien, Bayern und
anderen Staaten. Wir hoffen, dass der gefeierte Künstler, welcher gegenwärtig als Hauptträger des
strengen Kupferstiches in Deutschland ebenso erscheint, wie sein Freund Henriquel-Dupont in Frankreich,
es diesem noch aus dem vorigen Jahrhundert stammenden, aber immer fort rastlos thätigen Meister
an Lebens- und Schaffenskraft gleichthun, und mit der Sixtina sein Werk nicht abschliessen werde.
Vielmehr möge sich der Wunseh erfüllen, welchem unsere Gesellschaft in ihrer zum siebzigsten Geburts-
tage des Altmeisters und zugleich zum fünfzigjährigen Jubiläum seines künstlerischen Wirkens
erlassenen Adresse Ausdruck geo-eben ]lat jer Wunseh: „dass seiner ruhmreichen Künstlerlaufbahn zur
Ehre der deutschen Kunst noch eine lange Reihe schaffensfreudiger Jahre beschieden sein möge!"
Oskar Berggruen.


8* (II. A.)
 
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