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Verlegenheit aber brachte ihn ein ähnliches Erlebniss, als er es übernommen hatte, den Speisesaal der
Villa des Consuls Wedekind in Hannover mit Darstellungen zu schmücken, welche die Beziehungen des
Menschen zum Feuer in landschaftlichen Scenerien vergegenwärtigen sollten. Böcklin zog mit Weib
und Kind nach Hannover und malte auf Leinwand mit Leimfarben fünf phantasievolle Bilder; diese
gegenwärtig in Gassel befindlichen Arbeiten missfielen aber dem Besteller, und wenn auch der Künstler
den langwierigen Rechtsstreit um sein Honorar endlich gewann, so war er doch ganz mittellos, als er
1856 an der Isar seine Heimstätte aufschlug.
Gleich das erste Bild, das Böcklin in München ausstellte, erregte bei allen Kunstverständigen das
grösste Aufsehen. Es war, für den Künstler höchst bezeichnend, die Darstellung eines schilf bewachsenen
Moores, in dessen Röhricht der „grosse Pan" halbverborgen lagerte. Man begann sich für den Künstler
zu interessiren, der zugleich mit zwei Kindern krank und hilflos dalag, und seine alten Freunde aus
Rom, namentlich Paul Heyfe, verkündeten das Lob seines glänzenden originellen Geistes, wie seiner
hohen künstlerischen Begabung. Heyfe war es auch, der den Grafen Schack auf Böcklin aufmerksam
machte, und es zeugt für das Kunstverständniss dieses Liebhabers, dass er sofort erkannte, welch' ein
Geisteskind der damals noch unbeachtete junge Schweizer war und eine grosse Anzahl seiner besten
Bilder nach und nach mit feinsinnigster Auswahl an sich brachte. Wir flehen nicht an, die Arbeiten
Böcklin's, welche sich in der Villa vor der Münchener Propyläen befinden, für diejenigen zu erklären,
in denen die Eigenart Böcklin's nicht nur am deutlichsten, sondern auch am meisten abgeklärt und
ansprechend hervortritt, so dass man, wie Pecht sich ausdrückt, jetzt durchaus nach München in die
Galerie Schack gehen muss, wenn man Böcklin recht kennen lernen will. Graf Schack verlor den
Künstler auch nicht aus dem Auge, als er 1858 mit Lenbach und Reinhold Begas, alten Freunden aus
der römischen Zeit, an die neu errichtete Kunstschule zu Weimar berufen ward.
Diese gesicherte Stellung, die erste im bisherigen Lebenslaufe des Künstlers, war anfänglich von
wohlthätigem Einssuss auf seine Production. In Weimar entstanden einige seiner reizvollsten Bilder,
wie der „Panische Schreck" in der Galerie Schack, die herrliche grosse „Jagd der Diana" im Museum
zu Basel, und das hochromantische „Schloss am Meere" mit der Stafsage eines Überfalls durch
maurische Piraten, welches Motiv Böcklin 1873 mit der Variante wiederholt hat1, dass das Schloss in
hellem Brande sleht und der Feuerschein sich über die ganze Gegend ergiesst. Aber der phantastische
Feuer^eist des Künstlers bedurfte zur Reguno- seiner Schwingen g-rösserer Verhältnisse, als die kleine
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Residenz an der Um ihm zu bieten vermochte, und es erscheint uns wie ein Symbol, dass Böcklin in
Weimar auf die Idee gerieth, eine Flugmaschine zu construiren, welche ihn gleich bei dem ersten
praktischen Versuche beinahe um's Leben gebracht hätte. Kaum drei Jahre nach seiner Ankunft in
Weimar wurde dem ruhelosen Künstler der dortige Aufenthalt unerträglich und er ging zurück in die
Vaterstadt seiner Gattin, die im Grunde auch seine geistige Heimat war.
Das längere Verweilen in Rom und ein Besuch in Neapel und Pompeji, wo zahlreiche Spuren
antiken Lebens, antiker Sitte nicht in den Museen allein erhalten sind, bannten den Künstler in einen
Gedankenkreis, innerhalb dessen er mehrere seiner interessantesten Werke schuf, die man ebenfalls in
der Galerie Schack zu sliehen hat. Dem antiken Geiste so glücklich abgelauscht, als hätte der Künstler
im todt auferstandenen, einst so lebenslustigen Städtchen am Fusse des Vesuv bei hellem Sonnenschein
abgeschiedene Geister leibhaft gesehen, ist seine „Altrömische Taverne"; wahrhaft antik gedacht ist
auch das anmuthige Bild „Des Hirten Liebesklage". An die klassische Renaissance dagegen gemahnt
das bezaubernde Stimmungsbild „Villa am Meere", wozu Böcklin nachmals in Basel das gleichnamige
i Das letztere Bild besand sich bis Ende 1876 in der Sammlung Liebermann zu Berlin. Wir besitzen davon eine noch nicht publicirte
schöne Radirung von L. H. Fiseher.

III
 
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