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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — 22.1899

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Schölermann, Wilhelm; Berlepsch-Valendas, Hans E. von; Hevesi, Ludwig: Die Jahresmappe der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst 1899: Emil Orlik, Fritz Burger, Felician Freiherr von Myrbach, Hermine Laukota, Friedrich Kallmorgen, Gustav Bamberger, Wilhelm Laage, die Bildstickereien der Frau Henriette Mankiewicz
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https://doi.org/10.11588/diglit.4071#0081
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DIE JAHRESMAPPE DER GESELLSCHAFT
FÜR VERVIELFÄLTIGENDE KUNST.

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Die »Jahresmappe der Gesellschaft« für das Jahr 1899 gelangt in
zwei gesonderten Theilen zur Ausgabe, von denen sich der eine bereits
in Händen der Mitglieder befindet, während der andere das letzte Heft
des laufenden Jahrganges der »Graphischen Künste« begleiten wird.
Jeder dieser Theile umfasst sechs Blätter.
Die Zusammenstellung der Mappe dürfte das Ziel, das die
Gesellschaft mit dieser immer mehr in den Mittelpunkt ihrer Thätigkeit
rückenden Publication verfolgt, zur Genüge erkennen lassen. Der
Wettstreit zwischen der frei erfindenden und der reproducirenden
graphischen Kunst, der etwa zwei Decennien währte, ist unter dem
Einflüsse allgemeiner Kunst- und Culturbedingungen mit einem Siege
der Originalgraphik im Allgemeinen zum Abschlüsse gekommen. Die
reproduktive Kunst hat sich in den Schutz einiger weniger Künstler
geflüchtet, denen die subjektive Vereinigung höchster technischer
Meisterschaft mit der Gabe geistvoller Interpretation eine Art Privi-
legium dieser Kunstübung sichert. Diese Thatsache musste in dem
Zurücktreten der reproducirenden Kunst innerhalb unserer Mappen
ihren entsprechenden Ausdruck finden.
Die Originalgraphik aber steht ihrem Wesen nach in viel innigerer
Fühlung zu den wechselnden Stimmungen und Bewegungen nicht allein
innerhalb des Kunstgebietes, sondern auch des culturellen Lebens der
Zeit, als dies je bei der Reproductionskunst der Fall sein konnte.
Während diese dem Gange der Kunstentwicklung in vorsichtigem
j*f£? Abstände und bedächtiger Ruhe folgte, welche ihr Gelegenheit gab,
alle die im Laufe der Jahrhunderte angesammelten technischen Kunst-
mittel mit Überlegung zu verwerthen, tritt die Originalgraphik vielfach
als kühne und behende Pfadfinderin auf, die den Wegen der allgemeinen
Kunstbewegung vorauseilend ihren Fuss auf Gebiete setzt, die dem
Leben von der Kunst erst abgerungen werden sollen. Wesentlich ist ihr
unter allen Umständen die strenge Beziehung zum Leben der Gegen-
wart, sei es dem Inhalte, sei es der Ausfassung nach, welch' letztere
bis zum individuellsten Ausdrucke zu steigern wohl ihre stärkste und
reizvollste Fähigkeit ist.
Gilt es nun für die Gesellschaft, ihren Mitgliedern eine Auslese
jener wunderbaren Gebilde darzubieten, wie sie die Wellen der Kunst
aus den Tiefen des Lebens heben und an den Strand werfen, so wird
 
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