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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — 22.1899

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Schölermann, Wilhelm; Berlepsch-Valendas, Hans E. von; Hevesi, Ludwig: Die Jahresmappe der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst 1899: Emil Orlik, Fritz Burger, Felician Freiherr von Myrbach, Hermine Laukota, Friedrich Kallmorgen, Gustav Bamberger, Wilhelm Laage, die Bildstickereien der Frau Henriette Mankiewicz
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https://doi.org/10.11588/diglit.4071#0093
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den farbigen Contrast auch im Drucke bilden sollten. Burger verbrachte Wochen, Monate an der
Druckerpresse und sammelte sich, wenig abgeschreckt von anfänglichen Missersolgen, da seine
Erfahrungen. Das hat ihm das tiefste Wesen des Verfahrens im weitesten Sinne erschlossen und
hier liegt für seine Arbeiten der springende Punkt. Wohl hat ihm dabei meist ein im Atelier
hergestelltes Aquarell als eigentliche Grundlage gedient, doch kam es ihm nicht so sehr daraus an,
dieses zu reproduciren, was ja eigentlich jeder einigermassen gut geschulte Lithograph zuwege
bringt, vielmehr hatte er eine Wiedergeburt des manuell hergestellten Originales in lithographischem
Sinne zum Endzweck seiner Bestrebungen gemacht. Er verfolgte also nicht reproduetive Zwecke,
sondern übte künstlerische Umsetzung, Bearbeitung, die dem Matcriale entspringt. Schritt er auch
von der Anwendung zweier Töne weiter zur Vermehrung der Farbmittel, so vermied er es doch,
ausschliesslich eine conturirte farbige Flächenwirkung' ins Auge zu fassen, wie es z. B. Grasset
bei seinen »Panneaux decoratifs« gethan hat, es lag ihm vielmehr daran, eine eigentlich sarbig
modellirtc Erscheinung zu schaffen. Darin weicht er nun vollständig von dem, was ihm Ausgangs-
punkt war, vom Placate, ab. Er modellirt in Farbe, er ist bestrebt, ihr eine gewisse Vibration zu
verleihen, ihr den ausschliesslichen Charakter der Flächenbelebung zu nehmen, sie selbst vielmehr
zum belebenden Elemente zu machen, ihr selbständige Wirkung zu verleihen. Er will, um es kurz
zu sagen, keine colorirte Zeichnung geben, sondern eine durchaus selbständige Farberscheinung.
Hierin hat er neue Wege beschritten, die, wenn sie auch im Moment noch nicht zu voller Reise
gediehen sind, doch die Gewähr für ein volles Gelingen bieten. Seine» Frauentypen vom Münchener
Künstlerfest 1898« können mit vollem Rechte als eigenartige Erscheinungen gerade nach dieser
Seite bezeichnet werden, denn sie tragen einen durchaus individuellen Stempel und bedeuten für
den heute zweiunddreissigjährigen Künstler das FSetreten eines Weges, der den Kreis der so sehr
wieder aufblühenden graphischen Künste um ein Wesentliches erweitert, vervollkommnet und jene
Schranke verstärken hilft, die zwischen mechanischer Reproduction und künstlerischer Wiedergabe
stets aufgerichtet bleiben wird, mag auch der Künstler alle zu Gebote stehenden Mechanismen im
ausgedehntesten Sinne sich zunutze machen.
H. E. v. Berlepsch.





Nach eitler Bleististskizze von Fr, K^Umorgen.
 
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