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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — 22.1899

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Schölermann, Wilhelm; Berlepsch-Valendas, Hans E. von; Hevesi, Ludwig: Die Jahresmappe der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst 1899: Emil Orlik, Fritz Burger, Felician Freiherr von Myrbach, Hermine Laukota, Friedrich Kallmorgen, Gustav Bamberger, Wilhelm Laage, die Bildstickereien der Frau Henriette Mankiewicz
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https://doi.org/10.11588/diglit.4071#0097
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die Racc verplumpt sich zusehends. Dazu bekommen die
Pferde etwas Hölzernes, in der Bewegung Krampshastes,
und die Farbe der Chromos wird stumps und schwer. Aus
Dupray folgen dann Sachen von Sergent. Dieser gewandte,
aber mehr oberflächliche Zeichner schreibt Alles, was es
immer sei, mit der nämlichen leichten Feder im Umriss
hin und tuscht es dann ganz leicht an, so dass Alles den
nämlichen ausgelaugten, papillotirendcn Eindruck macht.
Eine nicht unelegante, dabei aber etwas altvaterische
Routine, deren Leerheit man bald merkt. Man sieht, die
Herren Boussod und Yaladon wussten es genau, warum
sie Myrbach vorausschickten.
Den äusseren Lebenslaus unseres Künstlers wollen
wir hier nur ganz kurz skizziren. Er selbst hat ihn
voriges Jahr mit gemüthlichcr Laune beschrieben und H. E.
v. Berlepsch zur Versügung gestellt, in dessen aussühr-
lichem Myrbach-Aussatze (»Kunst und Kunsthandwerk«,
1898, Hest 1) man ihn nachlesen mag. Felician Freiherr
von Myrbach ist im Februar 1853 zu Zaleszczyki in Galizien
von deutschen Eltern geboren. Früh zum Soldaten
bestimmt, bezog er das Cadetteninstitut zu Hainburg,
dann die Wiener-Neustädter Akademie, die er 1871 als
Lieutenant bei den Jägern verliess. Schon als Cadet in
Hainburg hatte er mit einer Caricatur seines gestrengen
Feldwebels Aussehen gemacht und auch seither sort-
während gezeichnet. 1872 kam er an das k. k. Militär-
geographische Institut, wobei er als »Gast« die Akademie der bildenden Künste (Eisenmenger)
besuchte. 1875 wurde er nach Spalato versetzt, wo er Müsse hatte, Naturstudien zu machen, ja
sogar sich einen Aktsaal für Abendstudien bei primitiver Petroleumbeleuchtung einrichtete.
1878 machte er den bosnischen Feldzug mit. Dann wurde er Zeichenlehrer an der Wiener
Cadettenschule. Um diese Zeit bemerkte und kauste der Kaiser sein erstes Bild im Künstler-
hause: »Feuerlinie des 19. Jägerbataillons im Gesecht von Kremenac.« Dieser unerwartete
Erfolg — das Bild war so hoch gehängt! — machte den Künstler, wie er schreibt, für zwei
Tage krank. Es folgten dann Pferdestudien bei Huber und ein zweites Bild: »Episode
bei der Einnahme von Sarajevo.« So war wieder einmal ein österreichischer Osrlcier, gleich
Canon, Huber, Payer und Hörmann und so vielen Anderen bis zu Berres hinüber, wie
von selbst Maler geworden. Er hatte nicht den Marschallstab, sondern den Pinsel im
Tornister gehabt. 1881 gieng er sür drei Jahre nach Paris; da er aber dann kein Geld zur
Heimreise hatte, blieb er gleich noch dreizehn Jahre dort. Ein Bild: »Am Boulevard de
St. Michel« erregte 1883 im Salon Aufmerksamkeit, noch mehr aber die Zeichnung, die
er sür den illustrirten Katalog beisteuerte. Sie hatte zur Folge, dass Myrbach von nun an
mit Illustrationsausträgen überhäust wurde. In »Paris illustre« erschienen die ersten solchen
Arbeiten. Dann illustrirte er in bunter Folge die meisten Bücher Alphonse Daudets, der ein
blindes Vertrauen zu ihm hatte, weil Myrbach ihm »Glück brachte«, Victor Hugos »Notre Dame«,


Nach einer Studie zum Aquarell »Kaiserparade
 
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