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doch entschädigt er dafür durch einen entwickelten Sinn für wirksame Anordnung und eindrucks-
volle Flächeneintheilung. Bei gar manchem Künstler bleibt nach der Schilderung seiner rein
technischen Vorzüge nichts mehr zu sagen und oft reichen diese allein auch hin zur Erringung
und Behauptung eines ehrenvollen Platzes. Bei Wolff aber trifft die oft missbrauchte Redensart zu,
dass sein Können im Dienste eines starken malerischen Temperaments steht. Dieses ist auch
wohl die Ursache, dass auf einer Platte zuweilen die verschiedensten Behandlungsarten, Schab-
kunst, reine Grabstichelarbeit, Aquatinta, Atzung und Roulettenarbeit vereinigt sind. Die Grösse
seiner Anschauung ermöglicht es, dass sich seine Bildnisradirungen — und er hat bisher fast nur
solche geschaffen — in den kleinsten Raum einzwängen lassen, ohne an monumentaler Wirkung
einzubüssen oder irgendwie kleinlich zu werden. Ein richtiger Instinct hat ihn, wie ich glaube, auf
das Bildnis geführt. Seine ganze Art, seine .Modernität, die Schärfe seines Blickes für das Wesen
der Dargestellten befähigen ihn in hohem Grade, ein Meister in der graphischen Darstellung des zeit-
genössischen Menschen zu werden. Es ist nur zu wünschen, dass die Eleganz und der Chic seiner
Frauenbildnisse so zart wie bisher bleiben mögen und nicht in Weichlichkeit verflauen. Alsdann
werdenWolffs kleine graziöse Frauenporträts — ein seltener Fall — für die dargestellte Dame ein
Vergnügen und auch für den unbetheiligten Betrachter ein auserlesener Genuss sein. Alles in allem:
Heinrich Wolffs Leistungen sind bereits heute so bedeutend, dass man ihn zu den hervorragenden
Originalradirern rechnen muss. Bleibe ihm sein unermüdlicher Fleiss und der künstlerische Ernst
auch gewahrt, wenn ihm seine Fähigkeiten die allgemeine Anerkennung errungen haben werden.

Karl Mavr.

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H. Wolff.

Bleistillstudie.
 
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