Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
109

W. Püttner. Zeichnung.

Dasselbe lässt sich auch von den kräftigen Blättern Walter Püttners sagen. Es hat ein jeder
das Recht, nicht nach den Compromissen beurtheilt zu werden, durch welche eine künstlerische
Veranlagung oft von speculativen Verlegern ohne Kunstgewissen ausgebeutet wird. Der arme
Musensohn verkauft die Himmelsgabe um ein Linsengericht und muss die Gabe noch für die
schlechten Instincte Gottlob hinsterbender Anschauungen herrichten. Püttner ist aus solchen
Compromissen ungebrochen hervorgegangen und gerade er hätte im Strudel der Süssigkeiten der
»Gartenlaube« und ähnlicher Familienblätter leichter untergehen können als mancher andere. Denn
als Sohn eines geschätzten Illustrators kam er am frühesten von allen ins Handwerk hinein. Er
zeichnete so frisch und munter darauf los, dass Zeichnungen von Püttner junior schon zu einer
Zeit in den Blättern erschienen, als seine künftigen Collegen erst die Kohle spitzen lernten; bereits
warfen die Verleger einen hoffnungsvollen Blick auf die junge Kraft. Aber es kam anders. Sein
erfahrener Vater schickte ihn zu Herterich, Löfftz und zuletzt zu Höcker. Dort fand er sich mit
den anderen zusammen, und seine decorative Begabung trat alsbald in einer Weise hervor, dass er
mit Jank und Münzer ausersehen wurde, im barocken Justizpalaste Thierschs die guten und
bösen Leidenschaften, den Mord, einen ganzen Festzug u. a. auf die Mauer zu malen. Freilich, es
folgten die heiss ersehnten Freskoaufträge durchaus nicht. Die tolle Müh' des Lebens heischte
wieder allerlei Zeichnungen, in denen sich das eigentlich künstlerische Element kaum sehen lassen
durfte. Aber eine leichte glückliche Natur, konnte er darauf vertrauen, dass er seine Anschauung
nicht dauernd durch schlechte Aufträge beflecke. Und zuweilen fand sich doch der eine und andere,
der eine Ahnung von Kunst besass. So nahm Koppel von ihm schwarzweisse typographisch auf-
 
Annotationen