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T. F. SIMON.

Simon ist Tscheche. Er gehört also jenem Volke an, das bei aller trotzigen Betonung nationaler
Art stets Frankreichs reife Kultur als ein Andachtsbild, zu dem man wallfahrten muß, in dem Tempel
seiner Kunst aufgestellt hat. Und Simon — gleich vielen anderen — wallfahrtete und ward gesegnet.

Wirklich ist es erst Paris, in dem seine Kunst nach den ersten frühen Versuchen langsam
reift. Wie man zu Anfang seine farbigen Blätter allenthalben neben denen Raffaellis, Louis
Legrands, Balestrieris, Helleus — der beiden Modelieblinge — in Paris auftauchen sah, empfand
man ein wenig unangenehm die übliche wahllose Nachbarschaft und sagte sich: Hm, so recht gehört
dieser T. F. Simon gewiß nicht etwa neben Raffaelli, ebensowenig wie ein meisterlicher Louis
Legrand zu dem nur im Graziös-Modischen meisterlichen Helleu paßt. Was für starke, grobe
Farben auf diesen bunten Beschreibungen des Pariser Lebens! Aber das muß sicherlich ein
verkappter Maler sein, der zur Radiernadel gegriffen hat und sie immer noch in einen verschwende-
rischen Pinsel umzaubern möchte.

Es ist nicht anders, als daß alle farbigen Radierungen von der Malerei herkommen, eine Kon-
statierung, die nicht nur unoriginell, sondern auch widerspruchsvoll ist. Denn man kann gut die kon-
servativ-aristokratische Feindschaft jener verstehen, die über den tatsächlichen Widerspruch der

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