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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — 35.1912

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Saxl, Fritz: Ein neues Buch von Carl Larsson
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https://doi.org/10.11588/diglit.3751#0122
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Carl Larsson, »Es wird Abend. Gute Nacht!«

Aus dem Buche: -Laßt Lieht hinein

hier klare große Flächen, dort ein Zerreißen durch Licht und Schatten, hier Illustration, dort Bild.
Dazu kommt noch ein zweiter sehr wichtiger Zug. Man vergleiche etwa das liebe frühe Blatt:
»Kukuliku, klockan är sju« (Kikeriki, es ist sieben Uhr) mit dem wunderbaren späten »Sommer-
morgen«. Es sei einen Augenblick abgesehen von der ganz neuen und an die besten Leistungen
der Impressionisten erinnernden Bezwingung des Lichtproblems (man sehe, wie der Vorhang sachte
übergeht in den Boden, man sehe die Reflexe am Vorhang usw.), es sei vorerst auf ein ganz kleines
Detail hingewiesen: die Bettdecke, wie sie sich umbiegt, über das Bett herübergelegt ist, und diese
Decke vergleiche man mit der auf dem frühen Blatt. Kruse und auch Gauffin1 haben den Zusammen-
hang der Kunst Larssons mit der des Schongauer und Dürer betont. Kein Blatt lehrt uns stärker
als das »Kukuliku . . .«, daß diese Beobachtung richtig ist. An Dürer, an spätgotische Plastik
erinnert das Temperament der Linienführung in diesen Falten. An dessen Stelle tritt nun in dem
späteren Blatt höchste Einfachheit, an Stelle eines idealistischen Linearismus strenge Beobachtung
der Natur, geleitet von einem hoch gesteigerten Gefühl für die Form.

Diese Vereinfachung und Beruhigung des einzelnen Elementes, der Linie, ist aber nur die
notwendige Konsequenz, die sich aus dem Streben des späteren Larsson nach klarer,
monumentaler Gestaltung des Ganzen ergibt.

Schon in der Art, wie Larsson in dem früheren Buche den Text schmückt, wie er da durch
allerorten eingestreute Bildchen und durch die roten Initialen der Blattseite lustiges Leben verleiht,

t Die Kunst 1911.

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