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Manus Bauer, Jeypo

Nach der Radierung

Ausstellungen. Gar mancher, der die Kunst liebt und fein empfindet, wird mir beistimmen, wenn
ich die Institution der Kunstausstellung überhaupt für eine Barbarei erkläre, die spätere Zeiten
nicht begreifen werden. Wenn man eine solche Folge mit Bildern vollgehängter Säle durch-
schreitet, so hat man doch oft die Empfindung, als träte man in einen Konzertraum, in dem
von hundert Leuten jeder auf seinem eigenen Instrument eine besondere Melodie spielt. Jedes Bild
heischt Betrachtung, und wenn wir eines lange angesehen haben, wirft uns das danebenhängende
wieder in eine ganz andere Stimmung. Und manche Bilder sprechen mit sehr lauter Stimme.
Zu denen, die nur leise flüstern, gehören die Stiefkinder der Ausstellungen, die graphischen
Blätter, die von den großen Gemälden meist völlig übertönt werden. Diese bescheidenen
Radierungen wollen eben in die Hand genommen und liebevoll betrachtet werden. Und tun wir
das mit den Blättern unseres Meisters, so winkt uns reicher Lohn, es enthüllt sich eine
unerschöpfliche Welt phantastischer Schönheit.

Hermann Struck.
 
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