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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — 36.1913

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Redon, Odilon; Henkel, Max D.: Odilon Redon
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https://doi.org/10.11588/diglit.3752#0066
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aufmerksam wiedergab. Nach einer Anstrengim einen Kieselstein, einen Grashalm, eine Hand, ein
Prufil oder irgend etwas Anderes in der lebenden oder unorganischen Natur minutiös zu kopieren,
fühle ich ein geistiges Aufbrausen kommen, ich habe dann das Bedürfnis zu schaffen, zur Dar-
stellung des in meiner Phantasie Geschauten schreiten zu dürfen. Die Natur mit diesen Zutaten
wird meine Quelle, meine Seele, mein Gärstoff. Meine Erfindungen, die diesen Ursprung haben,
halte ich für wahr. Ich glaube es von meinen Zeichnungen; und es ist wahrscheinlich, daß man
sogar mit der großen Dosis Schwäche, Ungleichheit und Unvollkommenheit, womit alles, was der
Mensch wiederschafft, behaftet ist, keinen Moment ihren Anblick (weil sie menschlich expressiv
sind) ertragen würde, wenn sie nicht, so wie ich sage, nach dem Gesetz des Lebens und der
moralischen Übertragung, die allem Seienden notwendig ist, gebildet, zusammengesetzt und

gebaut wären.

* *

*

Hier schließt das Manuskript der Geständnisse, das ich 1898 für einen Katalog meiner Litho-
graphien niederschrieb, der nie erschien. Es handelte sich also nur darum, von meinen Schwarz-
Weiß-Arbeiten zu sprechen.

(Autorisierte Übersetzung von M. D. Henkel, Amsterdam.)

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