Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — 36.1913

DOI Artikel:
Weixlgärtner, Arpad: Eduard von Duczynski
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3752#0090
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
20. August 1849« signiert. Am 30. und 31. Dezember 1852 ist das'Porträt der Mutter entstanden,
ein noch etwas hartes und noch nicht ganz freies Aquarell, das aber doch schon im Licht außer-
gewöhnlich gut ist. Vom nächsten Jahre dagegen stammen bereits etliche Landschaftsaquarelle,
die durch ihre frische, leichte, duftige Malweise, vor allem aber durch die überzeugende Leucht-
kraft des auf ihnen dargestellten Sonnenscheines auffallen: die Schloßruine in Zalosce, »in der die
Brüder geboren sind und ihre Kindheit verbracht haben«, vom 30. Juli 1853, dann der Ort Zalosce,
vom 29. und 30. Juli datiert, und noch eine zweite Ansicht des Ortes, bloß mit der Jahreszahl 1853
versehen. Demselben Jahre gehören zwei nicht zu Ende geführte, bloß zart und sicher unter-
malte Aquarelle aus Lemberg an: die Dominikanerkirche dieser Stadt und ein Rastelbinderbub.
Ein paar weniger hervorragende Blätter sind 1856 in Wien entstanden. Vom 2. Juni 1858 ist eine
Bleistiftzeichnung datiert, die mit gutem Humor eine Landpartie schildert. Auf der Höhe seines
Könnens aber steht Duczyriski in etlichen Aquarellen, die er 1859 während des Feldzuges in
Italien geschaffen hat. Sie sind von einer ganz köstlichen Ursprünglichkeit und Unmittelbarkeit.
Flott und sicher in einem Zuge vor der Natur heruntergemalt, wirken sie vor allem durch die
Wiedergabe des Lichtes geradezu verblüffend, so modern muten sie den Betrachter an. Wohl ist
es die Zeit, in der der greise Waldmüller auf eine Lichtmalerei gekommen war, die erst die Nach-
welt voll zu würdigen verstehen sollte, und in der auch schon Pettenkofen nicht nur das Licht,
sondern auch die Luft ganz wunderbar wiederzugeben gelernt hatte, aber vor den Aquarellen
Duczyriskis muß jeder Gedanke an eine bewußte oder unbewußte Abhängigkeit von einem dieser
beiden Meister verstummen, so durchaus eigenartig und selbständig ist der Eindruck, den sie
machen. Duczyriski, dem schon früher, das Licht zu malen, so gut gelungen war, reifte bei der
Wiedergabe der kraftvollen Sonne Italiens zum Meister heran. Die auch gegenständlich inter-
essanten Blätter sind folgende: Karren und zwei ausgespannte Ochsen (Piemont, Albonese,
11. Mai 1859); Drei Soldaten, um eine Gewehrpyramide sitzend und liegend, vier andere im Hinter-
grund stehend (Piemont, Albonese, 17. Mai 1859); Soldat auf Wache, neben ihm eine Gewehr-
pyramide, im Hintergrund gelagerte Soldaten (Piemont, Cergnago, 19. Mai 1859); Feldschlosser
im Schurz, Pfeife rauchend, an seinen Wagen gelehnt (Piemont, Mortara, 24. Mai 1S59); Karren
mit Plache, unter dem Karren ein Hund, hinten das ausgespannte Pferd, vorne ein Soldat (Piemont,
Cergnago, 27. Mai 1859). Zwei Blätter, die ein Geschütz und eine Gruppe von Soldaten darstellen,
weisen zwar keinerlei Bezeichnung auf, gehören aber dem Stil, der Technik und dem Gegenstand
nach gleichfalls hierher.

Das zweite der eben angeführten Aquarelle mit den drei an der Gewehrpyramide gelagerten
Soldaten ist hier abgebildet. Natürlich tut der Mangel der Farbe der Reproduktion stark Eintrag.
Die hier farbig wiedergegebene, zweifellos derselben Zeit angehörige Studie eines Ragazzo, der,
den gelben Strohhut auf, die sonnverbrannten Hände vor dem angezogenen rechten Bein verschränkt,
auf dem Boden sitzt, vermittelt aber von der Farbigkeit auch der anderen Blätter eine gute Vor-
stellung. Diese muß auch zu Hilfe genommen werden, die Farben des hier gleichfalls reproduzierten
ausgezeichnet beobachteten alten italienischen Bettlers im Geiste zu ergänzen.

Das letzte der aus Italien datierten Blätter ist ganz anderer Art. Es ist eine pietätvolle Kopie
der Pythagoras-Gruppe auf Raffaels Karton zur Schule von Athen in der Ambrosiana zu Mailand.
Duczyriski hat sie am 25. März 1860 gezeichnet.

Die nächsten datierten und datierbaren Aquarelle und Zeichnungen fallen in den Herbst des-
selben Jahres und sind in Wien entstanden. Sie sind schon darum interessant, weil sie alle Vor-
arbeiten zu dem bereits erwähnten großen Bild sind, das Duczyriski geplant hat. Angeregt wurde

75
 
Annotationen