Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
dekorativer Einfälle, an denen ja die vielen hundert Karten der Wiener Werkstätte mit ihren Beiträgen
von Löffler, Jungnickel,Kokoschka, Geyling, Elena Luksch-Makowska und vielen anderen so überaus
reich sind. In derselben Zeit arbeitete Diveky außer Illustrationen für die obengenannten Zeitschriften
Linoleumschnitte, Plakate und allerlei Reklamegraphik. 1911 erschien das erste von dem Künstler
durchillustrierte Buch: eine kostbare, auf Japan gedruckte Ausgabe des ./Klein Zaches« von
E. T. A. Hoffmann, die im Verlag der Brüder Rosenbaum in Wien erschien und in der Originalität
ihrer gesamten Ausstattung durchaus den Geist der Wiener Werkstätte atmet. Hier interessiert uns

nur der illustrative
Teil des Buches,
der gänzlich von
Diveky bestritten
ist. In seinen zahl-
reichen blattgroßen
Illustrationen ist
noch stark der
Geist Beardsleys
spürbar, die Zeich-
nung ist rein und
subtil, die weißen

und schwarzen
Flecke stehen ein-
anderglänzend, aber
mitunter mit einer
gewissen Härte
gegenüber, welche
Divek3rspäterdurch
die reichlichere An-
wendung schraf-
fierter Zwischen-
töne zu mildern
gewußt hat. Ein
Hauptgewicht ist
auf die harmonische
Übereinstimmung
derschwarz-weißen
Blätter mit dem

Josef von Diveky, Illustration zum »Münchhausen«. Berlin. Morawe & Scheffelt.

Eindrucke des be-
druckten Textes
gelegt, wie denn
überhaupt hier der
dekorative Eindruck
den illustrativen
noch weitaus über-
wiegt; beim ersten
Anblick der Blätter
macht sichdurchaus
erst das schwarz-
weiße Flecken-und

Linearornament
geltend, bevor man
zur Apperzeption
des dargestellten
Inhaltes gelangt.
Hierinliegtnochein
gewisses Mißver-
hältnis, das schon
in Divekys »Faust«
ausgeglichen er-
scheint. Gewisse

manieristische
Eigentümlichkeiten
treten hervor, wie in
der Zeichnung der
männlichen Köpfe,
die aus lauter Angst,

nur ja nicht ins Süße zu verfallen, leicht etwas Totenkopfähnliches erhalten, die Divekyschen
Gurkennasen und hie und da eine Äußerlichkeit aus der Löffler-Schule. Anderseits macht sich
Divekys glänzende Geschicklichkeit in der Darstellung räumlicher Verhältnisse und in der echt
zeichnerischen Behandlung des Details (Architekturen, Innenräume, Möbel und dergleichen) hier
schon auffallend geltend. Die Anmut seiner Frauentypen und die wienerische Barocke seiner Archi-
tekturen verleugnen nirgends den lokalen Charakter von Divekys Zeichenkunst. In »Seiner Exzellenz
dem Minister Zinnober« ist ihm ein prächtiges Stück geistreicher individueller Charakteristik
gelungen, wie später in seinem Münchhausen; an Divekys Auffassung der geschwollenen Mißgeburt,

44

-fr?-%|^'äs.^*^»^5^^
 
Annotationen