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ihre nationale Kunst und raffen von französischen Zeichnungen höchstens das auf, was ihnen der
heimische Markt entgegenbringt. So ist zum Beispiel die im ganzen sehr mäßige Sammlung des
British Museum entstanden. Privatsammler sind auch in geringer Zahl vorhanden; die einzige
wirklich bedeutende Sammlung in Frankreich ist die Alfred Beurdeleys und die reicht auch nur bis
zu den Impressionisten. Sonst sind es entweder ganz kleine, bescheidene Kollektionen, wie zum
Beispiel die des Georges Vian, der eine hübsche Reihe von Impressionistenzeichnungen besitzt,
oder sie beschränken sich auf einen Meister, zum Beispiel Moreau-Nelaton auf Delacroix, Gerstenberg
(Berlin) auf Daumier usw.
Das ist umso erstaunlicher, als das französische XIX. Jahrhundert auf dem Gebiete der
Zeichnung eine Produktion aufweist, die die vorangehenden Jahrhunderte, auch das XVIII., in den
Schatten stellt. Man möchte fast behaupten, die eigentlichen künstlerischen Kämpfe dieses kampf-
reichen Jahrhunderts wurden vorerst in Zeichnungen ausgefochten. Die oben angeführten Haupt-
meister haben eine fast beispiellose Fülle von Zeichnungen hinterlassen. Und in diesen Zeichnungen
ist vieles klar, was in der Malerei nur unvollkommen realisiert werden konnte. Manches ist ja schon
allgemein anerkannt; die Bleistiftporträte eines Ingres und die Tieraquarelle des Barye werden
hochgeschätzt und sind unerläßliche Bestandteile jedes vornehmen, modernen Pariser Salons. Auch
Millets bildmäßig ausgeführte Zeichnungen haben schon seit langem ihre Liebhaber. Doch das sind
Zufallsgriffe des unorganisch tastenden Geschmackes. Erst eine organische Sammlung, wie die
vorliegende, offenbart die ganze gewaltige Größe der neuen französischen Zeichenkunst.
Simon Meiler.
I,nung-
ihre nationale Kunst und raffen von französischen Zeichnungen höchstens das auf, was ihnen der
heimische Markt entgegenbringt. So ist zum Beispiel die im ganzen sehr mäßige Sammlung des
British Museum entstanden. Privatsammler sind auch in geringer Zahl vorhanden; die einzige
wirklich bedeutende Sammlung in Frankreich ist die Alfred Beurdeleys und die reicht auch nur bis
zu den Impressionisten. Sonst sind es entweder ganz kleine, bescheidene Kollektionen, wie zum
Beispiel die des Georges Vian, der eine hübsche Reihe von Impressionistenzeichnungen besitzt,
oder sie beschränken sich auf einen Meister, zum Beispiel Moreau-Nelaton auf Delacroix, Gerstenberg
(Berlin) auf Daumier usw.
Das ist umso erstaunlicher, als das französische XIX. Jahrhundert auf dem Gebiete der
Zeichnung eine Produktion aufweist, die die vorangehenden Jahrhunderte, auch das XVIII., in den
Schatten stellt. Man möchte fast behaupten, die eigentlichen künstlerischen Kämpfe dieses kampf-
reichen Jahrhunderts wurden vorerst in Zeichnungen ausgefochten. Die oben angeführten Haupt-
meister haben eine fast beispiellose Fülle von Zeichnungen hinterlassen. Und in diesen Zeichnungen
ist vieles klar, was in der Malerei nur unvollkommen realisiert werden konnte. Manches ist ja schon
allgemein anerkannt; die Bleistiftporträte eines Ingres und die Tieraquarelle des Barye werden
hochgeschätzt und sind unerläßliche Bestandteile jedes vornehmen, modernen Pariser Salons. Auch
Millets bildmäßig ausgeführte Zeichnungen haben schon seit langem ihre Liebhaber. Doch das sind
Zufallsgriffe des unorganisch tastenden Geschmackes. Erst eine organische Sammlung, wie die
vorliegende, offenbart die ganze gewaltige Größe der neuen französischen Zeichenkunst.
Simon Meiler.
I,nung-