für Kultus und Unterricht angekauft wurde. Zwischen zwei dem Betrachter die Stirnseiten zukehrenden
altertümlichen Bauernhäusern mit steilen, hohen Strohdächern, an denen nur wenig Schnee zu
haften vermag, wird ein dick beschneiter Berg sichtbar, der rechts oben in einen spitzen Gipfel
endigt. Eine kühn aufgetürmte Wolke hält ihm links das Gegengewicht. Die dunkeln Nadelbäume,
die den Berghang gruppenweise bestehen, werfen im Mondschein lange bläuliche Schatten auf die
schimmernde Schnccschicht. Im Haus links ist in der gemütlichen niedrigen Stube die Familie (bis
auf den abwesenden Mann) bei Lampenlicht noch wach. Die Frau liegt im Wochenbett. Zwischen
ihr und dem wärmespendenden Ofen sitzt im Lehnstuhl die Großmutter. Der Großvater steht
daneben. Vorne schaukelt ein Mädchen das Kleine in der Wiege. Ein zweites, größeres Kind spielt
an einem Sessel. Draußen in der klaren, kalten Nacht aber, im Raum zwischen den beiden Häusern
hält zu Pferde ein Geharnischter und wendet sich rückwärts, um durch das Fenster in die heimliche
Stube blicken zu können. Neben ihm sitzt, dicht vermummt, auf einem mageren Klepper der Tod.
Die Idee zu diesem Bilde wurde dem Künstler in Florenz vom Heimweh eingegeben. Die
erste Fassung zeigte rechts in einer Stube eine stillende junge Mutter, links im Freien, von hinten
gesehen, einen Gewappneten hoch zu Roß. Das Thema ist: Frau und Kind und Eltern daheim,
wohl geborgen — der Mann draußen im feindlichen Leben, stets vom Tod begleitet. In der bereits
vom Krieg veranlaßten Lithographie, die Stcrrer 1915 für das Wandtafelwerk der Staatsdruckerei
schuf, hat er den Vorwurf, der ihn übrigens auch noch später beschäftigen sollte, abermals
behandelt: links der Mann auf Wache im Schützengraben, rechts daheim die Seinen, die Frau
an der Wiege, einen Brief von ihm lesend. Auf Fußwanderungen durch den Wienerwald im
Winter 1909 10 hat der florentinische Gedanke allmählich Gestalt gewonnen. Damit das Zuhause
recht anheimelnd und behaglich, aber zugleich auch eng und dumpf herauskomme, mußte das
Dach immer höher ansteigen, was wieder als Gegengewicht die hohe Bergspitze bedingte. Dem
warmen Lampenlicht in der Stube halten die kalten Farben der winterlichen Mondnacht draußen
die Wage.
Sicherlich ist auch dieses Bild geradezu als Gegenwirkung auf die in Italien erfahrenen Ein-
flüsse entstanden. Höchstens ist die Art, wie der Künstler, um in einem eine Innen- und eine
Außenszenc darstellen zu können, die vordere Hauswand einfach wegläßt, den Florentiner
Trecentisten entlehnt.
Ein Bild gleichfalls noch aus dem Jahre 1910, das »Liebespaar unter den Zypressen«, muß
hier genannt werden, nicht weil es zum erstenmal ein italienisches Motiv bringt, sondern weil
es Sterrer die Bekanntschaft mit dem kunstsinnigen Gastwirt Franz Hauer, dem Inhaber des
»Griechenbeisels«, vermittelt hat, der in der nächsten Zeit wenn schon kein sehr freigebiger, so
doch ein halbwegs verläßlicher Abnehmer von des Künstlers Arbeiten wurde. Ein größerer Auftrag-
Hauers, ein Wandfries, war für Stcrrer der Anlaß, zu heiraten und auf längere Zeit mit seiner
jungen Frau nach Capri zu ziehen. In der paradiesischen Natur des parthenopeischen Golfes
erlebte das junge Paar nicht bloß goldene, sondern auch bittere, traurige Tage, erfüllt von auf-
reibenden Kämpfen mit Not und Krankheit. Die Bestellung zerschlug sich, bloß ein Bild der Folge,
das in der »Jugend« wiedergegebene »Glück« (zwei junge Frauen mit kleinen Kindern unter einer
Pergola) wurde vollendet. Dafür entstand außer schlicht und ehrlich gemalten Naturstudien eine
Reihe zart und innig empfundener, aber in der Zeichnung noch etwas unsicherer lyrischer Bilder,
deren landschaftliche Motive gleichfalls der schönen Insel entlehnt sind.
Wichtiger aber ist, daß noch auf Capri der Karton zur »Heiligen Familie« mit den lebens-
großen Figuren ausgeführt wurde. Das Bild selbst ward erst 1913 in Wien vollendet. Es zeigt den
altertümlichen Bauernhäusern mit steilen, hohen Strohdächern, an denen nur wenig Schnee zu
haften vermag, wird ein dick beschneiter Berg sichtbar, der rechts oben in einen spitzen Gipfel
endigt. Eine kühn aufgetürmte Wolke hält ihm links das Gegengewicht. Die dunkeln Nadelbäume,
die den Berghang gruppenweise bestehen, werfen im Mondschein lange bläuliche Schatten auf die
schimmernde Schnccschicht. Im Haus links ist in der gemütlichen niedrigen Stube die Familie (bis
auf den abwesenden Mann) bei Lampenlicht noch wach. Die Frau liegt im Wochenbett. Zwischen
ihr und dem wärmespendenden Ofen sitzt im Lehnstuhl die Großmutter. Der Großvater steht
daneben. Vorne schaukelt ein Mädchen das Kleine in der Wiege. Ein zweites, größeres Kind spielt
an einem Sessel. Draußen in der klaren, kalten Nacht aber, im Raum zwischen den beiden Häusern
hält zu Pferde ein Geharnischter und wendet sich rückwärts, um durch das Fenster in die heimliche
Stube blicken zu können. Neben ihm sitzt, dicht vermummt, auf einem mageren Klepper der Tod.
Die Idee zu diesem Bilde wurde dem Künstler in Florenz vom Heimweh eingegeben. Die
erste Fassung zeigte rechts in einer Stube eine stillende junge Mutter, links im Freien, von hinten
gesehen, einen Gewappneten hoch zu Roß. Das Thema ist: Frau und Kind und Eltern daheim,
wohl geborgen — der Mann draußen im feindlichen Leben, stets vom Tod begleitet. In der bereits
vom Krieg veranlaßten Lithographie, die Stcrrer 1915 für das Wandtafelwerk der Staatsdruckerei
schuf, hat er den Vorwurf, der ihn übrigens auch noch später beschäftigen sollte, abermals
behandelt: links der Mann auf Wache im Schützengraben, rechts daheim die Seinen, die Frau
an der Wiege, einen Brief von ihm lesend. Auf Fußwanderungen durch den Wienerwald im
Winter 1909 10 hat der florentinische Gedanke allmählich Gestalt gewonnen. Damit das Zuhause
recht anheimelnd und behaglich, aber zugleich auch eng und dumpf herauskomme, mußte das
Dach immer höher ansteigen, was wieder als Gegengewicht die hohe Bergspitze bedingte. Dem
warmen Lampenlicht in der Stube halten die kalten Farben der winterlichen Mondnacht draußen
die Wage.
Sicherlich ist auch dieses Bild geradezu als Gegenwirkung auf die in Italien erfahrenen Ein-
flüsse entstanden. Höchstens ist die Art, wie der Künstler, um in einem eine Innen- und eine
Außenszenc darstellen zu können, die vordere Hauswand einfach wegläßt, den Florentiner
Trecentisten entlehnt.
Ein Bild gleichfalls noch aus dem Jahre 1910, das »Liebespaar unter den Zypressen«, muß
hier genannt werden, nicht weil es zum erstenmal ein italienisches Motiv bringt, sondern weil
es Sterrer die Bekanntschaft mit dem kunstsinnigen Gastwirt Franz Hauer, dem Inhaber des
»Griechenbeisels«, vermittelt hat, der in der nächsten Zeit wenn schon kein sehr freigebiger, so
doch ein halbwegs verläßlicher Abnehmer von des Künstlers Arbeiten wurde. Ein größerer Auftrag-
Hauers, ein Wandfries, war für Stcrrer der Anlaß, zu heiraten und auf längere Zeit mit seiner
jungen Frau nach Capri zu ziehen. In der paradiesischen Natur des parthenopeischen Golfes
erlebte das junge Paar nicht bloß goldene, sondern auch bittere, traurige Tage, erfüllt von auf-
reibenden Kämpfen mit Not und Krankheit. Die Bestellung zerschlug sich, bloß ein Bild der Folge,
das in der »Jugend« wiedergegebene »Glück« (zwei junge Frauen mit kleinen Kindern unter einer
Pergola) wurde vollendet. Dafür entstand außer schlicht und ehrlich gemalten Naturstudien eine
Reihe zart und innig empfundener, aber in der Zeichnung noch etwas unsicherer lyrischer Bilder,
deren landschaftliche Motive gleichfalls der schönen Insel entlehnt sind.
Wichtiger aber ist, daß noch auf Capri der Karton zur »Heiligen Familie« mit den lebens-
großen Figuren ausgeführt wurde. Das Bild selbst ward erst 1913 in Wien vollendet. Es zeigt den