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EDVARD MÜNCH.

Die Kunst des deutschen Nor-
dens ist uns wesensfremd — dem
Norweger Edvard Münch kommen
wir ohne Hemmung nahe. Nicht daß
er weniger ernst und gewaltig wäre
als die schwerblütigen Ekstatiker von
der Heide und Wasserkant; aber seinen
Ernst begleitet eine Melancholie, die
wir verstehen, und seine Gewalt eine
Sinnlichkeit, die uns hinreißt.

Doch darf man darum nicht glau-
ben, daß es in Wien eine Münch-
Gemeinde gäbe, daß wir hier eifrige
Sammler seiner Graphik hätten wie
in vielen deutschen und Schweizer
Städten. Nein, das Sammelwesen
moderner Graphik liegt bei uns
trotz der Zeitschrift »Die graphischen
Künste«, die seit mehr als einem
halben Jahrhundert sich für diesen
Zweig unermüdlich einsetzt, im argen,
und außerhalb der öffentlichen Kupfer-
stichsammlung (Albertina) wird man
in Wien (in Privatbesitz) nur wenigen
Blättern Münchs begegnen. Und auch
dort haben sie nur spät und schwer
Eintritt gefunden. Als »Das Verzeich-
nis des graphischen Werkes Edvard
Münchs bis 1906« von Gustav Schiefler

Abb. 1. Edvard Münch, Selbstbildnis (1895). Lithographie. (Berlin 1907) erschienen war, besaß

die Kupferstichsammlung nur drei
Blätter des Meisters und diese konnten auch nur auf Umwegen (durch Widmungen) von den Beamten
erworben werden; — hätten sie die Intendanz passieren müssen, wäre es nie dazu gekommen.
Seit dem Umsturz ist das anders geworden; die Albertina hat ein stattliches Munch-Oeuvre zustande
gebracht, das sie in einer Kollektivschau 1921 ausstellte und sie hat dieses Oeuvre gelegentlich
der Münch-Ausstellung in der »Neuen Galerie« (Frühjahr 1924) noch durch weitere Blätter

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