DIE SANSKRIT-LITERATUR DER GEGENWART
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beginne, ist darauf hinzuweisen, daß es eine Anzahl von Wer-
ken gibt, die teils in Sanskrit, teils in den modernen Landes-
sprachen geschrieben sind. Dieses Neben- und Ineinander ver-
schiedener Idiome, das uns aus den Dramen bekannt ist
(obens. 235), findet sich übrigens nicht nur auf dem indischen
Subkontinent, sondern auch in den Gebieten der indischen
Kolonisation, in denen das Sanskrit bei einer Oberschicht
Heimatrecht erwarb, z. B. im alten Java. Diese Methode der
Doppelsprachigkeit wird technisch „Mani-praväla“ genannt,
was „Perle und Koralle“ bedeutet.
Unter den von Anfang bis zu Ende ins Sanskrit abgefaßten
Werken sind zunächst solche zu nennen, welche der Einfüh-
rung in die Sanskrit-Grammatik des Pänini u. dgl. dienen
sollen. Der Geist der modernen Forschung kommt darin zum
Ausdruck, daß es auch schon Werke gibt, welche in Sanskrit
die Methoden der indogermanischen Sprachwissenschaft dar-
legen, sich mit philologischen Sonderproblemen beschäfti-
gen oder eine Übersicht über die Geschichte der Sanskrit-
literatur geben.
Da die heiligen Schriften und ihre Kommentare wie auch
die Grundtexte der philosophischen Systeme in Sanskrit ab-
gefaßt sind, erscheinen jahraus, jahrein Publikationen, welche
sich mit den Hauptthemen der traditionellen weltanschau-
lichen Systeme befassen. Daß dies in Sanskrit geschieht, hat
semen Grund auch darin, daß diese Sprache eine für theologi-
sche und philosophische Erörterungen und Diskussionen be-
sondere Eignung besitzt, was man von vielen neuindischen
Sprachen, z. B. vom Hindi, noch nicht sagen kann. Während
manche von diesen Schriften sich darauf beschränken, die
Lehren des Vedanta, der vishnuitischen und shivaitischen
Sekten usw. in der überlieferten Weise oder von neuen Ge-
sichtspunkten aus aufzuzeigen, wollen andere selbständige
neue Systeme entwickeln, gegen die Anschauungen von
Gegnern polemisieren oder die Gegensätze zwischen den
einzelnen Schulen in einer höheren Einheit aufheben. Dem
toleranten Geist der Hindus entspricht es, daß es ein Yisu-
carita („Leben Jesu“) in Sanskrit gibt und auch Kapitel des
Koran ins Sanskrit übersetzt worden sind. Auch Werke
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beginne, ist darauf hinzuweisen, daß es eine Anzahl von Wer-
ken gibt, die teils in Sanskrit, teils in den modernen Landes-
sprachen geschrieben sind. Dieses Neben- und Ineinander ver-
schiedener Idiome, das uns aus den Dramen bekannt ist
(obens. 235), findet sich übrigens nicht nur auf dem indischen
Subkontinent, sondern auch in den Gebieten der indischen
Kolonisation, in denen das Sanskrit bei einer Oberschicht
Heimatrecht erwarb, z. B. im alten Java. Diese Methode der
Doppelsprachigkeit wird technisch „Mani-praväla“ genannt,
was „Perle und Koralle“ bedeutet.
Unter den von Anfang bis zu Ende ins Sanskrit abgefaßten
Werken sind zunächst solche zu nennen, welche der Einfüh-
rung in die Sanskrit-Grammatik des Pänini u. dgl. dienen
sollen. Der Geist der modernen Forschung kommt darin zum
Ausdruck, daß es auch schon Werke gibt, welche in Sanskrit
die Methoden der indogermanischen Sprachwissenschaft dar-
legen, sich mit philologischen Sonderproblemen beschäfti-
gen oder eine Übersicht über die Geschichte der Sanskrit-
literatur geben.
Da die heiligen Schriften und ihre Kommentare wie auch
die Grundtexte der philosophischen Systeme in Sanskrit ab-
gefaßt sind, erscheinen jahraus, jahrein Publikationen, welche
sich mit den Hauptthemen der traditionellen weltanschau-
lichen Systeme befassen. Daß dies in Sanskrit geschieht, hat
semen Grund auch darin, daß diese Sprache eine für theologi-
sche und philosophische Erörterungen und Diskussionen be-
sondere Eignung besitzt, was man von vielen neuindischen
Sprachen, z. B. vom Hindi, noch nicht sagen kann. Während
manche von diesen Schriften sich darauf beschränken, die
Lehren des Vedanta, der vishnuitischen und shivaitischen
Sekten usw. in der überlieferten Weise oder von neuen Ge-
sichtspunkten aus aufzuzeigen, wollen andere selbständige
neue Systeme entwickeln, gegen die Anschauungen von
Gegnern polemisieren oder die Gegensätze zwischen den
einzelnen Schulen in einer höheren Einheit aufheben. Dem
toleranten Geist der Hindus entspricht es, daß es ein Yisu-
carita („Leben Jesu“) in Sanskrit gibt und auch Kapitel des
Koran ins Sanskrit übersetzt worden sind. Auch Werke