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Glatz, Karl Jordan [Editor]
Chronik des Bickenklosters zu Villingen: 1238 bis 1614 — Stuttgart, 1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.6273#0015
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Agnes Rickatti auf den guger, Agnes Bützli auf den phönix, Agnes
Sattler auf das rebhühnlein, Anna Linsin auf die dohle. Lauter Ver-
fasserinnen aus dem Bickenkloster, nielit aber, wie Greith 1 irrthüm-
lioh angibt, Schwestern des Katharinenklosters zu St. Gallen. Denn
wir finden sämmtliche oben bezeichnete Schwestern in dem personal-
verzeichnis des von Ursula reformierten Bickenklosters vom jähr
1480; sodann erscheinen dieselben Schwestern sowohl in dem Verzeich-
nis der eingeschlossenen des gedachten Bickenklosters, als in dessen
nekrologischen annalen. Endlich bemerkt ja die handschrift G des
archivs in Einsiedeln, in welcher diese Sinngedichte erhalten sind,
ausdrücklich am Schlüsse: xDie ehrwürdigen frauen Klarissinnen von
Villingen haben uns diese fischli und vögeli geben. Gott well sie dafür
ewiglich gesegnen."

Nach diesen erläuternden darstellungen scheint es angezeigt zu
sein, die vorliegende chronik, die Verfasserin und die ihr zu gebot ste-
henden quellen näher ins auge zu fassen.

Die chronik, in folio und auf starkem papier geschrieben 2, umfasst
drei theile: 1) die eigentliche chronik des klosters vom jähr 1238
bis 1498 nebst einem nachtrage zum jähr 1591; 2) das Verzeichnis
der im und vom jähr 1480 an eingeschlossenen konventualinnen bis
1631, und 3) nekrologische annalen vom jähr 1480 bis 1641, die, wie
jenes Verzeichnis, für die genealogie des niederen adels und der pa-
trizier von Straßburg und Freiburg an bis München beachtenswert
sind. Der erste theil hält in den ersten drei capiteln die schlichte art
einfacher chronologischer notizen ein, bis sie vom 4 und 5 capitel an
nach und nach in den s. g. moralischen Pragmatismus übergeht, und
nach der erzählung der zwei Visionen im gottesacker zu Valdunen (bis
geheimnisvolle leben, wirken und den tod der 85jährigen begnadigten
Ursula an Sebastiani 1498 wiedergibt. Inhalt und ton sind der art,
dass die chronik einen erheblichen beitrag zur geschickte der mystik
des Schwabenlandes liefert.

Die Verfasserin der chronik nennt sich in der einleitung J u-
liana Ernstin. Nach dem Verzeichnis der eingeschlossenen, nr 98,

1 Die deutsche Mystik im Predigerorden. Freibnrg im Breisgau 1861,
s. 282, anmerkung. 2 Sio wurde von der zeitigen ehrwürdigen frau
Vorsteherin des klosters von St. Ursula in Villingon dem herausgeber ge-
fälligst zur disposition gestellt.
 
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