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Glatz, Karl Jordan [Hrsg.]
Chronik des Bickenklosters zu Villingen: 1238 bis 1614 — Stuttgart, 1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.6273#0022
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solches noch, weil es in der wiegen läge, noch kaum entratten
kändt der brüsten und milch der muetter. Also war das kindt gleich-
sam ein waislin, die weil es weder vatter noch muetter mer hette.
Wurde also an ir erfillt, was der kinigklich prophet Davit sagt am
9 psalmen: Tibi derelictus est pauper orphano, tu eris adjutor. Du
bist der waislin helfer, dir ist der arm verlassen. Also hälfe auch der
güetige gott dissem rainen herzlin, bewegte das herz eines ihres nahen
vetteren, der ein erwirdiger, andechtiger priester war mit uamen Jo-
hannes Bör, war seiner muetter brueder, sampt des kindts großmuotter.
Diso underwanden sich des kindts mit sonderen) fleiß und namen sol-
ches zue sich, erzogen es mit ernst und strengkbait nach irem ver-
mögen. Das kindt fieng auch an zuenemen in aller gottsforcht und
stilligkeit, meitet die kurzweil und leichtfertigkeit anderer kinder
und erzaigte gleich ein tugentreichs, sittsams wessen, zichtige sütten
und geberten. Sie war in kindtlicber forcht in allen diugen gehorsam
und befliße sich zue meüten die gemainschaft der menschen, besonders
des manspersonen, die sye von jugent uf Hohe alle güftige pestien.
So bald sie von ihrem gaistlichen vötter das hailige vatterunser und
ave Maria erlernet hette, bette sie solches vil mit großer andacht
und war ir herzlin mit sonders gnade und süeßigkeit erfillt, als oft
sie die himelkenigin Maria mit dem englischen grueß grießet. Darum
sie solchen mit sonders herzlicher andacht us sprach, wie wol sye die
gehaimnussen desselben noch nit wisste oder verstundte. Also wuexe
dises schene reslin uf bis in das nünte jarr. In allen dingen er-
zeigte sie sich, dass noch ins kiuftig ein gott wol gefehligs mensch us
ihr werden sollte. Des freite den fromen, andächtigen priester, wie
auch sein großinuetter herzlich, und betten oft verwuudernus ob ihren
kindlichen geberten, in denen sie die guadt gottes gräßlichen er-
zaigte.

Wie diß selige jung freu lin in die Clausen gen Rüetten
gethon war, das 4 capitel.
[4h] Als nun der erwirdige priester Johannes Bör, wie auch die
großinuetter ersahen des kinds ernst und zucht, uf welches sie mit son-
derein ufmerken achtung gaben, des es sich erzeigte als ein frum,
gehorsams und tugentreichs kindt, so vil im noch sein jungeut zue
lüeße, waren sie bedacht, solches zue eiuer audechtigen person zue
 
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