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Glatz, Karl Jordan [Hrsg.]
Chronik des Bickenklosters zu Villingen: 1238 bis 1614 — Stuttgart, 1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.6273#0047
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|W]ie die seelige muetter weltliche j u n gf r aw e n uf-
nam und von der zu cht der novizen, das 16 capitel.

[D]ie gottsförchtig selige muetter Ursula war nit allein ein buw-
maisterin der mauren und beschlüeßerin des closters, sonder sy war
auch vil mer und filrterlicher ein bauemaisterin des gaistlichen. Von
des wegen nara sie vil weltliche, ehrliche und zichtige jung[l6b]freülin
in den hailigen orten an und uf und hette ganz kein aufsehen uf das
zeitliche, dan ir vil, ja das mehrerthail dem armen gottshaus wenig
oder gar nichst zuebrächten. Allein hett sie ein ufmerken des gaists
und eufers, darumb sie in wenig jaren einen schwerren, großen con-
uent zuesamen bracht von lauder jungen frawen. Zue solcher ufne-
mung zwang und drib sie der euf'er des göttlichen dienst, damit durch
solche frauen der selbig mit allem fleiß gehalten und ufgebracht
wurde, und verhoffte genzlich, als auch alzeit war ist worden. Wan die
süben dagzeut ortentlich und fleußig verbracht wurden, so fiiegte golt
seinen daglöhnern auch zue, was sie nothwendig weren zue seel und
leib. Darum legte sie vil müe und arbait an den göttlichen dienst
und zue uferzüehung der jungen frawen, damit gleich am anfang, da
dan gemainlich der größte eüfer ist, der grundstain der andacht gelegt
wurde, daruf dan die andern gebeuw unbeweglich mögen gesözt wer-
den. Wan die selig muotter zum tisch güeng, sezte sie die jungen no-
> uizen gegen ir hinüber an ain besondern tisch, damit sie unverhinderlich
möchte sehen, wie sie sich in allen gaistlichen or-tnungen hielten, wie
meßig und zichtig sie das heilige almuessen genusen. Sie gestattete
nit, das ein noviz seine äugen hin und her ließ gehn, sonder so weit
sein brot und deeller ist, und weiters dörft er an wichtige ursach nit
sehen. Sie nam in allen dingen der jungen acht. Damit sie in kain
leichvertiges oder unnüzes geschwez gerüeten, befalch sie mit ernst,
dass sie des dischlessens solen wol achten und streng daruf merken,
damit neben dem leib auch die seel gespeist würde. Dan sie wiste
wol, was fir großen nuz ein nouiz von solchem bekombt, der sicli an-
fenklich dahin gewent, das er fleißig dem dischlessen uf mürke.
Dieweil aber die jugent frey und zue usschwaffigkait genaigt ist, hat
sie, die frume muotter, befohlen, dass nach dem dischlessen, ehe man gar
von dem disch ufstehe, ein nouiz nach dein anderen zue ir solt koineii
über disch und ir in stille ein lection sagen von demjenigen, so man
 
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