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der ußer mensch also verhalte, das nit ein tropf kome in das haus
des herzens und inerlichen frittens. Also wirt im der mensch selbst
ein tach, so er steht an frembter gesuch zue seinem behelf. Doch weil
der mensch seinem eignen guetgedunken nit zue vil vertrauen soll, so
sehe er umb wahren glauben und hoffnung. Wan er die ansieht in
rechter liebe, so wirt sein haus recht beschlossen, und was du findest
user der port deines eignen wans, so die statt entwihen ist, so lueg,
dass du zue der port der barmherzigkeit eingangest und die mauren
der tugenten wider störkest und vestnest zue dem fundament, das sich
in seinem unwandelbaren wessen erbüet zue helfen. Dass aber die
stuck des gaistlichen haus so kurz bewent und begrüffen sein, das ist
ein anzaigen, dass Bich der mensch damit nit benüegen las an einer
iedlichen tuge-nt, sonder straüfe und steige über die höchste mauren
aller tugenten. Doch mag der mensch hie in zeit nimer begrüfen das
ent der tugent mit keinem seiner werken. Darumb sol der mensch
alle zeit seinen willen ufgeben dem göttlichen willen, mörken und achten,
was gott von im begert, und also wirt gott nit allein angebettet in dem
bauw des tempels , sonder er wirt auch geehrt in einer iedwedern
tugent, die der mensch iebet in rechter demuet, sie sey inerlich, oder
ulierlieh, dan eine iedliche tugent zeigt in ir an den adel der gött-
lichen natur. Darumb hab ich gelehrt sprechen in meinem gebett:
„Vatter unser", und nit „Vatter meine" oder ,,Vatter dein" soltu sagen,
sonder mit volkomnem vertrauen sage: ,.Vatter unser". Durch das
wort „vatter" wirt bedeit, das gott ist ein vatter aller creaturen, und
alle erschaffne ding haben ihren anfang und grundt allein in gott ihrem
Ursprung, und gott ist ir aller ufenthalt und wessen. Welcher mensch
in disem grund fleüst, der findet alles, so er ie verlohr, und der in
disem grundt versinkt, der verleurt alles, so er ie gewan in zeit und
ewigkeit." Damit entet sich aber die gesiebt.
Wie die seelige muetter uf ein zeit dem herren klagte
die beschwernus ihres dragenten ampts, und wie sie
von dem herren un der wissen war, das 37 capitel.
[Djie selige muetter wurdt uf ein zeit zimlich beschwert mit viller-
hant widerWertigkeit, die ir zue handen stüeß, theils von derjenigen
fraucn fi ilndten, die wider uü dem closter oder samlung giengen,
theils [4ilb] wegen des schweren baus und anderer ungelegenheit. In-
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der ußer mensch also verhalte, das nit ein tropf kome in das haus
des herzens und inerlichen frittens. Also wirt im der mensch selbst
ein tach, so er steht an frembter gesuch zue seinem behelf. Doch weil
der mensch seinem eignen guetgedunken nit zue vil vertrauen soll, so
sehe er umb wahren glauben und hoffnung. Wan er die ansieht in
rechter liebe, so wirt sein haus recht beschlossen, und was du findest
user der port deines eignen wans, so die statt entwihen ist, so lueg,
dass du zue der port der barmherzigkeit eingangest und die mauren
der tugenten wider störkest und vestnest zue dem fundament, das sich
in seinem unwandelbaren wessen erbüet zue helfen. Dass aber die
stuck des gaistlichen haus so kurz bewent und begrüffen sein, das ist
ein anzaigen, dass Bich der mensch damit nit benüegen las an einer
iedlichen tuge-nt, sonder straüfe und steige über die höchste mauren
aller tugenten. Doch mag der mensch hie in zeit nimer begrüfen das
ent der tugent mit keinem seiner werken. Darumb sol der mensch
alle zeit seinen willen ufgeben dem göttlichen willen, mörken und achten,
was gott von im begert, und also wirt gott nit allein angebettet in dem
bauw des tempels , sonder er wirt auch geehrt in einer iedwedern
tugent, die der mensch iebet in rechter demuet, sie sey inerlich, oder
ulierlieh, dan eine iedliche tugent zeigt in ir an den adel der gött-
lichen natur. Darumb hab ich gelehrt sprechen in meinem gebett:
„Vatter unser", und nit „Vatter meine" oder ,,Vatter dein" soltu sagen,
sonder mit volkomnem vertrauen sage: ,.Vatter unser". Durch das
wort „vatter" wirt bedeit, das gott ist ein vatter aller creaturen, und
alle erschaffne ding haben ihren anfang und grundt allein in gott ihrem
Ursprung, und gott ist ir aller ufenthalt und wessen. Welcher mensch
in disem grund fleüst, der findet alles, so er ie verlohr, und der in
disem grundt versinkt, der verleurt alles, so er ie gewan in zeit und
ewigkeit." Damit entet sich aber die gesiebt.
Wie die seelige muetter uf ein zeit dem herren klagte
die beschwernus ihres dragenten ampts, und wie sie
von dem herren un der wissen war, das 37 capitel.
[Djie selige muetter wurdt uf ein zeit zimlich beschwert mit viller-
hant widerWertigkeit, die ir zue handen stüeß, theils von derjenigen
fraucn fi ilndten, die wider uü dem closter oder samlung giengen,
theils [4ilb] wegen des schweren baus und anderer ungelegenheit. In-
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