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Glatz, Karl Jordan [Hrsg.]
Chronik des Bickenklosters zu Villingen: 1238 bis 1614 — Stuttgart, 1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.6273#0143
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ehr und geb sie dir. Dan urab alles das, so du ie erkenest, und
ich ie mit dir gethon hab, bist du nit desto bösser, sonder es ist mein
güetigkeit zue preißen wirdig, und ich hab dirs geben darumb, dass
du alle diejenigen, die solhes von dir hören, erkennen und bekennen,
das es ist ein werk meiner freiheit, weil du es nie verdientest, noch
dich nie darzue kertest, als du billichen soltest gethon haben. Ich will
meine freüudt durch dich trösten, die es wirdiger sein zue empfangen,
dan du, und das thue ich darumb, dass sie firbaß desto eüferiger wer-
den in meiner liebe." Die frume mueter sprach: „Ach herr, warlich
ich erken und wais woll, dass ich solcher dein großen, mir vilf'eltigen
verlihnen gnaden zum wenigsten nit wirdig bin." Ir war geantwordt:
„Ja, ist war, weder du, noch kein kreatur, darumb bim dich seiner nit
an als dein, sonder mein werk. Und weil ich dir die gnaden lass, so
theil sy auch mit denen, so es von dir begehren und hören wollen."
Sie sprach: „Ach, herr das mag und kan ich ou dich nit thain, gefüel
es aber deiner [57a] barmherzigkeit, so wolt ich gern, dass du mir
die gnadt gebist, dass ich ein solches leben fierte und ein solches
exempel vordruog, das der gnadt gleichförmig wer, die du von deiner
göttlichen freiheit mit mir wirkest." Unser herr gab ir antwort:
„Worin? Was mag nit sein, dan in disem weitest du etwas sein und
suechst dich selbert. Wiltu dich halten, als es mir gefölt, so sey dir
recht, das du nihst waist, nihst hast und nichst vermagst; wilt aber
disen drost lang haben, so halt dich mit andacht inerlich und hüet
dich mit werken eüßerlich, und hab mich stettigs in deinen äugen"
Die selige inuetter rotte noch gar vil mit gott, das sie nit offenbaret,
und solches ist wol zue glauben, dan die sießigkeit des gaists hangt
lang an dem gemiet des enipfinders; ist ir auch von gott niemals zue
gelassen Worten einiges Wunderwerk zue thain, weder beim leben, noch
nach dem dott. Dan der herr hat sie getiehrt den weg der dohrnen,
das ist durch die triebsal, wie sie dan Selbsten bekent, dass halt her-
nach uf sie gefallen sein mancherley rotten und durcliechtung. Sie aber
klagte solches gott inigklich und sprach: „0 herr, gib störke meinem
gaist, anders ich mag es nit mer erleiden, dan, die mich durch deinet-
willen sollent beschirmen, die durchechten mich." Da war ir geant-
wort: „Seint nit die durchächtungen meine werk, die ich thue durch
dich und anderen zue guettem, als Paulus sich gedünkt, da er spricht :
„Wer nit thuet, als dein ist nit recht, darumb gib dich darin, dan es
mues sein. Es ist bösser mit dem liecht durch den weg gangen, dan
 
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