Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Glatz, Karl Jordan [Hrsg.]
Chronik des Bickenklosters zu Villingen: 1238 bis 1614 — Stuttgart, 1881

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.6273#0144
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
135

on das lieclit. Leidige dich selbst, so gehst du döster bölter hindurch."
Uf solche und der gleichen weiss war die selige muetter von gott ge-
drüst und mit gnaden gestörkt. Sie hat auch alle ire erscheiuungen
und gnaden geschribeu, gleich ob sie kein ent betten, zum zeichen, das
sie niemals ußgeschriben seieut und alzeit noch mer haimlichkait mit
gott gehabt hat, die sich nit uf das papier schreibeu lasen. Also hat
sie auch diser kain anders eut gemacht.

[W]ie die selige muetter uf ein zeit beraubt war der
an dacht und gewoulicher sießigkeit in dem gebet t,
das 42 capitel.

[Ujf ein zeit begab es sich, das die gottliebente, selige muetter
empfangen wolt das hochwirdige, allerheiligst sacrament des altars, zue
welchem sie sich allzeit mit großer andacht bereitet. Aber uf dises mal
könte die liebe muetter kein einige empfindliche sießigkeit des gebetts
nit haben, nach welcher sie arbeitet die ganze nacht zuevor, aber alles
umbsonst, das ihrem andechtigen gemüet uugewon und bitter firkam.
Und als sie nun kam zue der zeit, da sie gleich wolte oder solte hin-
zuegehn und das brott der engeln empfangen mit ihrer großen dürre
und drükne des gaists, gedunkte sie, solche tiberdröff alle bitterkeit
diser weit, und vermaint, das sich ir herz im leib zerspielte vor[57b]
traurigkait und inerlicher betrüebuus. Da gedachte sie an so manches
großes wunder, das gott mit ihr und andern seinen lieben freunden
getbon hett, und begerte mit großem begürt, dass gott der herr durch
sein ewige freiheit, im selbsten zue ehren, ir etwas geb. dardureb sie
mächt gedröst, gebössert und uferbaut werden. Da antwort ir der herr:
,,Wo ich einen menschen find, der mit ganzem glauben und volkomner
zueversicht sich wentet gegen meiner allmechtigen vermöglicheit, und
da erkente, das ich frey bin in mir selbsten. also dass mich weder die
sündt noch kleinheit des menschen nit iren mag, ich möge uß liebe mit
ibme wirken, was ich wolt, einem solchen menschen wolt ich größere
gnaden geben, als ich ie geben bab. Und wisse, das sich frume men-
schen vi! darmit iren und hinderen, dass sie mir und ich ihnen nit heim-
lich wirdt. nur daruinb, das sie mir so gar übel trauen, und wan ich ih-
nen gnadt gib, das sie sich solten mit mir vereinigen, so nemen sie sich
einer engwissenbeit an und wellen on underlass mit ihren sünden um-
gehn, die sie schon gebeichtet und ich gebössert und gebüest bab. Das
 
Annotationen