VORWORT
/%us Vorträgen, die ich zuerst auf den Ferienkursen der
/ > Universität Jena im Jahr 1910 gehalten habe, erweiterte
JLsich der Versuch, eine Geschichte der ästhetischen Bekennt-
nisse zu geben, in langer Arbeit. Das Buch der Sehnsucht entstand,
wie ich es jetzt der psychologischen Forschungsreise in das Land
Freundschaft zur Seite stelle.
Während der Arbeit wurde mir immer deutlicher bewußt, daß die
Philosophen von Beruf im Schönheitsbegriff etwas durchaus anderes
festlegen wollen, als Dichter und Künstler fühlen, wenn sie fast
unbewußt dem Schönen entgegen schaffen. Allerdings berühren sich
die Beziehungen beider im tiefsten Wesen und vereinigen sich im
Streben nach dem Ziel einer harmonischen Lebenskunst.
Auf dem Wege dahin im Lauf der Jahrhunderte trennen sie sich
bald weiter voneinander, bald nähern sie sich so sehr, daß die Pfade
sich kreuzen, Wort und Tat sich durchdringen, ergänzen, dem Ver-
ständnis nahe bringen.
Solche Zeiten sind Kulturstufen, bei deren Überwinden die Mensch-
heit sichtlich aufwärts schreitet.
Mir lag daran, dies Aufwärtsschreiten in strenger Linie festzuhalten.
Was nicht den großen Sehnsuchtsgedanken nach Schönheit in sich
aufgenommen, wurde nur als Nebenerscheinung erwähnt. Deshalb
konnte manches an sich interessante Werk, dessen Verfasser im Buch
kurz gestreift wurde, nur im Blattweiser Aufnahme finden.
Aus der Dichtung aller Völker Europas, die zu unserer Geistes-
und Gemütsbildung beigetragen haben, schöpfte ich mit gleicher
Liebe. Soweit die künstlerische Form den Inhalt ergänzt, sind die
Zitate deshalb in der Urschrift gegeben, die Übersetzung ist bei-
gefügt. Die jüngsten Bestrebungen auf ästhetischem Gebiet sind
erwähnt, soweit der Zeitgenosse imstande ist, ein Urteil zu fällen
oder vielmehr Kenntnis zu nehmen von einer Wirkung auf Geist
und Gemüt.
VII
/%us Vorträgen, die ich zuerst auf den Ferienkursen der
/ > Universität Jena im Jahr 1910 gehalten habe, erweiterte
JLsich der Versuch, eine Geschichte der ästhetischen Bekennt-
nisse zu geben, in langer Arbeit. Das Buch der Sehnsucht entstand,
wie ich es jetzt der psychologischen Forschungsreise in das Land
Freundschaft zur Seite stelle.
Während der Arbeit wurde mir immer deutlicher bewußt, daß die
Philosophen von Beruf im Schönheitsbegriff etwas durchaus anderes
festlegen wollen, als Dichter und Künstler fühlen, wenn sie fast
unbewußt dem Schönen entgegen schaffen. Allerdings berühren sich
die Beziehungen beider im tiefsten Wesen und vereinigen sich im
Streben nach dem Ziel einer harmonischen Lebenskunst.
Auf dem Wege dahin im Lauf der Jahrhunderte trennen sie sich
bald weiter voneinander, bald nähern sie sich so sehr, daß die Pfade
sich kreuzen, Wort und Tat sich durchdringen, ergänzen, dem Ver-
ständnis nahe bringen.
Solche Zeiten sind Kulturstufen, bei deren Überwinden die Mensch-
heit sichtlich aufwärts schreitet.
Mir lag daran, dies Aufwärtsschreiten in strenger Linie festzuhalten.
Was nicht den großen Sehnsuchtsgedanken nach Schönheit in sich
aufgenommen, wurde nur als Nebenerscheinung erwähnt. Deshalb
konnte manches an sich interessante Werk, dessen Verfasser im Buch
kurz gestreift wurde, nur im Blattweiser Aufnahme finden.
Aus der Dichtung aller Völker Europas, die zu unserer Geistes-
und Gemütsbildung beigetragen haben, schöpfte ich mit gleicher
Liebe. Soweit die künstlerische Form den Inhalt ergänzt, sind die
Zitate deshalb in der Urschrift gegeben, die Übersetzung ist bei-
gefügt. Die jüngsten Bestrebungen auf ästhetischem Gebiet sind
erwähnt, soweit der Zeitgenosse imstande ist, ein Urteil zu fällen
oder vielmehr Kenntnis zu nehmen von einer Wirkung auf Geist
und Gemüt.
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