seine Tragödie, aber auch seine Erlösung, \delleicht die einzige
Rechtfertigung dieses Daseins überhaupt.
Pathetisch dünken mich die Bemühungen, ihr eigentliches Wesen
ein für allemal festzulegen, — als ein Ding für sich.
Das Einzige, was sich wirklich festlegen läßt, ist die Grenzbestim-
mung Schillers, die er mit den Worten ausdrückt:
Die Kunst, o Mensch, hast Du allein.
Er meint hier nicht irgend eine bestimmte Kunst, sondern die Bild-
kraft des Menschen, seinen niemals ruhenden Schöpfergeist, die
eigentliche Würde, die ihn vom Tier endgültig unterscheidet.
Denn wir sehen auch beim Tier selbstlose freundschaftliche Affekte,
Aufopferung und bei den staatenbildenden Gattungen sogar Pa-
triotismus und ein eigentümliches Rechtsgefühl. Allein das Tier
ist unfähig darüber zu urteilen und die einzelnen Züge von Güte,
die es vielleicht aufweist, zusammenzufassen, zum Beispiel, in einem
Kunstwerk, oder sie grundsätzlich im Spiegel des dichterischen
Spiels anzuerkennen. Es ist unfähig zu bewundern und Bewunde-
rung zu wünschen. Das Kind, der Wilde aber fühlen schon diesen
Trieb. Er ist so mächtig wie Hunger und Liebe, ja mächtiger oft,
er wird in Wahrheit nie gesättigt und wirkt darum als rechter An-
sporn, um immer wieder der Tierheit freiwillig zu entsagen, um
immer wieder unter Schmerzen zum eigentlichen Menschen geboren
zu werden. Die Philosophie der Aufklärung nannte diesen Trieb
den Spieltrieb. Das ist eine ungenügende Bezeichnung, weil unter
dem Ausdruck Spiel sehr leicht solche Spiele gemeint sind, die
unternommen werden, um die Zeit totzuschlagen, um dem Übermut
junger Glieder zu genügen oder um Geld zu gewinnen.
Der Philosoph meint aber weder Sport noch etwa Kartenspiel, son-
dern den spielerischen Schöpfungsdrang des Kindes, des Künstlers,
des Dichters, jedes guten, schaffenden Menschen überhaupt, der das
Bedürfnis fühlt, Bildner irgendwelcher Art zu sein. Aus dem Form-
losen immer wieder die Form zu gewinnen, wie unsere Erde aus
dem Chaos ihre Gestalt gewann, dazu scheint der Mensch vor allem
geschaffen. Er ist nicht ein Wesen, das nur genießen oder leiden
soll, sondern eines, das bilden muß.
Darum möchte ich jene Theorien der Schönheit, die gleichsam außer-
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Rechtfertigung dieses Daseins überhaupt.
Pathetisch dünken mich die Bemühungen, ihr eigentliches Wesen
ein für allemal festzulegen, — als ein Ding für sich.
Das Einzige, was sich wirklich festlegen läßt, ist die Grenzbestim-
mung Schillers, die er mit den Worten ausdrückt:
Die Kunst, o Mensch, hast Du allein.
Er meint hier nicht irgend eine bestimmte Kunst, sondern die Bild-
kraft des Menschen, seinen niemals ruhenden Schöpfergeist, die
eigentliche Würde, die ihn vom Tier endgültig unterscheidet.
Denn wir sehen auch beim Tier selbstlose freundschaftliche Affekte,
Aufopferung und bei den staatenbildenden Gattungen sogar Pa-
triotismus und ein eigentümliches Rechtsgefühl. Allein das Tier
ist unfähig darüber zu urteilen und die einzelnen Züge von Güte,
die es vielleicht aufweist, zusammenzufassen, zum Beispiel, in einem
Kunstwerk, oder sie grundsätzlich im Spiegel des dichterischen
Spiels anzuerkennen. Es ist unfähig zu bewundern und Bewunde-
rung zu wünschen. Das Kind, der Wilde aber fühlen schon diesen
Trieb. Er ist so mächtig wie Hunger und Liebe, ja mächtiger oft,
er wird in Wahrheit nie gesättigt und wirkt darum als rechter An-
sporn, um immer wieder der Tierheit freiwillig zu entsagen, um
immer wieder unter Schmerzen zum eigentlichen Menschen geboren
zu werden. Die Philosophie der Aufklärung nannte diesen Trieb
den Spieltrieb. Das ist eine ungenügende Bezeichnung, weil unter
dem Ausdruck Spiel sehr leicht solche Spiele gemeint sind, die
unternommen werden, um die Zeit totzuschlagen, um dem Übermut
junger Glieder zu genügen oder um Geld zu gewinnen.
Der Philosoph meint aber weder Sport noch etwa Kartenspiel, son-
dern den spielerischen Schöpfungsdrang des Kindes, des Künstlers,
des Dichters, jedes guten, schaffenden Menschen überhaupt, der das
Bedürfnis fühlt, Bildner irgendwelcher Art zu sein. Aus dem Form-
losen immer wieder die Form zu gewinnen, wie unsere Erde aus
dem Chaos ihre Gestalt gewann, dazu scheint der Mensch vor allem
geschaffen. Er ist nicht ein Wesen, das nur genießen oder leiden
soll, sondern eines, das bilden muß.
Darum möchte ich jene Theorien der Schönheit, die gleichsam außer-
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