eher das Gegenteil desselben nachgeahmt wird. Auf diesem Um-
weg kann das Schöne auch noch erreicht werden, denn eine witzige
Darstellung des Häßlichen und Verkehrten ist dessen beste Kritik.
Aus der Poetik des Aristoteles erfährt man, daß die attische Ko-
mödie teilweise auf stilisierte Schimpfreden zurückzuführen ist und
bestimmte Personen oder Zustände zu tadeln unternahm. Schließ-
lich geschah es rhythmisch in sogenannten Jamben. Sich anjamben.
hieß soviel als sich beschimpfen und den Tadler, der solche Rüge-
reden wohl zu setzen verstand, den Verfasser satyrischer Komödien,
nannte man deshalb Jambograph.
Noch heute sammelt sich namentlich im Süden um lebhaft Strei-
tende gern ein großes Publikum und findet eine Art ursprünglichen
Kunstgenuß in den scharfen, hin- und herfliegenden, oft witzigen
Worten.
Schließlich sei daran erinnert, daß auch das germanische Altertum
in gewissem Sinn einen Jambographen besaß. Dem Sänger war
es nämlich gestattet, wenn etwas Unliebsames eintrat, auch den
Mächtigsten mit Rüge- oder Scheltlied zu geißeln.
Dieses ursprüngliche, aber höchst eindrucksvolle Verfahren erlaubte
öffentlich in öffentlichen Dingen an das ästhetische Gewissen Be-
rufung einzulegen und dasselbe, wenn es eingeschlafen war, kräf-
tiger aufzurütteln, als es, zum Beispiel, unsere streng beschnittenen
politischen Witze vermögen.
Aus dem improvisierten Rügelied oder der aus dem Stegreif rhyth-
misch sich fassenden Schimpfrede entwickelte sich in Griechenland
die politische Komödie, die es wagte, auch mit den merkwürdigsten
Waffen für das Schöne zu streiten. Sie trug einen einzigartigen
Triumph davon, als Aristophanes die gewinnsüchtigen Kriegsfreunde,
die Verfertiger von Pfeilen und Waffenschmiede ironisch traf und
damit den peloponnesischen Krieg zu beenden half. Auch durch
die Lächerlichkeit der Darstellung des Schlechten kann eine Art
Katharsis, eine Läuterung zum Besseren und Schönen erreicht
werden.
Obwohl die Ausführungen des Aristoteles verständig und sogar
ziemlich gemeinverständlich waren, wurden sie von den darauf-
folgenden Philosophenschulen verdreht und verzerrt.
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weg kann das Schöne auch noch erreicht werden, denn eine witzige
Darstellung des Häßlichen und Verkehrten ist dessen beste Kritik.
Aus der Poetik des Aristoteles erfährt man, daß die attische Ko-
mödie teilweise auf stilisierte Schimpfreden zurückzuführen ist und
bestimmte Personen oder Zustände zu tadeln unternahm. Schließ-
lich geschah es rhythmisch in sogenannten Jamben. Sich anjamben.
hieß soviel als sich beschimpfen und den Tadler, der solche Rüge-
reden wohl zu setzen verstand, den Verfasser satyrischer Komödien,
nannte man deshalb Jambograph.
Noch heute sammelt sich namentlich im Süden um lebhaft Strei-
tende gern ein großes Publikum und findet eine Art ursprünglichen
Kunstgenuß in den scharfen, hin- und herfliegenden, oft witzigen
Worten.
Schließlich sei daran erinnert, daß auch das germanische Altertum
in gewissem Sinn einen Jambographen besaß. Dem Sänger war
es nämlich gestattet, wenn etwas Unliebsames eintrat, auch den
Mächtigsten mit Rüge- oder Scheltlied zu geißeln.
Dieses ursprüngliche, aber höchst eindrucksvolle Verfahren erlaubte
öffentlich in öffentlichen Dingen an das ästhetische Gewissen Be-
rufung einzulegen und dasselbe, wenn es eingeschlafen war, kräf-
tiger aufzurütteln, als es, zum Beispiel, unsere streng beschnittenen
politischen Witze vermögen.
Aus dem improvisierten Rügelied oder der aus dem Stegreif rhyth-
misch sich fassenden Schimpfrede entwickelte sich in Griechenland
die politische Komödie, die es wagte, auch mit den merkwürdigsten
Waffen für das Schöne zu streiten. Sie trug einen einzigartigen
Triumph davon, als Aristophanes die gewinnsüchtigen Kriegsfreunde,
die Verfertiger von Pfeilen und Waffenschmiede ironisch traf und
damit den peloponnesischen Krieg zu beenden half. Auch durch
die Lächerlichkeit der Darstellung des Schlechten kann eine Art
Katharsis, eine Läuterung zum Besseren und Schönen erreicht
werden.
Obwohl die Ausführungen des Aristoteles verständig und sogar
ziemlich gemeinverständlich waren, wurden sie von den darauf-
folgenden Philosophenschulen verdreht und verzerrt.
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