Ihre beiden Hauptrichtungen, beide sachlich auf das diesseitige
Leben gerichtet, waren die Lehren der Epikuräer und Stoiker.
Letztere wollten jede Lust verschmähen, auch die ästhetische Freude,
die Jünger Epikurs wollten die Lust als erstrebenswertestes Gut will-
kommen heißen, ohne sich streng an die vom Gefühl des Schönen
abhängige Glückseligkeit zu halten. Beide Richtungen entfernten
sich viel weiter, als es Aristoteles getan, von dem Begriff des ewig
Schönen.
Den Weg zurück, aus dem Gestrüpp von Nüchternheit und Sophis-
mus heraus fand ein spätgriechischer Philosoph, dessen Schaffen und
Wirken für die neuzeitliche Anschauung des Schönen außerordentlich
wichtig ist. Denn bei ihm findet sich vorgezeichnet, was die Lehre von
der Schönheit in unseren jüngsten Tagen gebracht. Es war Plotin.
VIII
Die Philosophie der Griechen hatte einen leuchtend herrlichen
Sonnenuntergang in Alexandria. Als geistige Hauptstadt des Welt-
reichs konnte es den großen Denkern eine Stätte bieten.
Zur Zeit der letzten Blüte Alexandrias war in der weltlichen Staats-
idee nichts Schönes mehr zu finden. Sie hatte abgewirtschaftet,
wie sie später noch so oft abwirtschaften sollte. Dem Philosophen
gab sie nur Anlaß zu traurigem Kopfschütteln, Korruption und
soldatischer Terrorismus, jene unzertrennlichen Zwillingserschei-
nungen hatten das Staatsideal mit gemeiner Häßlichkeit vernichtet
und wo einst Wirklichkeit bestanden, war nur Hülle und Hülse
übrig geblieben.
Stoizismus und Epikuräertum versagten immer mehr und führten
selbst die Edelsten nur zum Lebensüberdruß, dem taedium vitae.
Da suchten weise Männer in Alexandria, ein Philo, ein Ammian,
endlich ein Plotin, Erlösung durch den Glauben an ewige Schön-
heit, die nicht von irdischer Häßlichkeit hinweggespült werden kann,
sondern bestimmt ist, von Gesetz und Gewalt, diesen Dienern
trügerischer Gottheit, zu befreien, die Seele von ihnen unabhängig
zu machen und zu stolzer Freude zu führen.
Alexandrias Neuplatoniker bereicherten Platons Gedankenwelt mit
mancher Weisheit des Ostens, denn nicht nur persische, indische
29
Leben gerichtet, waren die Lehren der Epikuräer und Stoiker.
Letztere wollten jede Lust verschmähen, auch die ästhetische Freude,
die Jünger Epikurs wollten die Lust als erstrebenswertestes Gut will-
kommen heißen, ohne sich streng an die vom Gefühl des Schönen
abhängige Glückseligkeit zu halten. Beide Richtungen entfernten
sich viel weiter, als es Aristoteles getan, von dem Begriff des ewig
Schönen.
Den Weg zurück, aus dem Gestrüpp von Nüchternheit und Sophis-
mus heraus fand ein spätgriechischer Philosoph, dessen Schaffen und
Wirken für die neuzeitliche Anschauung des Schönen außerordentlich
wichtig ist. Denn bei ihm findet sich vorgezeichnet, was die Lehre von
der Schönheit in unseren jüngsten Tagen gebracht. Es war Plotin.
VIII
Die Philosophie der Griechen hatte einen leuchtend herrlichen
Sonnenuntergang in Alexandria. Als geistige Hauptstadt des Welt-
reichs konnte es den großen Denkern eine Stätte bieten.
Zur Zeit der letzten Blüte Alexandrias war in der weltlichen Staats-
idee nichts Schönes mehr zu finden. Sie hatte abgewirtschaftet,
wie sie später noch so oft abwirtschaften sollte. Dem Philosophen
gab sie nur Anlaß zu traurigem Kopfschütteln, Korruption und
soldatischer Terrorismus, jene unzertrennlichen Zwillingserschei-
nungen hatten das Staatsideal mit gemeiner Häßlichkeit vernichtet
und wo einst Wirklichkeit bestanden, war nur Hülle und Hülse
übrig geblieben.
Stoizismus und Epikuräertum versagten immer mehr und führten
selbst die Edelsten nur zum Lebensüberdruß, dem taedium vitae.
Da suchten weise Männer in Alexandria, ein Philo, ein Ammian,
endlich ein Plotin, Erlösung durch den Glauben an ewige Schön-
heit, die nicht von irdischer Häßlichkeit hinweggespült werden kann,
sondern bestimmt ist, von Gesetz und Gewalt, diesen Dienern
trügerischer Gottheit, zu befreien, die Seele von ihnen unabhängig
zu machen und zu stolzer Freude zu führen.
Alexandrias Neuplatoniker bereicherten Platons Gedankenwelt mit
mancher Weisheit des Ostens, denn nicht nur persische, indische
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