Solche Anschauung schließt sich eng an die Gnosis, gibt aber deren
im Lauf der Zeit verblaßter Andacht wieder Saft und Kraft. Jetzt
verschmelzen reife, reiche Denker für ihr Ideal den Liebenden
Platons, den seligen Schwärmer Plotins, den mystischen und doch
festen Ritter; aber diesen Elementen gesellen sie ein Neues, aus
den eigenen Tagen geholt, ein stark ausgeprägtes Selbstbewußtsein,
denn nie hatte die Menschheit ihre Kraft und ihr Können so trotzig
gefühlt.
War es nicht leicht möglich, daß das Göttliche, das Schöne dieser
Kraft und dieses Könnens bedurften, so wie der Mensch des Schönen
und Göttlichen bedarf, das der Liebende, der neue Held gibt, wo
er nimmt und einen unnennbaren Stolz in mystischer Umarmung
fühlt? Denn wie groß, wie freudig ist es, geben zu dürfen, ein
heißes, liebendes Herz hinzuhalten, wenn die Erfüllung der Liebe
eine Vermählung bedeutet mit allem, was herrlich und fruchtbar ist,
eine Umarmung der geheimnisvollsten Kräfte; Sieg wie Hingabe
feurigster Genuß.
Leben, Liebe und Freude sind der Inbegriff dieses Schönheitstraums.
Diese drei Worte scheinen von überall her widerzuhallen, wenn sie
Giordano Bruno ausruft in jauchzender Begeisterung. Die Schön-
heit hat überall Recht, gehört überall hin. Wird sie einzeln nur
als Kunstschönes angesehen, oder nur als Frommschönes oder nur
in leiblicher Vollendung geschaut und ausgedrückt, ist sie Bruch-
stück, oft ein unverständliches Bruchstück.
Um zu erlösen, muß sie in ihrer Ganzheit aufgefaßt sein. Weil sie
dann erschreckend wirkt mit ihren allzureinen Strahlen, kann nur
der beherzte Held, der Heros, der von Liebe zu ihr rasende Held
ihr wirklich nahen.
Mit Plotin glaubt Giordano Bruno, daß es einen mystischen Weg
der Seelenreinigung gäbe, das Unschöne abzuwerfen.
Es ist das letzte, endgültigste und vollkommenste Ziel. Da wir
aber Gott überhaupt nicht schauen können, es sei denn wie im
Spiegel oder als Schattenbild, kann auch das Göttliche als Gegen-
stand unserer höchsten Verehrung nur im Gleichnis erscheinen. Die
Abbildung des Göttlichen, was hier als schön empfunden wird,
wirkt unmittelbar wie Liebeszauber. An den Abbildungen selbst
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im Lauf der Zeit verblaßter Andacht wieder Saft und Kraft. Jetzt
verschmelzen reife, reiche Denker für ihr Ideal den Liebenden
Platons, den seligen Schwärmer Plotins, den mystischen und doch
festen Ritter; aber diesen Elementen gesellen sie ein Neues, aus
den eigenen Tagen geholt, ein stark ausgeprägtes Selbstbewußtsein,
denn nie hatte die Menschheit ihre Kraft und ihr Können so trotzig
gefühlt.
War es nicht leicht möglich, daß das Göttliche, das Schöne dieser
Kraft und dieses Könnens bedurften, so wie der Mensch des Schönen
und Göttlichen bedarf, das der Liebende, der neue Held gibt, wo
er nimmt und einen unnennbaren Stolz in mystischer Umarmung
fühlt? Denn wie groß, wie freudig ist es, geben zu dürfen, ein
heißes, liebendes Herz hinzuhalten, wenn die Erfüllung der Liebe
eine Vermählung bedeutet mit allem, was herrlich und fruchtbar ist,
eine Umarmung der geheimnisvollsten Kräfte; Sieg wie Hingabe
feurigster Genuß.
Leben, Liebe und Freude sind der Inbegriff dieses Schönheitstraums.
Diese drei Worte scheinen von überall her widerzuhallen, wenn sie
Giordano Bruno ausruft in jauchzender Begeisterung. Die Schön-
heit hat überall Recht, gehört überall hin. Wird sie einzeln nur
als Kunstschönes angesehen, oder nur als Frommschönes oder nur
in leiblicher Vollendung geschaut und ausgedrückt, ist sie Bruch-
stück, oft ein unverständliches Bruchstück.
Um zu erlösen, muß sie in ihrer Ganzheit aufgefaßt sein. Weil sie
dann erschreckend wirkt mit ihren allzureinen Strahlen, kann nur
der beherzte Held, der Heros, der von Liebe zu ihr rasende Held
ihr wirklich nahen.
Mit Plotin glaubt Giordano Bruno, daß es einen mystischen Weg
der Seelenreinigung gäbe, das Unschöne abzuwerfen.
Es ist das letzte, endgültigste und vollkommenste Ziel. Da wir
aber Gott überhaupt nicht schauen können, es sei denn wie im
Spiegel oder als Schattenbild, kann auch das Göttliche als Gegen-
stand unserer höchsten Verehrung nur im Gleichnis erscheinen. Die
Abbildung des Göttlichen, was hier als schön empfunden wird,
wirkt unmittelbar wie Liebeszauber. An den Abbildungen selbst
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