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jenes Haus des Salomon in der neuen Atlantis entworfen mit glü-
hender Dichterphantasie und doch höchst praktischem Blick, denn
die Wunder seines Utopiens hat unsere Wissenschaft verwirklicht
und mehr noch dazu.
Ein Renaissancemensch, leidenschaftlich verliebt in alles Schöne dieser
Erde, verschwendet Bacon freudig, was ihm der Tag in den Schoß
wirft. Harmonisch zu seiner Weltanschauung gestimmt, braucht er
für sich ein wundervoll eingerichtetes Haus, einen reichen Troß,
sorgt für Prunkgewänder, Schmuck und edle Gefäße. Er liebte
bis zur Schwärmerei seinen Park und wollte eher ins Elend ge-
raten, als seine schönen Bäume hingeben.
Wie Lionardo, wie später Goethe war Bacon der Natur gegenüber
ein verliebter Beobachter, dem das Experiment zur Freude wurde,
jeder verwendbare neue Begriff eine neu gewonnene Schönheit und
Ehre für die Wissenschaft.
Während das Altertum praktische Erfindungen als der Weisheit un-
würdig verachtete, ja die Zumutung, sich praktisch zu betätigen für
einen Philosophen als beleidigend verwarf, stellte Bacon den Satz
auf, die Wissenschaft sei dazu da, die Welt mit neuen Schätzen
zu bereichern, und durch diese die Allgemeinheit zu beglücken, da
der befriedigte Mensch der beste sei.
Es ist Bacons Schicksal, in tiefste Schmach und Schuld zu geraten,
in gemeinste seelische Häßlichkeit zu sinken, aber sein wissen-
schaftlicher Schönheitsglaube rettet ihn aus diesem Sumpf. Wie
Faust triumphiert der Irrende durch sein mächtiges Streben. Der
kriechende Höfling, der ungerechte Richter erhebt sich als Philosoph
zum neugewonnenen Begriff allgemeiner Liebe und Menschenfreund-
lichkeit. Er möchte der ganzen Welt Schönes spenden, weil es
ihm für sich selbst unentbehrlich dünkt und legt den Grund zur
Philanthropie im modernen Sinn. Fehlt ihm auch das Freundschafts-
gefühl der Griechen und deren kühle, feine Selbstliebe, so spricht
er doch Jedem das Recht zu, durch Schönheit beglückt, getröstet
und erlöst zu sein.

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