Dieser Ansicht könnte man leicht entgegensetzen, daß sich der
Mensch mühelos sprechend ausdrückt, indes auch ein Künstler, der
in seiner Kunst zu Hause ist, immer noch Mühe genug hat, sich
auszudrücken und nie auslernt.
Aber der Mensch drückt in höchster Kunst eine Sehnsucht aus, die
über das geht, was er mit seiner Urkunst, dem gewöhnlichen Sprach-
gebrauch, will und mit den einfachsten Handfertigkeiten, die der
Notdurft des Lebens dienen. Mit diesem höheren Sprachvermögen
drückt er sein höheres Wollen aus, das, wonach seine Seele ver-
langt*).
LV1I
Wenn wir von den gelehrten Spekulationen über das Wesen des
Schönen uns zur Wirklichkeit wenden, empfangen wir gerade vom
modernen Leben eine Belehrung, die jene theoretischen Beobach-
tungen erweitert und ergänzt.
Für jedes Gebiet des menschlichen Wissens ist es notwendig, dem
Schönen gegenüber Standpunkt zu fassen und jedes dieser Gebiete
bringt neuen Aufschluß über sein Geheimnis, das so lange schon
die verschiedensten gelehrten Häupter beschäftigt.
Eine Wissenschaft, die tapfer in der dunkelsten terra incognita
forscht, die moderne Psychologie hat die allerüberraschendsten Er-
gebnisse zur Ergründung des Schönen geliefert.
Sie scheint auf dem richtigen Wege vorwärts zu drängen, experi-
mentell die Lebensnotwendigkeit der Sehnsucht zum Schönen für
entwicklungsfähige Wesen zu beweisen. Ihr kann es immer mehr
gelingen, die alte Qual aus der Welt zu schaffen, die angesichts
der irdischen Unvollkommenheiten im Zweifel an der Berechtigung
des Schönheitsempfindens bestand.
Die Beobachtungen an Personen im Trancezustand, also von Indivi-
duen, die nur abhängig sind von der elementaren Gewalt des Unter-
*) Leider ist es in diesem Buch nicht möglich, der Schönheitsforscher zu
gedenken, die sich auf diesem Gebiet in den letzten Jahren auszeichneten,
so erwünscht es wäre, wenigstens grüßend den Werken eines Lange,
Dessoir, Cohn zu danken, den geistvollen Anregungen Hermann Bahrs,
den Gedanken Hermann Obrists, den Arbeiten eines Faguet und Sizeranne
und anderer mehr.
258
Mensch mühelos sprechend ausdrückt, indes auch ein Künstler, der
in seiner Kunst zu Hause ist, immer noch Mühe genug hat, sich
auszudrücken und nie auslernt.
Aber der Mensch drückt in höchster Kunst eine Sehnsucht aus, die
über das geht, was er mit seiner Urkunst, dem gewöhnlichen Sprach-
gebrauch, will und mit den einfachsten Handfertigkeiten, die der
Notdurft des Lebens dienen. Mit diesem höheren Sprachvermögen
drückt er sein höheres Wollen aus, das, wonach seine Seele ver-
langt*).
LV1I
Wenn wir von den gelehrten Spekulationen über das Wesen des
Schönen uns zur Wirklichkeit wenden, empfangen wir gerade vom
modernen Leben eine Belehrung, die jene theoretischen Beobach-
tungen erweitert und ergänzt.
Für jedes Gebiet des menschlichen Wissens ist es notwendig, dem
Schönen gegenüber Standpunkt zu fassen und jedes dieser Gebiete
bringt neuen Aufschluß über sein Geheimnis, das so lange schon
die verschiedensten gelehrten Häupter beschäftigt.
Eine Wissenschaft, die tapfer in der dunkelsten terra incognita
forscht, die moderne Psychologie hat die allerüberraschendsten Er-
gebnisse zur Ergründung des Schönen geliefert.
Sie scheint auf dem richtigen Wege vorwärts zu drängen, experi-
mentell die Lebensnotwendigkeit der Sehnsucht zum Schönen für
entwicklungsfähige Wesen zu beweisen. Ihr kann es immer mehr
gelingen, die alte Qual aus der Welt zu schaffen, die angesichts
der irdischen Unvollkommenheiten im Zweifel an der Berechtigung
des Schönheitsempfindens bestand.
Die Beobachtungen an Personen im Trancezustand, also von Indivi-
duen, die nur abhängig sind von der elementaren Gewalt des Unter-
*) Leider ist es in diesem Buch nicht möglich, der Schönheitsforscher zu
gedenken, die sich auf diesem Gebiet in den letzten Jahren auszeichneten,
so erwünscht es wäre, wenigstens grüßend den Werken eines Lange,
Dessoir, Cohn zu danken, den geistvollen Anregungen Hermann Bahrs,
den Gedanken Hermann Obrists, den Arbeiten eines Faguet und Sizeranne
und anderer mehr.
258