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Gleichen-Rußwurm, Alexander
Schöne Frauen in sechzig Meisterbildern — Stuttgart: Verlag Julius Hoffmann, 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.65343#0009
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Geleitwort

In einer Reihe künstlerisch vollendeter Fraucnbildniffe werden die
Schönen lebendig, die einst sich schmückten, die liebten, heiß geliebt
wurden und verblühten wie die Blumen eines herrlichen Gartens.
Strenge Linien, noch von dem herben Zauber des Mittelalters um:
stossen,zeigen Antlitz und Gewand jener italienischen Damen des 1 5.Jahr-
Hunderts, unter denen die eleganteste Frau der Zeit, Beatrice d'Este,
besonders hervorragt. Einfach aber köstlich ist der Stil von Schmuck
und Kleid, sind Haltung und Ausdruck, festgehalten von würdiger
Künstlerhand.
Anders sind bereits die Frauen des 16. Jahrhunderts, üppig, heraus:
fordernder, stärker betont in Bezug auf weibliche Reize. Wohl hat das
Bildnis der Geliebten Raffaels noch den keuschen Zug seincrMadonnen,
aber im Auge flammt schon jene ursprüngliche Sinnlichkeit auf, die der
Renaissance den Zug von Kraft und Freude gegeben, der am lautesten
aus Tizians farbenprächtigen Bildern spricht. Mailand, Florenz, Rom,
Venedig — Steigerung des üppigen, von schönen Frauen umspielten
Daseins, das uns ewige Kunstwerke und ewig frohe Erinnerung als
Jungbrunnen geschenkt.
Wie anders sind die Bilder aus dem Zeitalter des Barock, Maria
Mancini, die Jugendgeliebte Ludwigs XIV., die schöne Margret Lemon,
von van Dyck gemalt, und Lady Bellasys aus der Galerie von Hamp:
ton Court, erinnern daran, daß die Frau begann, im Reich der Männer
fast unbeschränkt zu herrschen. Das Porträt der Maria Luisa von Tassis
führt die Gedanken in die Zeiten Wallensteins, Bilder von Rubens und
Rembrandt lasten mit Shakespeare sprechen: „Aus Fraucnaugen zieh'
ich diese Lehre — — — sie sind der Grund, das Buch, die hohe Schule,
aus der Prometheus echtes Feuer glüht."
Im 18. Jahrhundert — hohe Schule der Liebe, feinste Eleganz, geist:
volles Spielen mit Gedanken, mit Krieg und Frieden, mit Kunst und
Religion. Madame de Pompadour, von Boucher gemalt, enthüllt die
 
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