Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Glück, Heinrich
Die Kunst der Osmanen — Bibliothek der Kunstgeschichte, Band 45: Leipzig: Seemann, 1922

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.61190#0007
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Die Osmanen sind der Stamm, der die große, seit,
der zweiten Hälfte des ersten Jahrhunderts wäh-
rende türkische Völkerwanderung am weitesten nach
dem Westen vortrug und auf dem alten Kulturboden
von Byzanz vollendete. Größtenteils noch Nomaden,
traten sie das Erbe der kleinasiatischen Seldschuken
an. Ihre Macht war nicht allmählich aus der ihrer Vor-
gänger herausgewachsen, sondern bedeutet ein Neu-
einsetzen, das sich nur die Überlieferung ihrer Stammes-
brüder zunutze machte, ebenso wie nach der Erobe-
rung Konstantinopels die der byzantinischen Kultur.
So auch in der Kunst. Aber Seldschuken und Byzan-
tiner blieben nicht ihre einzige Quelle. Auch hier trat das
bei den islamischen Staatsgründungen übliche System
der Berufung fremder Künstler in Kraft. Noch auf
kleinasiatischem Boden hatte Murad I. (1358—89) die
Anfänge einer urwüchsigen Bauweise der Türken, von
der uns nur berichtet ist, daß sie einen massiven,
schwerfälligen Stil hatte, durch eine solche Organi-
sation repräsentierend ausgestaltet; Künstler wie Ilias
Ali, der Schöpfer der grünen Moschee in Isnik (Nicäa)
(1), ging zielbewußte Wege in der Auswahl des Frem-
den und Ausprägung des eigenen türkischen Gedankens.
Ob da in der kubischen Einfachheit des Baublocks noch
jener massive Stil der osmanischen Erstlingsbauten,
oder ob bereits das bewußte Aufgreifen der Bau- und
Dekorationsprinzipien der Seldschuken zur Geltung
kommt, wie in den Portalskulpturen (3) mag gleich-
gültig erscheinen, jedenfalls kommt schon hier der die
weitere Entwicklung bestimmende türkische Zug zum
Ausdruck. Wichtig ist festzustellen, daß die Osmanen
bereits vor dem Betreten Konstantinopels über aus-
geprägte Bautypen verfügten, sei es die aus der An-

B.D.K.4Ö

3
 
Annotationen