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Glück, Heinrich [Editor]; Strzygowski, Josef [Honoree]
Studien zur Kunst des Ostens: Josef Strzygowski zum sechzigsten Geburtstage von seinen Freunden und Schülern — Wien, Hellerau: Avalun-Verl., 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.61666#0221

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A. RO M DAHL, GÖTEBORG: VENDE LUND BYZANZ
BYZANTINISCH-ORIENTALISCHE EINFLÜSSE IN EINEM
SCHWEDISCHEN GRABFUND DER VÖLKERWANDERUNGSZEIT
Ebenso reich wie die Kunst des nordischen Eisenalters an Ornamentik ist, ebenso
arm ist sie an Figuren, Bildern von Menschen. Um so mehr interessieren uns die
wenigen Ausnahmen. Unter diesen sind wohl die Bronze-Platten der prachtvollen
Vendelhelme1 und die mit diesen im Motiv identischen Platten aus Torslunda auf
Öland die merkwürdigsten.
Es ist deshalb kein Wunder, daß dieser Bilderkreis das Interesse der Forscher ge-
fesselt und sie zu verschiedenen Deutungen und Hypothesen veranlaßt hat. Knut
Stjerna hat in seiner ausgezeichneten Abhandlung über die Helme und Schwerter
im Beowulf2 sich nicht mit einer scharfsinnigen und überzeugenden Zusammen-
stellung der Gegenstände in den Gräbern zu Vendei und der Schilderungen von
der Waffenpracht in dem altenglischen Gedichte begnügt, sondern auch versucht,
eine Übereinstimmung zwischen den Episoden der Sage und den Bildern der schwe-
dischen Helmplatten zu zeigen. Er sagt unter anderem: „Da ein Streit zwischen
einem gerüsteten Mann und einer gerüsteten, aber helmlosen Wölfin, welche während
eines gewissen Teiles des Kampfes das Übergewicht hat, ein Motiv ist, das in der
Literatur vielleicht nur in diesen beiden gleichzeitigen Beispielen vorkommt, sind
diese Analogien Beweise für die ursprüngliche Verwandtschaft zwischen den Tra-
ditionen, die dem angelsächsischen Dichter und dem öländischen Künstler (nämlich
dem Verfertiger jener Torslunda-Platte) vorgelegen haben.“ Es zeigt sich aber, daß
die Annahme Stjernas, daß dieses Motiv als Unikum oder als äußerst selten anzu-
sehen wäre, nicht begründet ist.
In einem Aufsatze in der Zeitschrift des schwedischen Altertumsvereins 1905 hat
Nils Sjöberg3 auf Mitteilung von Bernhard Salin ein gepreßtes Bronzeblech aus
Obrigheim (Museum Speier) abgebildet, das das Motiv des vor der Wölfin fliehen-
den Mannes wiedergibt. Weiter bildet Sjöberg die Wölfin einsam von einer Schwert-
scheide aus einem Grabe bei Gutenstein, Sigmaringen, ab und das ganze Motiv in
einem byzantinischen Relief aus Tusla in Kleinasien (jetzt Kaiser-Friedrich-Museum,
Berlin). Eine andere kleinasiatische Reliefplatte, gleichfalls abgebildet bei Sjöberg,
aus der Abhandlung von Strzygowski, Das byzantinische Relief aus Tusla4, stimmt
gewissermaßen mit dem Motiv einer anderen Torslunda-Platte überein, wo ein Mann
ein Ungeheuer mit Wolfskopf führt. Sjöberg zieht doch keine Schlüsse aus diesem

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