Technik
nicht mit zwei (Abb. 36), sondern mit drei und mehr Nuancen gearbeitet. Bestimmte
Regeln lassen sich nicht geben; Fähigkeit und Farbensinn des Wirkers bleiben allein
ausschlaggebend. Die Fälle, in denen es an technischem Können mangelt, sind auch in
alten Behängen leider allzuoft anzutreffen. Die Säulen erscheinen flach, mitunter sogar
gewellt oder gebuckelt.
Die „geschichteten Scbraffen" (hachures en battages) sind nur für schmale Bänder
verwendbar, etwa für einen Lanzenschaft, einen Stab, oder eine vorgewölbte Yolute.
Sie sind um so zweckmäßiger, je mehr sich die Linienführung von der Horizontalen
entfernt. Das Verfahren erzielt zwischen Schatten und Lichtton eine aus beiden Farben
zusammengesetzte Übergangszone; Abb. 37 illustriert den technischen Vorgang. A ist
die Licht-, B die Schattenfärbe. Der Wirker geht vom Hell zum Dunkel. Er beginnt
mit A und legt einen vollständigen Schuß. Der Faden B wird oberhalb befestigt
(croisiert) und vollzieht gleichfalls einen Einschlag. Die Schußweite ist so zu legen, daß
im normalen Falle die ganze Spanne gedrittelt wird. Bei 12 Kettfäden deckt Schuß A
acht Ketten von links nach rechts, B entsprechend die gleiche Zahl; d. h. die dunkle,
die helle und die Übergangszone fassen je ein Drittel der Breite. Soll der Lichteffekt
verstärkt oder abgeschwächt werden, ändert sich entsprechend die Einteilung.
Die Fortführung des Schusses ist aus der Abbildung ohne weiteres ersichtlich. Das
mehrfache Übereinandergreifen bedingt eine Auffüllung der beiden Farben A und B.
Wird die Arbeit niedergekämmt, entsteht das bereits erwähnte Bild. Statt zwei Farben
lassen sich auch drei und mehr verwenden.
Maßgebend bleibt stets, daß die Technik sich an das bereits aufgebaute Werk an-
lehnt. Abb. 38 bringt einen nach dem Grundsatze der geschichteten Schraffen durch-
geführten Volutenabschnitt (24).
Bereits mehrfach wurde auf die Schwierigkeit verwiesen, die sich der einheitlichen
Durchführung gleicher Farbenflecken entgegenstellt, die einesteils von der Länge des
Schusses, andernteils von der Eigenart des Litzenfaches abhängig ist. Ein einfaches
Beispiel — eine Volute — erläutert am schnellsten den technischen Vorgang ( Abb. 39).
Der Wirker muß stets darauf bedacht sein, daß jedes Fach sein freies Spiel behält,
d. h. er darf keine Flächen anlegen, die die Ketten derart überschneiden, daß ein System
ausgeschaltet wird, gewissermaßen ein toter Raum entsteht.
Der Meister beginnt mit dem Untergrunde bei 1, er fertigt sodann Teil 2 der Volute;
bei a—b entsteht der bekannte Schlitz. Ist das Volutenband sehr schmal, kommen nur
zwei Kettfäden als tragendes Moment in Frage, so wird es mit 1 verbunden, gemein-
sam durchgeführt. Es folgt Grund 3 bis zu der punktierten Linie /. Nach Auflegung
des Volutenteils 4 werden Grund 5 und die schmale Volute o mit entsprechender Bin-
dung fertiggestellt. Der gleiche Vorgang vollzieht sich bei Grund 6 und Volute 6. Erst
jetzt kann Grund 7 zur Ausführung kommen. Der untere Teil von 8 deckt genügend
Ketten, um die Bindung entbehren zu können; die schmale Hochführung (8) erfolgt
gemeinsam mit dem Grund (8). Grund 9 baut sich auf, verbunden mit dem Voluten-
teil 9. Auf 10 legt sich 11, der Grund 12 schließt den Reigen. Schon das an und für
sich sehr einfache Beispiel zeigt zur Genüge die Schwierigkeit einer kunstgerecht durch-
geführten Wirkerei. Die Arbeit vereinfacht sich sofort ganz wesentlich, wenn das Vo-
lutenband etwas breiter gewählt wird. Die lästigen Bindungen fielen fort, Nähte be-
seitigten die Schlitze an den Wendepunkten parallel zur Kette. Selbstverständlich sucht
der Wirker möglichst die Bindungen zu umgehen, er ändert eigenmächtig die Zeichnung,
sofern der Patronenmaler nicht schon verständnisvoll auf die technische Schwierigkeit
Rücksicht genommen hat. Drehen wir die Volute um 90°, d. h. erscheint sie liegend,
so gestaltet sich die Durchführung erheblich einfacher.
Von besonderem künstlerischem Interesse sind die sogenannten Konturenschlitze, in
Brüssels bester Zeit unendlich oft und fast stets mit gutem Erfolge verwandt. Die
Schlitz Wirkungen sind in erster Linie angebracht, wenn es gilt innerhalb ein und der-
selben oder einer nah verwandten Farbe, unabhängig von der Schraffenteclmik, charak-
teristische Linienführungen zu gewinnen. Soll z. B. der Tränensack des Auges unter-
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nicht mit zwei (Abb. 36), sondern mit drei und mehr Nuancen gearbeitet. Bestimmte
Regeln lassen sich nicht geben; Fähigkeit und Farbensinn des Wirkers bleiben allein
ausschlaggebend. Die Fälle, in denen es an technischem Können mangelt, sind auch in
alten Behängen leider allzuoft anzutreffen. Die Säulen erscheinen flach, mitunter sogar
gewellt oder gebuckelt.
Die „geschichteten Scbraffen" (hachures en battages) sind nur für schmale Bänder
verwendbar, etwa für einen Lanzenschaft, einen Stab, oder eine vorgewölbte Yolute.
Sie sind um so zweckmäßiger, je mehr sich die Linienführung von der Horizontalen
entfernt. Das Verfahren erzielt zwischen Schatten und Lichtton eine aus beiden Farben
zusammengesetzte Übergangszone; Abb. 37 illustriert den technischen Vorgang. A ist
die Licht-, B die Schattenfärbe. Der Wirker geht vom Hell zum Dunkel. Er beginnt
mit A und legt einen vollständigen Schuß. Der Faden B wird oberhalb befestigt
(croisiert) und vollzieht gleichfalls einen Einschlag. Die Schußweite ist so zu legen, daß
im normalen Falle die ganze Spanne gedrittelt wird. Bei 12 Kettfäden deckt Schuß A
acht Ketten von links nach rechts, B entsprechend die gleiche Zahl; d. h. die dunkle,
die helle und die Übergangszone fassen je ein Drittel der Breite. Soll der Lichteffekt
verstärkt oder abgeschwächt werden, ändert sich entsprechend die Einteilung.
Die Fortführung des Schusses ist aus der Abbildung ohne weiteres ersichtlich. Das
mehrfache Übereinandergreifen bedingt eine Auffüllung der beiden Farben A und B.
Wird die Arbeit niedergekämmt, entsteht das bereits erwähnte Bild. Statt zwei Farben
lassen sich auch drei und mehr verwenden.
Maßgebend bleibt stets, daß die Technik sich an das bereits aufgebaute Werk an-
lehnt. Abb. 38 bringt einen nach dem Grundsatze der geschichteten Schraffen durch-
geführten Volutenabschnitt (24).
Bereits mehrfach wurde auf die Schwierigkeit verwiesen, die sich der einheitlichen
Durchführung gleicher Farbenflecken entgegenstellt, die einesteils von der Länge des
Schusses, andernteils von der Eigenart des Litzenfaches abhängig ist. Ein einfaches
Beispiel — eine Volute — erläutert am schnellsten den technischen Vorgang ( Abb. 39).
Der Wirker muß stets darauf bedacht sein, daß jedes Fach sein freies Spiel behält,
d. h. er darf keine Flächen anlegen, die die Ketten derart überschneiden, daß ein System
ausgeschaltet wird, gewissermaßen ein toter Raum entsteht.
Der Meister beginnt mit dem Untergrunde bei 1, er fertigt sodann Teil 2 der Volute;
bei a—b entsteht der bekannte Schlitz. Ist das Volutenband sehr schmal, kommen nur
zwei Kettfäden als tragendes Moment in Frage, so wird es mit 1 verbunden, gemein-
sam durchgeführt. Es folgt Grund 3 bis zu der punktierten Linie /. Nach Auflegung
des Volutenteils 4 werden Grund 5 und die schmale Volute o mit entsprechender Bin-
dung fertiggestellt. Der gleiche Vorgang vollzieht sich bei Grund 6 und Volute 6. Erst
jetzt kann Grund 7 zur Ausführung kommen. Der untere Teil von 8 deckt genügend
Ketten, um die Bindung entbehren zu können; die schmale Hochführung (8) erfolgt
gemeinsam mit dem Grund (8). Grund 9 baut sich auf, verbunden mit dem Voluten-
teil 9. Auf 10 legt sich 11, der Grund 12 schließt den Reigen. Schon das an und für
sich sehr einfache Beispiel zeigt zur Genüge die Schwierigkeit einer kunstgerecht durch-
geführten Wirkerei. Die Arbeit vereinfacht sich sofort ganz wesentlich, wenn das Vo-
lutenband etwas breiter gewählt wird. Die lästigen Bindungen fielen fort, Nähte be-
seitigten die Schlitze an den Wendepunkten parallel zur Kette. Selbstverständlich sucht
der Wirker möglichst die Bindungen zu umgehen, er ändert eigenmächtig die Zeichnung,
sofern der Patronenmaler nicht schon verständnisvoll auf die technische Schwierigkeit
Rücksicht genommen hat. Drehen wir die Volute um 90°, d. h. erscheint sie liegend,
so gestaltet sich die Durchführung erheblich einfacher.
Von besonderem künstlerischem Interesse sind die sogenannten Konturenschlitze, in
Brüssels bester Zeit unendlich oft und fast stets mit gutem Erfolge verwandt. Die
Schlitz Wirkungen sind in erster Linie angebracht, wenn es gilt innerhalb ein und der-
selben oder einer nah verwandten Farbe, unabhängig von der Schraffenteclmik, charak-
teristische Linienführungen zu gewinnen. Soll z. B. der Tränensack des Auges unter-
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